Es ist eine große Überraschung und zugleich auch ein deutliches Signal: Das norwegische Friedensnobelpreiskomitee macht mit der Preisvergabe an die japanische Anti-Atomwaffen-Organisation "Nihon Hidankyo" auf eines der bedrohlichsten Szenarien aufmerksam – auf den möglichen Einsatz von Nuklearwaffen.
80 Jahre nach den amerikanischen Atombombenabwürfen auf Hiroshima und Nagasaki, deren Überlebende sich Mitte der 50er-Jahre Jahre zu Nihon Hidankyo zusammengefunden haben, lenkt das Nobelpreiskomitee in Oslo damit das Augenmerk in der internationalen Gemeinschaft auf die Kriegs- und Krisenherde Ukraine und Nahost.
Moskau droht immer wieder mit Einsatz von Nuklearwaffen
Russlands Präsident Wladimir Putin droht seit seinem Überfall auf die Ukraine vor zweieinhalb Jahren wiederholt mit dem Einsatz von Nuklearwaffen, sollten sich die Unterstützerstaaten der Ukraine unmittelbar an den Kriegshandlungen beteiligen.
Die US-Regierung unter Präsident Joe Biden sei im Spätherbst 2022 derart von der Gefahr eines russischen Nuklearwaffeneinsatzes auf dem Gebiet der Ukraine überzeugt gewesen, dass sie den Kreml in einem Telefonat unzweideutig vor den Folgen eines solchen Schlags gewarnt hätten. Dies schreibt der legendäre US-Journalist Bob Woodward in seinem jetzt erschienenen Buch "War" unter Berufung auf eigene Quellen.
Im Schatten des Nahost-Konflikts
Die Preisvergabe an die japanische Anti-Atomwaffen-Organisation Nihon Hidankyo macht aber auch auf die möglichen Eskalationsgefahren zwischen Israel und dem Iran aufmerksam. Das iranische Nuklearprogramm, das nach Angaben der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA mittlerweile über ausreichend angereichertes Plutonium für den Bau einer Atombombe verfügt, wird von Israel als unmittelbare Bedrohung empfunden.
Nach den iranischen Raketenangriffen auf Israel warnte US-Präsident Joe Biden den israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu vor einer möglichen Bombardierung der iranischen Nuklearanlagen. Militärexperten halten eine derartige Vergeltungsaktion Israels für denkbar.
Der Hidankyo-Vorsitzende Tomoyuki Mimaki war im Rathaus von Hiroshima, als er von dem Preis erfuhr. "Ist es wirklich wahr? Unglaublich", rief Mimaki.
Im Video: Friedensnobelpreis für japanische Organisation Nihon Hidankyo
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!