Ein Schild mit rotem Kreuz weist den Weg zu einem Klinikum.
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Länderübergreifende Klinik im Westallgäu wohl vor dem Aus

Länderübergreifende Klinik im Westallgäu wohl vor dem Aus

Ein Gutachten sieht Bedarf für ein neues Krankenhaus im Westallgäu. Drei kleinere Kliniken könnten darin aufgehen. Zwei Jahre arbeiten länderübergreifend alle Akteure zusammen – bis aus Baden-Württemberg ein Brief kommt. Er könnte das Aus bedeuten.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Schwaben am .

Ein mögliches neues Krankenhaus im Westallgäu könnte bereits vor dem Aus stehen, bevor eine Diskussion darüber überhaupt richtig in Gang gekommen ist. Grund ist ein Brief von Baden-Württembergs Gesundheitsminister Manfred Lucha (Bündnis 90/Die Grünen) an den Ravensburger Landrat Harald Sievers (CDU), der dem BR vorliegt. Darin nimmt Lucha Abstand von einem Gutachten, das eine neue Klinik in der Region vorgeschlagen hatte. Dabei liegt das Gutachten dem Ravensburger Kreistag überhaupt noch nicht vor.

Lindauer Landrat überrascht

Auf bayerischer Seite zeigte sich der Lindauer Landrat Elmar Stegmann (CSU) überrascht und sprach von einer "Basta-Politik" Luchas. Dem BR sagte er, es habe all die Zeit keinerlei Anzeichen seitens des Landes Baden-Württemberg in diese Richtung gegeben: "Ganz im Gegenteil: Wir arbeiten hier auch auf kommunaler Ebene mit dem Landkreis Ravensburg und der dortigen Oberschwabenklinik sehr gut zusammen, sind in regelmäßigem Austausch. Es gibt eine große Offenheit und ein großes Interesse dieses Gutachten so weiterzuverfolgen." Die Initiative für das Gutachten sei ursprünglich einmal von Lucha selbst sowie vom damaligen bayerischen Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) ausgegangen.

Länderübergreifendes Gutachten beauftragt

Vor dem Hintergrund der Insolvenz der Lindenberger Rotkreuzklinik war nach Absprachen der Gesundheitsministerien Bayerns (damals Holetschek) und Baden-Württembergs (Manfred Lucha) das Gutachten in Auftrag gegeben worden. Ziel war es, über die Ländergrenzen hinweg den Bedarf an Krankenhäusern für die gesamte Region vom Bodensee bis ins Westallgäu zu ermitteln.

Ergebnis: Eine neue Klinik in der Region könnte für eine zukunftsfähige Gesundheitsversorgung sinnvoll sein. Als möglicher Standort war Hergatz im Landkreis Lindau vorgeschlagen worden. Wohl, weil die Gemeinde gut erreichbar ist. Letztlich ist der Standort aber offen und wäre Gegenstand der politischen Diskussion.

Drei Krankenhäuser hätten schließlich darin aufgehen sollen: Die Lindauer Asklepios-Klinik, die Oberschwabenklinik (OSK) in Wangen im Allgäu im baden-württembergischen Kreis Ravensburg, sowie die inzwischen insolvente Rotkreuzklinik in Lindenberg im Kreis Lindau. Sie wird derzeit von der Schwesternschaft München im Roten Kreuz abgewickelt. Patienten rund um Lindenberg sind deshalb gezwungen sich in Wangen, Lindau oder Immenstadt behandeln zu lassen; die Anfahrten für Rettungsdienste haben sich teils verlängert.

Lucha hält Neubau nicht für notwendig

Deshalb wollten bislang alle Beteiligten aus Bayern, Baden-Württemberg und aus den beiden betroffenen Landkreisen die stationäre Krankenhausversorgung neu aufstellen. Das Gutachten sieht einen Bedarf an 258 bis 288 Planbetten in einer neuen Klinik. Dazu schreibt aber Gesundheitsminister Lucha: "Aus krankenhausplanerischer Sicht halten wir ein Neubauvorhaben dieser Größenordnung im Westallgäu nicht für bedarfsnotwendig."

Aus Sicht des Gesundheitsministeriums sei es stattdessen zweckmäßig, den Standort Wangen eher in den Blick zu nehmen. Allerdings ist auch die OSK defizitär und hat einen enormen Investitionsbedarf. Außerdem soll das Gutachten heute dem Ravensburger Kreistag überhaupt erst vorgestellt werden. Landrat Sievers wollte sich dazu auf Anfrage vorab nicht äußern.

Lindau will Gespräche fortsetzen

Lindaus Landrat Elmar Stegmann kritisierte deshalb auch den Zeitpunkt des Briefes: "Insofern finde ich es umso trauriger, wenn ein Minister, bevor überhaupt die Kreispolitik die Chance hatte sich mit diesem Gutachten auseinanderzusetzen, das Ganze vom Tisch wischt." Er zeigte sich enttäuscht und sagte, das Gutachten habe wertvolle Informationen geliefert. Deshalb solle man an dem Thema dranbleiben. "Wir werden trotzdem jetzt natürlich die Gespräche fortsetzen."

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