Mitten in München, umringt von den Hauptverkehrsadern der Stadt, liegt das Benediktiner-Kloster Sankt Bonifaz. Seit kurzem haben in dem riesigen komplett renovierten Klosterkomplex auch sechs junge Studentinnen und Studenten ein Zuhause gefunden - Tür an Tür mit den neun Mönchen, die hier wohnen. "Das steht für uns für die Zukunft, das Leben", sagt Abt Johannes Eckert, der Leiter des Klosters.
Die früheren Mönchszellen sind für insgesamt 14 Studierende umgebaut worden. Im Moment ist aber erst knapp die Hälfte belegt. Denn das Konzept befindet sich immer noch im Aufbau. Die Idee: Wer hier wohnt, ist auch gleichzeitig Teil eines interreligiösen Austauschs.
Religionen im Studentenwohnheim bunt gemischt
"Meine Freunde dachten, dass ich jetzt Nonne werde", erzählt Laura aus Kolumbien, die wie Micheal aus Jordanien seit vier Wochen ein Zimmer hier hat. Beide haben sich ganz bewusst für ein Studentenleben im Kloster entschieden.
Die Nationalitäten und Religionen der klösterlichen Studenten-Wohngemeinschaft sind bunt gemischt: Außer aus Kolumbien und Jordanien kommen die jungen Menschen derzeit auch aus der Türkei und Frankreich – sie sind Muslime, katholische und orthodoxe Christen.
Spirituelles Begleitprogramm ist Pflicht
"Wir sind auf der Suche nach Personen, die offen, neugierig und kommunikativ sind, sich gerne mit Menschen unterhalten und über Sachen diskutieren. Im Prinzip ist das ganz einfach", sagt Melanie Fersi. Sie ist eine konvertierte Muslimin und die Leiterin des Programms, das vom Institut für interreligiöse und interkulturelle Begegnung, Occurso, getragen wird.
Verpflichtend ist ein spirituelles Begleitprogramm: Es sieht etwa 100 Stunden ehrenamtliche Praktika vor - und zwar bei Glaubensgemeinschaften, die die Studierenden selbst nicht kennen.
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Religiöse Herausforderungen: Reicht eine Küche?
Die bunte Religionsgemeinschaft hat auch Abt Johannes Eckert vor unerwartete Aufgaben gestellt. So ging es zum Beispiel um die Frage der Küche: "Also wenn jetzt ein orthodoxer Jude oder eine Jüdin hier studieren will, dann braucht man ja fast eine zweite Küche von den Speise- und Reinigungsvorschriften." Doch so weit seien sie zumindest bisher dann doch nicht gegangen, sagt der Abt. "Weil wir gesagt haben: Naja, man geht davon aus, dass es erstmal Menschen sind, die den Dialog pflegen und dann auch Lösungen für sich finden."
Noch sind sieben Plätze frei. Allerdings: Der Topf an Stipendien ist bereits ausgeschöpft. Neue Unterstützer muss der Träger erst noch finden. Wer jetzt ein Zimmer mieten will, müsste den vollen Preis zahlen: 600 Euro aufwärts.
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