Susanne Bammessel und Thomas Amberg stehen vor drei schwarzen Tafeln der Kunstaktion "Before I die".
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Susanne Bammessel und Thomas Amberg vor der Kunstaktion "Before I die"

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Leben, Lieben, Lachen: Was ist dein größter Wunsch vor dem Tod?

Leben, Lieben, Lachen: Was ist dein größter Wunsch vor dem Tod?

Kaum jemand beschäftigt sich gerne mit Krankheit oder Tod. Dabei kann man das auch auf humorvolle Weise - was oft bereichernd und hilfreich ist. Das will das Nürnberger Hospiz-Team mit einem Kunstprojekt zeigen: Was ist dein Wunsch, bevor du stirbst?

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Franken am .

"Bevor ich sterbe, möchte ich …" – diesen Satz vervollständigt jeder auf eine andere Art, ob in Gedanken oder auf den Kreidetafeln auf dem Nürnberger Hauptmarkt. Manche schreiben, dass sie gerne noch eine schöne Reise unternehmen möchten, andere wünschen sich ein versöhnliches Treffen mit der Familie.

Die Wünsche und Hoffnungen, die wir vor unserem Tod noch haben, sind so vielfältig wie wir Menschen selbst. Am Welthospiztag hat das Hospiz-Team Nürnberg daher Passanten, Touristen und Stadtbummelnde eingeladen, mitten im Trubel der Innenstadt über die eigene Sterblichkeit nachzudenken – auch auf eine humorvolle Weise.

Nichts aufschieben, sondern machen

Initiiert wurde das Projekt "Before I die" ursprünglich 2011 von der US-amerikanischen Künstlerin Candy Chang in New Orleans, nachdem sie eine enge Freundin verloren hatte. Es versteht sich als globales Kunstprojekt im Sinne eines modernen "Memento mori", bei dem jeder die Dinge reflektieren kann, die ihm wichtig sind. Denn im Alltag fehlen dafür oft Zeit und Raum.

Während eines Einkaufsbummels bleiben Passanten und Passantinnen vor den Tafeln stehen, nehmen einen der bunten Kreidestifte und schreiben Sätze wie: "Bevor ich sterbe, möchte ich zu Fuß über die Alpen wandern." Der Mann, der dies schreibt, wünscht sich eine Auszeit, in der er sich selber näherkommen kann. "Das ist etwas, das im Alltag zu kurz kommt", sagt er nachdenklich. Ein anderer ergänzt, dass es für ihn am Wichtigsten sei, dass er niemals sagen müsse: "Hätte ich doch…". Daher sei es am besten, wenn man nichts aufschiebe, sondern alles mache, solange man noch die Möglichkeit dazu habe.

Leben, Lieben, Lachen – der häufigste Wunsch

Ein Wunsch, den viele auf die Tafeln schreiben, lautet: Leben, Lieben, Lachen. Auch für Susanne Bammessel ist es das, was ihr im Hier und Jetzt am Wichtigsten ist. Sie arbeitet als Pfarrerin im Seelsorge-Team des Nürnberger Klinikums und begleitet Menschen bei Krankheit und Tod. "Dass wir sterben müssen, ist das Allermenschlichste, das wir alle vor uns haben. Doch es überrascht mich immer wieder, wie stark dieses Thema verdrängt wird", sagt Susanne Bammessel. Auch wenn diese Kunstaktion vom Tod handle, so sei sie doch ganz stark dem Leben zugewandt. Für Thomas Amberg, Leiter von "Brücke Köprü" bei der bayerischen Landeskirche, soll die Kunstaktion zu einem Leben im Hier und Jetzt ermutigen und dafür sensibilisieren, die Schönheit des Lebens wahrzunehmen.

Humor am Lebensende verbindet Menschen

Das Nürnberger Hospiz-Team begleitet Menschen beim Sterben und erlebt dabei immer wieder, wie befreiend Humor selbst in traurigen Momenten sein kann. "Humor kann eine Brücke bauen, über die wir am Lebensende gehen und die die Menschen verbindet. Und kann auch eine Brücke für Trauernde hin zum Leben sein, wenn in den kurzen Momenten des Lachens wieder das eigene Leben spürbar wird", sagt Vorstand Dirk Münch.

Während der 9. Hospiz- und Palliativwoche (externer Link) stehen in Nürnberg noch bis zum 19. Oktober 24 Veranstaltungen auf dem Programm. Das diesjährige Motto lautet "Du bist dran – Humor in der Hospizarbeit". Denn Humor spiele in allen Bereichen eine Rolle, mache manchmal die Begegnung von Mensch zu Mensch leichter und Situationen aushaltbarer, so Münch. Das kennen viele beispielsweise auch von Trauerfeiern, wenn beim Leichenschmaus über lustige Anekdoten gelacht wird und man sich auf diese Weise liebevoll an die Verstorbenen erinnert.

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