Ein zerstörtes Unfallauto wird bei einer Präventionsveranstaltung der Polizei in Kolbermoor gezeigt
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Prävention der Polizei in Kolbermoor: ein Raser-Unfallauto soll abschrecken

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"Krass, das in echt zu sehen" - Autoposer-Prävention der Polizei

Der Herto-Park in Kolbermoor ist ein Szenetreffpunkt für "Autoposer". PS-starke Fahrzeuge, extremes Beschleunigen, rasantes Fahren - damit möchten die überwiegend jungen Männer beeindrucken. Die Polizei versucht, vorbeugend ins Gespräch zu kommen.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Oberbayern am .

Wochenende, Abendstunden, Herto-Park in Kolbermoor: Seit Jahren trifft sich hier die Autoposer- und Tuning-Szene. Insbesondere in sommerlichen Nächten und an Wochenenden sind viele junge Fahranfänger mit meist PS-starken Fahrzeugen unterwegs. Das Ziel: Passanten und Freunde durch starkes Beschleunigen, rasante Fahrweisen und bewusst lautes Fahren zu beeindrucken. Viele fühlen sich dadurch aber belästigt. Jede Nacht gibt es laut Polizei Beschwerden wegen Ruhestörung. Und es kann durchaus gefährlich werden. Für die Fahrer selbst, aber auch für Umstehende.

Unfallauto wird als abschreckendes Beispiel gezeigt

Mitten unter die Tuner und Poser in Kolbermoor hat sich am Wochenende die Polizei gemischt. Mit einer Präventionsveranstaltung wollen die Beamten der Polizeiinspektion Bad Aibling ins Gespräch kommen, sensibilisieren, abschrecken. Das Herzstück der Veranstaltung ist ein roter Audi. Vollkommen zerstört. Ein "echtes" Unfallauto. 2018 ist ein 27-Jähriger damit im Bayerischen Wald ein illegales Rennen gefahren. Mit bis zu 200 km/h auf einer kurvigen Bergstrecke. Der Raser verlor die Kontrolle und prallte frontal in ein entgegenkommendes Auto. Dessen Fahrer, ein 38-jähriger Vater von zwei Kindern, wurde getötet. Sein 10 Jahre alter Sohn auf dem Beifahrersitz schwerstverletzt. Er kämpfte sich mühsam zurück ins Leben, ist seit dem Unfall behindert.

Auf Schautafeln und in einem Video wird der genaue Unfallhergang geschildert. Auch die Witwe des Getöteten kommt zu Wort. Ebenso gibt es Zitate von beispielsweise Einsatzkräften, die noch heute vom Unfall gezeichnet sind.

"Krass" sei es, so etwas mal ganz nah und in echt zu sehen, nicht nur auf Fotos, finden viele der Anwesenden. Sie zeigen sich schockiert, betroffen, nachdenklich. "Man ist jung, man fährt öfter mal sportlich", reflektieren einige selbstkritisch. Ein 19-Jähriger, der der Autotuner-Szene angehört, betont, man müsse seine Grenzen kennen. Andere weisen darauf hin, dass sie nur auf Autobahnen oder Rennstrecken Vollgas geben würden.

Nicht angepasste Geschwindigkeit ist Unfallursache Nummer eins

Manuel Schlosser von der Bad Aiblinger Polizei hat die Präventionsveranstaltung organisiert. Er ist positiv überrascht, dass so viele junge Frauen und Männer, viele offensichtlich Fahranfänger, vorbeischauen. "Genau die Leute, die wir ansprechen wollen", freut sich der Dienstgruppenleiter. "Verkehrsteilnehmer zwischen 18 und 24 Jahre alt, die jung und natürlich unerfahren sind beim Thema Auto. Speziell in den Abend- und Nachtstunden und am Wochenende, da sind die Zeiten, wo die Jungen unterwegs sind auf der Straße. Statistiken zeigen, dass die nicht angepasste Geschwindigkeit immer noch Unfallursache Nummer eins ist."

Oft werde der Polizei vorgeworfen, sie wolle die Tuner gängeln und werfe alle in einen Topf. Das stimmt so aber nicht, betont Manuel Schlosser. Der Polizei sei durchaus bewusst, dass die Tuner, also Fahrzeughalter, die laut Manuel Schlosser viel Mühe und Geld in ihre Fahrzeuge stecken und in der Regel ihre An- und Umbauten offiziell eintragen, "dass die sich auch an die Verkehrsregeln halten".

Die Autoposer dagegen seien junge Verkehrsteilnehmer, die sich in oftmals geleaste PS-starke Autos setzen und "einfach mal das Gaspedal aufreißen. Das sind die, hinter denen wir her sind, die aus dem Verkehr gezogen werden müssen, weil sie sich und andere gefährden", so der Polizist.

"Das brennt sich ein im Kopf"

Durch die Präventionsveranstaltung könne die Polizei selbstverständlich nicht jeden erreichen. Manche der Autoposer seien uneinsichtige Wiederholungstäter, bei denen laut Schlosser ohnehin irgendwann das Wort nicht mehr reiche. Dann müsse es über den Geldbeutel oder am Ende sogar die Freiheitsstrafe geregelt werden. Doch der erfahrene Polizist und seine Kolleginnen und Kollegen sind sehr zufrieden mit ihrer Autoposer-Präventionsveranstaltung im Herto-Park. Für viele reiche es schon, das völlig demolierte Unfallauto anzuschauen. Zu sehen, was in wenigen Sekunden passieren kann. "Das brennt sich schon ein im Kopf", so Schlosser. Und genau das will die Polizei erreichen.

Zumindest an diesem Abend haben die Prävention und Präsenz der Polizei rund um den Herto-Park auch Wirkung gezeigt. Bei Kontrollen wurde kein einziger Autoposer beanstandet.

"Autoposer"-Prävention der Polizei in Bad Aibling
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"Autoposer"-Prävention der Polizei in Bad Aibling

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