Im Forum Hundertwasser in Lindau
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Lindau eröffnet Kunstforum Hundertwasser

Lindau eröffnet Kunstforum Hundertwasser

Über fünf Jahre hinweg möchte Lindau den Künstler, Umweltaktivisten und Vordenker Friedensreich Hundertwasser mit einer Ausstellungsreihe ehren. 25 Jahre nach seinem Tod öffnet das neue Kunstforum seine Pforten mit "Ein Recht auf Träume".

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

Wer in die Dunkelheit der Ausstellung eintritt, wird sofort eingenommen: von einer übergroßen Leuchtwand mit quietschgelben und knallroten Formen. Es ist wie ein Eintauchen in einen psychedelischen Traum, und genau so würden seine Werke besonders zur Geltung kommen, sagt Sophie Sümmermann, die Kuratorin im neuen Kunstforum Hundertwasser.

Kunst als Aufforderung zu träumen

In der Dunkelheit erstrahlen die Werke von Friedensreich Hundertwasser wie sie angelegt sind: verspielt, verträumt, verwirrend. Es ist eine einzigartige Bildsprache der Nachkriegsmoderne, die den Österreicher Friedensreich Hundertwasser weltweit bekannt machte. Seine Spiralen, Labyrinthe und knallig-bunten abstrakten Wunderwelten sind kaum zu dechiffrieren.

Was alles aber verbindet, ist der Trotz gegenüber dem, was Hundertwasser hasste: die gerade Linie. "Die gerade Linie ist gottlos und unmoralisch", schrieb er 1958 in seinem Verschimmelungsmanifest gegen den Rationalismus in der Architektur. Rechte Winkel, Gleichförmigkeit, Normierungen – als das verachtete Hundertwasser in der Kunst wie in der Architektur. Weil seine Familie teils jüdisch war, kam er früh mit Tod und Verfolgung in Berührung. Vom Nationalsozialismus geprägt, suchte er in seinem Schaffen stets Freiheit und Individualismus. Seine Kunst könne als Appell verstanden werden, gemeinsam eine bessere Welt zu erträumen, selbst und gerade in düsteren Zeiten, sagt der Kulturamtsleiter von Lindau, Alexander Warmbrunn.

Lindau als "Stadt im See" prägte Hundertwasser

Die erste von vier Ausstellungen – "Ein Recht auf Träume" – im neuen "Kunstforum Hundertwasser" in Lindau zeigt rund 50 Arbeiten aus allen Schaffensphasen – von Gemälden über Siebdrucke bis hin zu japanischen Farbholzschnitten. Lindau als Ausstellungsort ist dabei nicht zufällig gewählt, denn die Stadt habe den Künstler früh geprägt. "Man weiß eben, dass er als 19-Jähriger mit auf seine ersten Reisen hier an den Bodensee kam, fasziniert war von der Natur, der Vegetation, der Schönheit der Natur und dass Inseln und Wasser für ihn ein ganz wichtiges Triebmittel waren", sagt Warmbrunn. "Das Werk von Hundertwasser passt hier einfach hervorragend her."

Ausstellung zeigt verletzliche Seite Hundertwassers

Die Ausstellung möchte auch Kennern Neues bieten und zeigt mit Bildern aus seinem Frühwerk einen eher unbekannten Hundertwasser: dinglich, verletzlich, melancholisch: seine Mutter im Profil; Häuser und Boote, die sich im Wasser spiegeln; einen Fischer mit Strohhut in der Dämmerung. "Diese frühen Aquarelle waren für mich eine absolute Neuentdeckung, denn sie wurden bislang kaum in der Öffentlichkeit gezeigt", erklärt Kuratorin Sophie Sümmermann. In den kommenden fünf Jahren verrückt das Forum mehrmals den Fokus, um den Künstler auch als Aufklärer, Umweltaktivisten und Vordenker zu zeigen. Viel Raum sollen dann seine Visionen einer natur- und menschengerechten Architektur bekommen, die die Städteplanung von heute ganz entscheidend prägen.

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