Eine Frau und Siegfried Lemmer vom Fahrgastverband "Pro Bahn" stehen auf einem leeren Bahnhofsvorplatz.
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Im Tarifkonflikt zwischen der Lokführergewerkschaft GDL und der Bahn kommt es erneut zum Streik. Der Fahrgastverband Pro Bahn kritisiert das.

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Lokführer-Streik: Pro Bahn sieht Mitschuld bei Bahn und Bund

Lokführer-Streik: Pro Bahn sieht Mitschuld bei Bahn und Bund

Die Lokführergewerkschaft GDL startet in der Nacht zum Mittwoch den längsten Streik, den es bei der Bahn je gab. Der Fahrgastverband Pro Bahn sieht die Schuld dafür auch bei der Bahn selbst – und beim Bund.

Von
Andreas Schuster
BR24 Redaktion

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

In der Nacht zum Mittwoch startet der sechstägige Streik der Lokführergewerkschaft GDL. Es ist die längste Arbeitsniederlegung, die es in der Geschichte der Bahn je gab. Der Fahrgastverband Pro Bahn nennt die Entscheidung eine "Wahnsinns-Eskalation", sieht die hohe Streikbereitschaft des Zugpersonals aber auch als die Folge jahrelanger Versäumnisse der Bahn und des Bundes.

Fahrgastverband sieht Mitschuld bei Bahn und Bund

Das Zugpersonal und die Lokführerinnen und Lokführer bekommen die Wut und den Ärger der Fahrgäste oftmals voll ab, weiß Siegfried Lemmer, Sprecher des Fahrgastverbands Pro Bahn in Mittelfranken. Dabei können die Bahn-Beschäftigten meist nichts für ausgefallene Züge, Verspätungen oder verpasste Anschlüsse. Oftmals seien vielmehr das marode Bahnnetz oder Personalmangel ein Grund, so Lemmer. Dafür seien dann die Bahn selbst und deren Eigentümer – der Bund – verantwortlich. "Da sind einfach Fehler im Bereich Politik und Bahn-Management passiert, die von den Mitarbeitern an der Basis ausgebadet werden müssen", meint Lemmer. Für den daraus entstehenden Frust beim Bahnpersonal hätten viele Fahrgäste und auch der Fahrgastverband Pro Bahn Verständnis, sagt er.

Trotz Verständnis: Bahnstreik ist "Wahnsinns-Eskalationsstufe"

Auch wenn der Fahrgastverband teils Verständnis zeigt, Pro Bahn äußert auch massive Kritik am geplanten Lokführer-Ausstand. "Das ist eine Eskalation, wo wir jetzt schon meinen: Das war nicht unbedingt nötig", so Lemmer. Die Fahrgäste hätten im Zuge des Tarifkonflikts schließlich schon "einiges mitgemacht". Lemmer kritisiert außerdem, dass der sechstägige Streik bei der Bahn zwangsläufig auch das Wochenende betrifft, wo viele Privatreisen gemacht werden. Pro Bahn ärgert sich auch darüber, dass die Lokführergewerkschaft GDL eine Schlichtung der Tarifauseinandersetzung strikt ablehnt.

GDL beklagt Belastung durch wechselnde Schichten

Die Lokführergewerkschaft GDL begründet ihre Forderungen im Tarifkonflikt unter anderem damit, dass der Beruf wieder attraktiver werden müsse. Der Nürnberger GDL-Ortsgruppenleiter Ronny Trentzsch schilderte gegenüber BR24 zuletzt, die Belastungen ständig wechselnder Schichten. "Das hält man ab einem gewissen Alter nicht mehr durch", so Trentzsch. So folge teils auf einen Tag mit Schichtbeginn um zwei Uhr nachts der nächste Schichtbeginn um 15 Uhr und darauf dann eine Nachtschicht.

Unverständnis bei der Bahn

Die Deutsche Bahn kann diese Kritik nicht nachvollziehen. Weil die Züge 365 Tage im Jahr fahren – Tag und Nacht – würden Lokführer zwar grundsätzlich im Schichtdienst arbeiten. Für Wochenend-, Feiertags- und Nachtdienste gebe es neben Zulagen auch zusätzliche Urlaubstage. Wie genau Mitarbeitende eingesetzt würden, beruhe "auf Bestimmungen des Arbeitszeitgesetzes, tariflichen Bestimmungen und ergänzenden betrieblichen Regelungen". Sämtliche Einsätze sowie Ruhezeiten und Freistellungen würden dabei "von den Betriebsräten mitbestimmt", so eine Konzernsprecherin. Sie verwies auch darauf, dass Mitarbeitende auf die Dienstplangestaltung "Einfluss nehmen und Wünsche äußern" könnten.

Bahn teilt Fahrgastverbands-Kritik am Bund

Ähnlich wie der Fahrgastverband Pro Bahn äußert auch die Bahn Kritik am Schienennetz und dem Zustand der Infrastruktur. Eine Folge der vielen Baustellen sei, dass "mehr Mitarbeitende eingesetzt werden müssen", so die Bahn-Sprecherin. Wenn die Züge länger fahren, etwa wegen Umleitungen, müssten auch mehr Schichten besetzt werden. Zudem brächten Verspätungen Schichten und Abläufe durcheinander.

Im Video: Reportage: Arbeitsalltag im Führerhaus

Ein Lokführer im Führerhaus eines Zugs.
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Mit einem erneuten Streik will die GDL weite Teile des Eisenbahnverkehrs in Deutschland bis Freitag lahmlegen.

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