"Das Projekt Bergung ist sicher gescheitert", sagte der Präsident des Schiffsbergevereins, Silvan Paganini, in einem Livestream des Schweizer Senders "Blick TV". Das Wrack des Dampfschiffs "Säntis" wird wohl weiter am Grund des Bodensees versunken bleiben. Trotzdem zeigte sich Paganini auch erleichtert, denn wichtig sei, dass niemand verletzt wurde. Paganini erklärte, die Bergeplattform sei unbrauchbar, er sprach von einem Riesenverlust.
Bremse der Bergeplattform löst sich
Gegen Mittag war die für die Bergung enorm wichtige Stahlplattform unkontrolliert in die Tiefe gerauscht. Laut Silvan Paganini hatte sich auf dem Bergeschiff "Mary" ein Bremssystem für ein Stahlseil an einer Kabeltrommel gelöst. Die Stahlplattform nahm Geschwindigkeit auf, auch zwei weitere Bremssysteme konnten den schnellen Fall nicht aufhalten. Es sei nicht mehr gelungen, die nach unten rauschende 25 Tonnen schwere Stahlplattform zu bremsen, so Paganini.
Hebekonstruktion für die "Säntis" ist zerstört
Die Plattform sollte eigentlich langsam und kontrolliert absinken und auf das Wrack aufgesetzt werden. Später hätte sie mit Luft befüllt werden sollen, um so die "Säntis" an die Oberfläche zu bringen. In rund 210 Metern Tiefe waren nach dem Abrutschen der Plattform auf Bildern des Tauchroboters Stahlkabel am Grund zu sehen. Hebesäcke lagen auf dem Deck des Wracks und hatten sich teils um die Stahlstreben der Plattform gewickelt. Ein Längsträger scheint gebrochen zu sein. Ein Tank wurde zusammengedrückt und liegt auf dem Deck des Wracks. Schläuche für die Luftzuleitungen sind gequetscht worden und Ventile abgerissen.
Schiffsbergeverein will Aufräumaktion organisieren
Jetzt gehe es darum, zu analysieren und später eine Aufräumaktion am Wrack der "Säntis" zu starten, so Präsident Paganini. Das Team des Schiffsbergevereins will nun überlegen, wie es möglich ist, das Material zu bergen. Rund zwei Jahre hatten sie an der Aktion getüftelt.
Die Bergung an diesem Wochenende war der zweite Versuch, nachdem die eigentlich für Mitte April geplante Bergung wegen technischer Schwierigkeiten und ungünstiger Wetterbedingungen verschoben werden musste. Das Team des Schiffsbergevereins besteht aus vielen ehrenamtlichen Helfern, das Projekt finanziert sich durch Spenden und viele Firmen weltweit, die Material und Know-how zur Verfügung stellen.
"Säntis" sollte ausgestellt werden
Das Dampfschiff "Säntis" war ab 1892 gut vier Jahrzehnte lang auf dem Bodensee unterwegs gewesen. Waren und Menschen wurden mit dem fast 50 Meter langen Schaufelraddampfer zwischen Romanshorn, Friedrichshafen, Lindau und Bregenz über den Bodensee gefahren. Rund 400 Plätze gab es für Passagiere. Um die Kosten der Verschrottung zu sparen, wurde die "Säntis" 1933 im See versenkt. Vergangenes Jahr hatte der Schiffsbergeverein das Wrack für einen symbolischen Franken von der Schweizerischen Bodensee-Schifffahrt AG (SBS) gekauft, der es ab Mitte der 1990er-Jahre gehört hatte. Der Verein wollte die "Säntis" nach der Bergung konservieren, um das Schiff der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
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