In Ballen gepresster Aluminiumabfall aus der Gelben Tonne liegt in einer Halle der Recyclingfirma PreZero Pyral (Symbolbild).
Bildrechte: Bayerischer Rundfunk 2024
Audiobeitrag

In Ballen gepresster Aluminiumabfall aus der Gelben Tonne liegt in einer Halle der Recyclingfirma PreZero Pyral (Symbolbild).

Audiobeitrag
>

Gegen Rohstoffmangel: So funktioniert Kreislaufwirtschaft

Gegen Rohstoffmangel: So funktioniert Kreislaufwirtschaft

Seltene Erden, Kupfer und inzwischen sogar Sand: Viele Rohstoffe werden knapp. Trotzdem wirft man sie nach einmaligem Gebrauch oft weg. Sie wiederzuverwenden, ist darum das Ziel. Der Weg dorthin könnte eine funktionierende Kreislaufwirtschaft sein.

Über dieses Thema berichtet: radioWelt am .

Wer erinnert sich noch? Früher haben viele Europäer über die verrückten Deutschen gelacht, die ihren Müll trennen, nach Papier, Plastik, Metall und Glas. Heute machen es etliche Staaten in Europa längst besser als die Deutschen.

Andere haben eine bessere Recyclingquote

Die recycelten Abfälle im Verhältnis zu allen Rohstoffen, die die Wirtschaft verbraucht oder verarbeitet: Daraus ergibt sich eine Zahl, die in allen Ländern Europas erhoben wird - die Recyclingquote. Sie besagt, wie hoch der Anteil an wiederverwerteten Materialien im Land ist.

So lassen sich die EU-Länder untereinander vergleichen und das ist für den Ex-Mülltrennungs-Weltmeister Deutschland nicht gerade schmeichelhaft: Mit 13 Prozent liegt die Bundesrepublik nur im europäischen Durchschnitt. Viel besser ist zum Beispiel Italien mit 18 Prozent oder Frankreich mit 20 Prozent.

Europameister sind die Niederlande mit 34 Prozent. Dazu kommt: In all diesen Ländern steigt die Recyclingquote kontinuierlich, in Deutschland stagniert sie. Für Bayern liegen bisher kaum genauere Zahlen vor, wie ein Sprecher des bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz sagt.

Kreislaufwirtschaft ist gar nicht so einfach

Besuch in einer Müllverbrennungsanlage im Münchner Norden: Wie eine riesige Roboterhand krallt sich der Greifer in den Haufen und wirft aufs Neue viele hundert Kilo Müll ins Feuer des Brennraums. Doch darin enthalten sind noch viele wertvolle Rohstoffe wie Kunststoffe oder Aluminium, die man auch wiederverwenden könnte. Stattdessen werden sie verbrannt.

In Müllverbrennungsanlagen wird zwar schon heute Energie daraus gewonnen, doch besser wäre es, die Stoffe wiederzuverwerten. Das ist aber oft nicht möglich. Einer der Gründe: In vielen Produkten sind die Einzelkomponenten so fest miteinander verbunden, dass sie kaum noch zu trennen sind – und verbrannt werden müssen.

Produkte aus nur einem Rohstoff

Ein Weg, die Verschwendung von Rohstoffen zu reduzieren, ist der Einsatz von Monomaterial. Das bedeutet, ein Produkt wird aus nur einem Material hergestellt. Der Verpackungsmaterialhersteller Linhardt aus Viechtach ist hier schon weit und hat auch schon einige Preise gewonnen. August Wanninger, Leiter für Nachhaltigkeit und Innovation, hält eine Zahnpastatube in der Hand. Sie besteht nur aus einem Rohstoff: recyceltes Aluminium, sogar der Schraubverschluss.

Bei allen anderen Herstellern ist der noch aus Plastik. August Wanninger sagt, Ziel sei, künftig alle Produkte so herzustellen. Also: Monomaterial einsetzen, damit der Verbraucher sich nicht jedes Mal beim Wegwerfen fragen müsse: "Wo muss ich es eigentlich hinschmeißen, in den Kunststoffabfall, in den Aluabfall?" Dann ergebe die Mülltrennung auch wirklich Sinn und erleichtert zusätzlich die Wiederverwendung.

Müllvermeidung ist auch Sicherheitspolitik

Unternehmen dabei zu unterstützen, die Kreislaufwirtschaft umzusetzen, das ist die Aufgabe des bayerischen Ressourceneffizienzzentrums. Nach eigenen Angaben will es "zentrale Informations- und Wissenstransferdrehscheibe für die betriebliche Rohstoff- und Materialeffizienz in Bayern" sein. Die Staatsregierung hat damit aber nicht nur den Umweltschutz im Auge.

Der bayerische Umwelt- und Verbraucherschutzminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) betont, dass Bayern "als rohstoffarmes Land eigentlich alles, was wir wiederverwenden können, auch wiederverwenden müssen, um nicht auch in diese Falle zu laufen, dass wir bei der Produktherstellung abhängig sind von anderen Ländern". Corona etwa habe es gezeigt, als der Welthandel plötzlich zusammenbrach und damit auch die Industrieproduktion – oder der Ukrainekrieg, als Europa die Gaslieferungen aus Russland stoppte.

Beim Hausmüll sieht es besser aus

In der EU werden jedes Jahr 2,2 Milliarden Tonnen Abfall erzeugt. Etwa 600 Millionen Tonnen, also etwa ein Viertel davon, sind sogenannte Siedlungsabfälle, sie kommen also mehrheitlich aus Privathaushalten. In diesem Teilbereich sind die Deutschen tatsächlich Europameister: 71,1 Prozent des Siedlungsmülls wird recycelt.

Mit 68 Prozent liegt Bayern hier unter dem deutschen Durchschnitt, aber immerhin noch deutlich über dem europäischen Durchschnitt von 49,6 Prozent.

Recycling kann sich rechnen

Gegen den Deutschland- und Bayerntrend schwimmt hier offenbar der Verpackungsmaterialhersteller Linhardt aus Viechtach. Sie seien mit der Kreislaufwirtschaft sehr zufrieden, betont August Wanninger: “Dass wir mit unseren Produkten auch wirklich neue Kunden heranziehen konnten und unser Geschäft auch damit ausbauen können, darauf sind wir stolz." Kreislaufwirtschaft kann sich also durchaus auch finanziell lohnen: Die Tuben und Döschen aus Viechtach sind zwar etwas teurer, aber sie sparen Rohstoffe – und werden gekauft.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht's zur Anmeldung!