Beim derzeit laufenden Herbsttreffen der Landessynode in Amberg berät die Evangelische Kirche in Bayern über zahlreiche Sparvorhaben. So will das Kirchenparlament die Tagungshäuser und Bildungszentren auf den Prüfstand stellen, mit Blick auf die schrumpfende Mitgliederzahl. "Wie viele Häuser braucht eine kleinere Kirche? Wie viele Tagungshäuser, wie viele Gemeindehäuser, wie viele Pfarrhäuser?" Darüber müsse man reden, so Landesbischof Christan Kopp in seinem ersten Auftritt vor dem evangelischen Kirchenparlament.
- BR24 Podcast Thema des Tages: Welche Rolle spielt die Kirche im Leben der Menschen noch?
Manche Häuser schließen, andere brauchen neue Konzepte
Das Aus für das Tagungshaus Wildbad in Rothenburg ob der Tauber ist schon beschlossen. Andere Häuser wie die am Hesselberg in Mittelfranken, in Josefstal am Schliersee oder auch im Schloss von Tutzing in Oberbayern sollen zum Teil mit anderen Konzepten weitergeführt werden. Auch Pfarrhäuser und Gemeindezentren könnten zusammengelegt werden.
Dies sei "schmerzlich", gerade für die betroffenen Regionen, sagte Walter Schnell, Vizepräsident der Synode. Aber nur weil sich die Kirche zurückziehe, müsse das nicht das Aus für die jeweiligen Häuser bedeuten. Schnell appellierte an die Menschen vor Ort, um die Häuser "zu kämpfen" und mögliche Investoren zu finden.
Neue Orte für Spiritualität und Stille gesucht
Umgekehrt betont Landesbischof Christian Kopp, dass neue Orte der Kontemplation eingerichtet werden könnten. "Die Menschen haben eine Sehnsucht nach Stille. Die Welt ist sehr laut. Deshalb würde ich mir eigentlich wünschen, dass jede Kirchengemeinde ein 'Kompaktseminar Stille' im Angebot hat."
Stille ist eine Art "kleinster gemeinsamer Nenner" in Punkto Spiritualität, mit dem man hofft, sogar Atheisten ansprechen zu können, wenn es etwa um Schweigeminuten geht. Das ist eine der Ideen, wie die evangelische Kirche in Bayern mehr auf die Menschen zugehen könnte - denn dass die Menschen von sich aus zur Kirche kommen, wird längst nicht mehr erwartet.
In einem Impulspapier zum Thema Spiritualität, das die 108 Synodalen als "Kirchenparlament" beschließen wollen, bewegt man sich daher auch aus den Kirchenmauern heraus und sucht neue Orte. An einem Ort gebe es zum Beispiel "einen Weinberg mit Haus, den man gestalten könnte", sagt Synodalpräsidentin Annekathrin Preidel. Sie persönlich könne sich dort einen Ort wie Taizé in Frankreich vorstellen, ein spiritueller ökumenischer Treffpunkt vor allem für junge Menschen aus aller Welt. Aber auch Gottesdienste in Wäldern oder an Flüssen, oder religiöse Impulse bei Fußballspielen in Stadien sind für die Kirchenvertreter vorstellbar.
Wichtig: Jugendprojekte und Klimaschutz
Bei einem Punkt wolle man auf keinem Fall den Rotstift ansetzen: bei der Arbeit für und mit Kindern und Jugendlichen. "Wir wollen stark an ihrer Seite bleiben, sie unterstützen", sagte Landesbischof Kopp. Das gelte für den Konfirmandenunterricht, könne aber auch zu Projekten wie der Schaffung einer "Kinderkathedrale" führen.
Acht Millionen Euro sollen in Klimaschutzmaßnahmen fließen. Dazu zählen die Sanierung alter Kirchengebäude, aber auch das Vorantreiben der E-Mobilität im kirchlichen Umfeld. Man wolle "das Beste für die Menschen" erreichen, betonte Landesbischof Christian Kopp. Die Bereitschaft dafür erlebe er in den Gesprächen mit den Haupt- und Ehrenamtlichen in der Kirche.
50 Millionen Euro fehlen heuer
Durch den Mitgliederschwund fehlen allein in diesem Jahr 50 Millionen Euro Kirchensteuereinnahmen; es werden wahrscheinlich 755 Millionen Euro statt wie erwartet 805 Millionen Euro sein. Aktuell kann das durch Einnahmen aus Aktien und anderen Anlagen ausgeglichen werden. Insgesamt 190 Millionen Euro will die Landeskirche bis 2030 einsparen. Bis Mittwoch noch tagt das evangelische Kirchenparlament in Amberg.
Mit Informationen von epd und dpa.
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