Eine Journalistin filmt im Manchinger Kelten-Römer-Museum den Tatort.
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Lehren aus Manchinger Gold-Diebstahl: Museen verstärken Schutz

Lehren aus Manchinger Gold-Diebstahl: Museen verstärken Schutz

Zehn Minuten dauerte es, den größten keltischen Goldfund des 20. Jahrhunderts aus dem Museum in Manching zu stehlen. Der spektakuläre Diebstahl im November 2022 zeigte, wie verwundbar Museen sein können. Welche Lehren wurden seither gezogen?

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500 Gramm eingeschmolzene keltische Münzen – das ist alles, was bisher von dem fast vier Kilogramm schweren Museums-Goldschatz aus Manching gefunden wurde. Die keltischen Goldmünzen stammten aus der Zeit um 100 v. Chr., ihr materieller Wert liegt bei etwa 250.000 Euro, ihr kultureller und historischer Wert allerdings gilt als unschätzbar hoch. Es handelt sich um einen Schatz, den sich Diebe vor etwas mehr als zwei Jahren in nur wenigen Minuten unter den Nagel reißen konnten. Das lag auch an veralteten Sicherheitssystemen.

Das kulturelle Erbe in Bayern soll besser geschützt werden

Der Einbruch in Manching vor zwei Jahren wurde erst acht Stunden, nachdem die Diebe die Telefon- und Internetleitungen gekappt hatten, entdeckt. Außerdem war die Videoüberwachung veraltet, weshalb es keine Aufzeichnungen der Tat gab.

Damit so etwas nicht wieder passiert, sind die mehr als 1.250 bayerischen Museen seither aufgefordert, ihre Sicherheitskonzepte eigenverantwortlich zu überprüfen. Bayern beherbergt eine der reichsten und vielfältigsten Museumslandschaften Europas und damit auch ein riesiges kulturelles Erbe, das es besser zu schützen gilt. Das bayerische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst hat nach dem Vorfall in Manching deshalb ein "Fünf-Punkte-Maßnahmenpaket für mehr Museumssicherheit" auf den Weg gebracht.

Dazu zählt neben der kritischen Infrastruktur rund um die Museen auch die Prüfung, ob besonders wertvolle Kulturgüter im Einzelfall durch Kopien ersetzt werden können, sowie der verstärkte Einsatz von Verglasungen zum Schutz von Kunstobjekten. Mit bis zu zwei Millionen Euro werden diese Maßnahmen vom Freistaat gefördert, sagt Wissenschaftsminister Markus Blume (CSU).

Bayerns Museen sind alarmiert

Jennifer Morscheiser, Leiterin des Lokschuppens in Rosenheim, ist selbst Archäologin. Der Diebstahl in Manching habe sie zutiefst bestürzt. Um die wechselnden Ausstellungen im eigenen Haus noch besser zu schützen, habe sie in zusätzliche Kameras investiert, außerdem seien Taschen nicht erlaubt. Die Außenhaut, also das Dach über dem Museumsdach, wurde überprüft und Lücken geschlossen, damit auch darüber kein Zugang für Einbrecher möglich ist.

Auch viele andere Museen in Bayern haben nachgerüstet. In Kelheim wurde das Museumsdepot komplett neu geplant, berichtet Bürgermeister Christian Schweiger. Die Nürnberger Museen hätten das Personal sensibilisiert, von den Kuratoren bis hin zu den Haustechnikern. Und vor allem an schnelleren Informationsketten gefeilt, denn so viel sei nach Manching klar: Im Ernstfall gehe es um Minuten. Auch das Bayerische Nationalmuseum in München habe seine Sicherheitsvorkehrungen in Zusammenarbeit mit Landeskriminalamt und Polizei nachgerüstet, so Direktor Frank Matthias Kammel. Allerdings nicht erst seit Manching. Schon der millionenschwere Diebstahl 2017 im Bode-Museum in Berlin oder jener 2019 im Grünen Gewölbe in Dresden versetzte die Museumslandschaft in Aufruhr.

Fluten und Brände als Bedrohung

Der Freistaat hat nach dem Gold-Diebstahl in Manching eigens eine Koordinierungsstelle für Museale Sicherheit und Notfallprävention in der Landesstelle für nichtstaatliche Museen in Bayern ins Leben gerufen. Diese Stelle berät bei der Zusammenarbeit mit örtlichen Sicherheitsbehörden, aber auch beim Erstellen eines Notfallplans. Kunstminister Blume hält das auch für nötig. Die Ereignisse der letzten Jahre hätten gezeigt, die Hemmschwelle, sich an Kunstwerken zu vergreifen, sei deutlich gesunken.

Die Sicherheitsexpertin Alke Dohrmann arbeitet eng mit der neuen Koordinierungsstelle zusammen. Nach der Flutkatastrophe in Dresden 2002 hat sie einen Online-Sicherheitsleitfaden für Museen entworfen, der Museen bei der Prävention helfen soll. Denn neben Diebstahl und Vandalismus spielt auch der Klimawandel eine immer größere Rolle. Museen müssten sich auch auf Naturkatastrophen wie Fluten oder Brände einstellen. Alke Dohrmann berichtet aber auch davon, dass sich schon einiges getan hätte: "Die Einrichtungen haben sich inzwischen viel professioneller aufgestellt, was ihre Notfallplanung angeht, was ihre Kommunikation mit den Blaulichtorganisationen angeht. Da hat es wirklich einen ganz großen Schub gegeben."

Trotz aller Maßnahmen, so berichten es viele der befragten Museen, kann eine hundertprozentige Sicherheit nie garantiert werden. Und auch das gehört zur Wahrheit: Über die ganz besonderen Maßnahmen zum Schutz können und wollen sich die Museen natürlich nicht öffentlich äußern.

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