Vor dem Landgericht Passau beginnt am Dienstag das Berufungsverfahren gegen den Frauenarzt Ronald Weikl. Es geht um unrichtig ausgestellte Maskenbefreiungsatteste. Der Prozess geht unter strengen Sicherheitsvorkehrungen über die Bühne. Urteilstermin ist voraussichtlich der 20. Oktober.
Das Amtsgericht Passau hat den so genannten Maskenarzt Weikl im Mai zu einer Gefängnisstrafe von einem Jahr und acht Monaten auf Bewährung verurteilt. Außerdem zu einer Geldstrafe von 50.000 Euro und einem dreijährigen teilweisen Berufsverbot. Der Arzt darf keine ärztlichen Atteste mehr zur Freistellung der Maskenpflicht ausstellen. Ansonsten kann er ganz normal weiter praktizieren. Sowohl Verteidigung als auch Staatsanwaltschaft legten gegen dieses Urteil Berufung ein.
Atteste ohne Untersuchung
Der 59-Jährige hatte im Sommer 2020 Dutzende Masken-Befreiungsatteste ausgestellt, ohne die Patienten vorher untersucht zu haben. In einigen Fällen gab es überhaupt keinen direkten Kontakt zwischen dem Gynäkologen und den Patienten. Die Bescheinigungen seien "auf Zuruf" ausgestellt worden, warf die Staatsanwaltschaft dem Angeklagten vor. Weikl argumentierte dagegen, er habe die Atteste "aus Gründen der Gesunderhaltung" ausgestellt.
Tumulte erwartet
Weil das Landgericht Störungen erwartet, sind für den Berufungsprozess strenge Sicherheitsmaßnahmen festgelegt worden. Zuschauer werden einzeln durchsucht und müssen sich ausweisen. Beim Prozess vor dem Amtsgericht hatten sich schon vor dem Gebäude tumultartige Szenen abgespielt. Hunderte Weikl-Anhänger empfingen ihn mit Blumen und lautstarken Sprechchören. Ein Großaufgebot der Polizei musste bei Rangeleien mit Weikl-Gegnern mehrmals dazwischengehen.
Weikl ist in der Corona-Skeptiker-Szene bekannt
Das Verfahren gegen den Passauer Arzt hatte deutschlandweit Beachtung gefunden. Auch deswegen, weil Weikl eine bekannte Person in der Corona-Skeptiker-Szene ist. Zusammen mit dem Mikrobiologie-Professor Sucharit Bhakdi gründete er den Verein "Mediziner und Wissenschaftler für die Gesundheit, Freiheit und Demokratie."
Im Berufungsverfahren sind insgesamt vier Verhandlungstage angesetzt. Das Urteil ist am 20. Oktober geplant.
Ähnliche Fälle in Bayern
Weikl ist kein Einzelfall. Ebenfalls wegen Hunderter falscher Maskenatteste verurteilte zum Beispiel das Amtsgericht Garmisch-Partenkirchen im August eine Ärztin zu zwei Jahren Gefängnis und zu einem dreijährigen Berufsverbot. Im vergangenen Jahr stand eine Praxis im Kreis Schwandorf im Visier der Ermittler, weil hier für zahlreiche Schüler unrechtmäßig Atteste ausgestellt wurden. Eine gesamtbayerische Statistik zu derartigen Fällen gibt es nicht, so das Bayerische Justizministerium auf BR-Anfrage.
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