Alle drei Jahre hinterlässt der Engerling abgestorbene Wiesen und frustrierte Landwirte. Besonders betroffen sind Bauern im Raum Breitenberg im Landkreis Passau und Altreichenau im Landkreis Freyung-Grafenau. Alois Zitzelsberger aus Branntweinhäuser entwickelt gerade eine Maschine, die dem Schädling zu Leibe rücken soll.
- Zur Mediathek: Maikäfer-Larven zerstören Grünland
Zitzelsberger ist spezialisiert auf Heu aus Blühwiesen, das er unter anderem an Tierhalter und Wellnessbetriebe verkauft. "Der Engerling hat bei mir vor drei Jahren 20 Hektar Grünland zerstört", berichtet Zitzelsberger. Seine Wiesen mussten umgefräst und neu angebaut werden. Der Schaden: etwa 1.500 Euro pro Hektar. 2019 dürfe sich nicht wiederholen, so der Landwirt. Deshalb tüftelt er seit einem halben Jahr zusammen mit einem Freund an einer Engerling-Vernichtungsmaschine.
Rüttelplatte mit Klingen töten Schädlinge
Das Gerät sieht in etwa aus wie eine Egge - also ein landwirtschaftliches Bodenbearbeitungsgerät - mit Motoren. Unter drei Platten sind messerscharfe, etwa fünf Zentimeter lange Dreiecksklingen befestigt. Die Motoren bringen diese Platten rüttelartig in Bewegung. Dadurch werden die Larven entweder durch die Klingen oder durch Zerquetschen getötet beziehungsweise so geschädigt, dass sie absterben. Immer wieder hat Zitzelsberger das Gerät weiterentwickelt und effizienter gemacht. Montiert ist auch ein Saatgutbehälter, aus dem – bei Bedarf – gleich nachgesät werden kann.
Vielversprechendes Ergebnis bei letztem Test
Der letzte Test war vielsprechend. Mit seinem Traktor zog der Landwirt die Maschine etwa 50 Meter über die Wiese. Nach dem Ausheben eines kleineren Wiesenflecks waren mehrere Engerlinge zu sehen. Etwa 70 Prozent davon wurden getötet bzw. soweit geschädigt, dass sie absterben würden. Zitzelsberger ist zufrieden: "Das ist keine schlechte Quote. Wenn wir nach ein paar Tagen nachstechen, ist so gut wie alles erledigt. Und die Wiese ist weitgehend intakt geblieben. Man sieht nur leichte Einstiche."
Etwa 70.000 Euro hat der Nebenerwerbslandwirt bereits in die Entwicklung des Geräts investiert. Spätestens im nächsten Frühjahr soll es einsatzfähig sein. Bis dahin müsse er noch "technisch nachjustieren", um tiefere Bodenschichten zu erreichen. Das Patentierungsverfahren läuft.
Bund Naturschutz: "Die beste Lösung"
Naturschützer befürworten die maschinelle Lösung des Engerling-Problems. Karl Haberzettl vom Bund Naturschutz in Passau sagte dem BR: "Aus unserer Sicht ist das der beste Weg, den Schädling zu bekämpfen. Das Gerät, das ja ständig weiterentwickelt wird, ist der Beweis dafür, dass sich Landwirte selber helfen können. Chemische Mittel kommen aus unserer Sicht auf keinen Fall in Frage."
Laut Alois Zitzelsberger werden von der Maschine auch nur Engerlinge erfasst. Demnach bemerken Lebewesen wie Regenwürmer die Vibration, ziehen sich weiter ins Erdreich zurück und werden von den Klingen nicht erwischt. Tatsächlich zeigt der Feldversuch, dass Regenwürmer auf der bearbeiteten Fläche überlebt haben.
Larvenbekämpfung in der Diskussion
Ein von der Staatsregierung veranlasstes Maikäfer-Monitoring hatte ergeben, dass etwa ein Drittel der untersuchten Flächen im Raum Passau-Freyung schwerwiegend geschädigt sind. Experten diskutieren seit Längerem über wirksame Bekämpfungsmethoden. Herkömmliche Fräsen erreichen zwar einen Wirkungsgrad von 95 Prozent, zerstören aber die Grasnarbe und machen eine komplett neue Aussaat notwendig. Künftig soll auch das aus einem Pilz bestehende Pflanzenschutzmittel "Exigon" eingesetzt werden dürfen. Direkte finanzielle Hilfen konnte die Bayerische Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) beim Besuch betroffener Landwirte vor einigen Tagen in Breitenberg nicht zusagen.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!