Kreuzfahrtschiffe liegen an einer Anlegestelle in Passau
Bildrechte: BR/Patrick Viertl

Die Anlegestelle Passau-Lindau von oben

Per Mail sharen
Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Kontrolle auf dem Fluss: Wie sauber sind Kreuzfahrtschiffe?

Der Kreuzfahrttourismus boomt auf den bayerischen Flüssen. Doch mehr Gäste bedeuten auch mehr Abfall und Abwasser. Wie sauber sind die Schiffe? BR24 vor Ort hat Beamte der Wasserschutzpolizei Passau bei Kontrollen begleitet.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Niederbayern und Oberpfalz am .

Schichtbeginn für Georg Bauer, Hauptkommissar bei der Wasserschutzpolizei Passau. Mit seinem Kollegen Stefan Fuchs wird er an der Anlegestelle Passau-Lindau gleich einige Schiffe unter die Lupe nehmen. Besonders die Kläranlagen an Bord, die dafür sorgen sollen, dass nur sauberes Abwasser in die Donau gelassen wird.

Die Polizisten haben einen Koffer mit technischen Geräten dabei. Eine Art Mini-Labor. "Mit dem Analysekoffer können wir sehr schnell den CSB-Wert feststellen", erklärt Bauer. CSB ist die Abkürzung für Chemischer Sauerstoffbedarf und gilt als Parameter für die organische Belastung des Abwassers. Im Klartext: Ist der Grenzwert von 125 Milligramm pro Liter Abwasser überschritten, läuft die Kläranlage nicht einwandfrei. Die Folge: Schadstoffbelastetes Abwasser aus Küche, Toilette oder Restaurants gelangt in den Fluss.

Das "BR24 vor Ort"-Team war bei einer Schicht der Wasserschutzpolizei mit dabei – zu sehen in folgendem Video:

Kontrolle auf dem Fluss: Wie sauber sind Kreuzfahrtschiffe?
Bildrechte: BR
Artikel mit Video-InhaltenVideobeitrag

Kontrolle auf dem Fluss: Wie sauber sind Kreuzfahrtschiffe?

Die Polizisten betreten ein Fahrgastkabinenschiff aus Bratislava. Unangemeldet. Etwa 140 Gäste sind gerade von Bord gegangen, das Schiff wird für die nächste Fahrt bereit gemacht. Der ukrainische Kapitän und seine Besatzung geben sich locker. "Außer einem defekten Licht hatten wir noch nie ein Problem", sagt der Schiffsführer.

Die Dokumente scheinen auf den ersten Blick in Ordnung zu sein. Die Hauptkommissare Bauer und Fuchs gehen mit dem Maschinisten in den engen, stickigen Technikraum, in dem die Kläranlage eingebaut ist, und zapfen hier aus den Abwasserrohren einige Liter in verschiedene Plastikbehälter: "Die Kläranlage schaut ganz gut aus. Ob sie wirklich funktioniert, wissen wir nach der Analyse in etwa 40 Minuten", so Bauer.

400 Kontrollen, 200 Anzeigen

Nicht nur in Passau hat die Wasserschutzpolizei die Flusskreuzfahrtschiffe genau im Blick. Auf allen Streckenabschnitten von Main, Main-Donau-Kanal und Donau finden regelmäßig Kontrollen statt: 2023 wurden insgesamt 403 Fahrgastkabinenschiffe von der Wasserschutzpolizei überprüft. Dabei erfolgten rund 200 Anzeigen. Unter anderem, weil die Schiffe nicht über die ausreichende Mindestbesatzung verfügten oder das Bordbuch mangelhaft geführt war.

Ein großer Teil der Anzeigen erfolgte bei Kontrollen entlang der Donau (160 Kontrollen, 90 Anzeigen). In 15 Fällen standen die Verstöße in unmittelbarem Zusammenhang mit der jeweiligen Bordkläranlage, so das Ergebnis einer BR-Anfrage bei der Zentralstelle der Bayerischen Wasserschutzpolizei in Schwabach. Strafrechtliche Folgen hat das Einleiten von Abwasser aber selten: Nur die Staatsanwaltschaft in Bamberg kann zwei Ermittlungsverfahren nennen, bei denen es zu Verurteilungen wegen nicht ordnungsgemäß funktionierender Bordkläranlagen gekommen ist. Den Staatsanwaltschaften in Passau, Deggendorf, Regensburg, Nürnberg und Würzburg seien keine entsprechenden Ermittlungsverfahren bekannt, hieß es.

Imageverlust für Reedereien

Wenn das Klärsystem eines Schiffes nicht einwandfrei arbeite, könne das bereits an der Anlegestelle Konsequenzen für die Reederei haben, sagt der Passauer Wasserschutzpolizist, Georg Bauer. Bei Verstößen würde die Anlage schon mal außer Betrieb genommen und verplombt. Schlimmstenfalls könnten die Schiffe sogar stillgelegt werden. "Bußgelder und Strafverfahren sind das geringere Problem. Noch größer aber ist der Imageverlust, wenn sich das Schiff einer Reederei als Dreckschleuder herausstellt."

Bildrechte: Wasserschutzpolizei
Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Passt etwas nicht, wird die Kläranlage verplombt und gegen die Reederei ermittelt.

Passau: 25 Prozent mehr Schiffe als vor zehn Jahren

Kreuzfahrten auf den bayerischen Flüssen werden immer beliebter, wie eine BR-Abfrage bei den größeren Anlegestellen entlang von Donau, Main und Main-Donau-Kanal ergeben hat. Allein am Kai der Passauer Altstadt haben im vergangenen Jahr 2.306 Flusskreuzfahrtschiffe festgemacht. 25 Prozent mehr als noch vor zehn Jahren. Tendenz steigend auch in Bamberg: Hier rechnet man in diesem Jahr mit rund 800 Anlandungen. Das sind knapp 40 Prozent mehr als 2013.

Anwohner versuchen mit dem Boom klarzukommen. Karl-Heinz Hasenöhrl hat von seiner Terrasse aus einen tollen Blick auf die Donau und die Anlegestelle der Passauer Altstadt. Groß jammern wolle er nicht über das Mehraufkommen. Die Schifffahrt gehöre einfach zur Dreiflüssestadt, die Belästigungen hielten sich in Grenzen. Erlebnisse mit Schiffen, die auf dem Fluss Teppiche mit einer "undefinierbaren Masse" hinterließen, seien eher die Seltenheit. Was ihn und seinen Nachbarn nerve, seien die Tourismusströme durch die Altstadt. Hasenöhrls zusätzlicher Wunsch: "Schiffe mit laufenden Motoren sollten irgendwann mal Geschichte sein. Die sollten alle am Strom hängen."

Tendenz: Schiffe werden sauberer

Inzwischen liegt den Passauer Wasserschutzpolizisten das Ergebnis der Abwasserprobe aus dem Kreuzfahrtschiff aus Bratislava vor: 50 Milligramm pro Liter. Bauer: "Das ist deutlich unter dem Grenzwert. Das Schiff ist also sauber, die Anlage funktioniert." Keine Auffälligkeiten auch bei weiteren Kontrollen während dieser Schicht. Einen Treffer landen die Beamten allerdings einige Tage später: Beim Abwasser eines bulgarischen Fahrgastkabinenschiffs ist der Grenzwert um das Vierfache überschritten. Die Kläranlage wird verplombt und gegen die Reederei wird ermittelt.

Insgesamt seien die Probleme mit den Flusskreuzern aber weniger geworden. Reedereien hätten technisch aufgerüstet, schulen ihre Crews besser und tauschen zunehmend alte Kläranlagen gegen neue aus, so Bauers Erfahrungen. Fälle mit stinkenden Fäkalien, die ungeklärt in die Donau gelassen würden, seien die absolute Ausnahme. Außerdem habe die Wasserschutzpolizei mit den Schnellanalysen von Abwässern bessere Kontrollmöglichkeiten. "Seit etwa sieben Jahren schauen wir genauer auf die Kläranlagen der Schiffe auf der Donau. Damals mussten wir 40 bis 50 Prozent der Schiffe beanstanden. Mittlerweile sind es nur noch etwa fünf bis zehn Prozent", so Hauptkommissar Bauer. Die Tendenz scheint also zu stimmen.

Bildrechte: BR/Patrick Viertl
Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Die Beamten der Wasserschutzpolizei nehmen Proben.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!