Sparen ja, aber wo? Diese Frage treibt die evangelische Kirche in Bayern (ELKB) um. Dass nicht mehr alles finanziert werden kann, ist den Teilnehmenden der Landessynode, quasi das Kirchenparlament der evangelischen Christen, bewusst. Auf ihrem Treffen in Amberg wies der Finanzchef der evangelischen Landeskirche Patrick de La Lanne auf ein Defizit von mehr als 83 Millionen Euro im vergangenen Jahr hin.
Wie die Kassenlage dieses Jahr ist, sei noch nicht klar, im kommenden Jahr bräuchte es jedoch weitere Einsparungen von zwei Prozent, so der Finanzleiter. Richtig einschlagen werden die geringeren Einnahmen bei der Kirchensteuer durch weniger Kirchenmitglieder dann aber vor allem ab den Jahren 2026 und 2027. "Darauf müssen wir uns vorbereiten", sagte de La Lanne.
Landesbischof: Große Veränderungen in der Kirche bis 2040
Auch der bayerische Landesbischof Christian Kopp hatte es in seinem Bericht beschworen: "2025 ist in unserer Kirche ein Jahr der Entscheidungen", sagte Kopp vor den mehr als 100 Kirchenparlamentariern. "Diese Kirche wird 2040 eine andere sein."
Kopp verwies in seinem Bericht auf die sinkenden Mitgliederzahlen, die sich von derzeit rund 2,1 Millionen in Bayern in den kommenden 15 Jahren auf etwa die Hälfte reduzieren wird: "Wir müssen diese andere Kirche jetzt in den Blick nehmen und jetzt mutige Entscheidungen treffen."
Reihe von Sparmaßnahmen wird diskutiert
Eine Reihe von Sparmaßnahmen werden bis Mittwoch durchdiskutiert und dann auch entschieden. Zum Beispiel im Bereich Immobilien: "Mit dem Geld, das wir heute zur Verfügung haben, können wir die vielen Gebäude, die wir in der Vergangenheit mit sehr viel mehr Geld unterhalten und auch immer wieder renoviert haben, nicht mehr erhalten", so der Landesbischof im Gespräch mit BR24. Der Bestand der Gebäude, für die man als Kirche Geld aufwende, müsse bis 2035 halbiert werden.
Kopp mahnte eine "intelligente Nutzung" an, denn in den Gebäuden steckten viele Herausforderungen in puncto Klima-Verantwortung. Ebenso soll es in der Verwaltung der Kirchengemeinden Einschnitte geben: Aus bisher sechs Kirchenkreise sollen vier werden. Die Synode will zudem ein Gesetz beschließen, mit dem sie sich selbst verkleinert: von 108 auf 75 Synodale.
Nachdenken über Kürzung bei Diakonie sorgt für Kritik
In der öffentlichen Diskussion war zu spüren, dass jeder einzelne Punkt, der eingespart werden könnte, auch Gegner der einzelnen Sparmaßnahmen auf den Plan ruft. Viele Teilnehmer spüren, dass es finanziell mittlerweile ans Eingemachte geht. Immer wieder wurde auf die Bedeutung der Diakonie hingewiesen.
Als der Vorsitzende des Finanzausschusses der Synode, Joachim Pietzcker, über Kürzungen bei den 32 Millionen Euro an Zuschüssen für die Diakonie nachdenkt, äußerten mehrere Teilnehmer der Synode Kritik. Zum Hintergrund: Die meisten Leistungen der Diakonie werden vom Staat refinanziert, der Haushalt der evangelischen Diakonie beträgt rund fünf Milliarden Euro. Die Landeskirche bezahlt Beratungen, die nicht staatlich refinanziert werden.
Nicht auf der Agenda: das Thema Missbrauch
Nicht auf der Agenda der Herbstsynode steht das Thema Missbrauch. Das habe zeitliche Gründe, sagt die Synodalpräsidentin Annekathrin Preidel. Erst vor zwei Wochen hatte die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) ein neues Entschädigungsmodell beschlossen. Die Zeit, um darüber substanziell auf der Landessynode zu sprechen, sei zu kurz gewesen, so Preidel.
In seinem Bericht sagte der Landesbischof, er würde eine unabhängige bayerische Aufarbeitungskommission zu sexuellem Missbrauch vonseiten des Landtags begrüßen, ebenso einen möglichen Landesbeauftragten gegen Gewalt in Institutionen.
Mit Informationen von epd und dpa
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