Wenn Franzisko Hutzler sich für einen Einsatz bereitmacht, bedeutet das besonders schlechte Neuigkeiten. Heute werden ihn Reporter vom BR-Politikmagazin "Kontrovers" begleiten. "Es kann sein, dass wir gleich alarmiert werden," warnt er uns vor, und baut sein Funkgerät ein. Franzisko Hutzler ist Feuerwehrmann, hat aber einen besonderen Schwerpunkt: Er wird gerufen, wenn allerhöchste Waldbrandgefahr herrscht. Heute ist ein solcher Tag – und es brennt bereits, erzählt er uns: "Die Integrierte Leitstelle Schweinfurt hat einen Waldbrand gemeldet in Bad Neustadt/Saale, Wülfershausen."
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Feuerwehrmann Franzisko Hutzler soll bei dem Waldbrand in Unterfranken aus der Luft heraus für einen besseren Überblick sorgen, damit der Waldbrand schneller unter Kontrolle gebracht werden kann. Sein Einsatz kann für die Kollegen am Boden überlebenswichtig sein. Doch er ist auch gefährlich. In Portugal ist bei den Löscharbeiten eines Waldbrandes erst kürzlich ein Flugzeug abgestürzt: Der Pilot kam ums Leben.
Europaweit: Hitzewelle und Waldbrände
Seit Wochen werden besonders Teile Südeuropas von Hitzewellen und Waldbränden beherrscht: Italien, Frankreich und Griechenland. In Spanien sind aufgrund der hohen Temperaturen innerhalb von einer Woche 360 Leute gestorben. Auch dort brennt es. In Großbritannien und Frankreich rechnen Wetterdienste mit noch nie dagewesenen Rekordtemperaturen in den kommenden Tagen. Ausbleibender Regen, Trockenheit und Hitze lösen Waldbrände aus.
Trockenheit in Bayern führt zu höherem Waldbrandrisiko
Ein Risiko, das auch in Bayern zunimmt. Nur eine halbe Stunde von Haßfurt entfernt hat es vor einigen Wochen erst gebrannt. Ein Reiterhof im unterfränkischen Prichstenstadt wäre den Flammen beinahe zum Opfer gefallen. "Man hat das Knistern von dem Feuer hier im Pferdestall gehört", erzählt uns die Reiterhofbesitzerin Nina Kaim. Der Schock sitzt bei ihr noch immer tief: "Ich bin dann hier raus und als ich bei uns am Hof stand, habe ich schon die Flammen gesehen: Ziemlich auf der Höhe von den Baumwipfeln. Also die Flammen waren sehr, sehr hoch, schon am Wald und dann habe ich schon Panik gekriegt."
Das Feuer wurde schnell größer, erinnert sich Nina Kaim. Als die Feuerwehr kam, haben alle mit angepackt: "Jeder hat sich einen Feuerwehrschlauch geschnappt. Wir sind dann durch den Acker mit den Feuerwehrschläuchen und haben einen nach dem anderen angeschlossen." Ein Funkenschlag durch eine Erntemaschine hatte den Brand ausgelöst, die Dürre sorgte dafür, dass der Brand schnell größer wurde.
Verletzt wurde hier glücklicherweise niemand, auch die Pferde nicht. Doch die Reiterhofbesitzerin macht sich große Sorgen, dass Brände wie dieser in Zukunft zunehmen – und wie gravierend die Folgen für ihren Reiterhof sein könnten: "Ein Pferd ist ein Fluchttier. Die wollen natürlich weg, so schnell wie möglich. Deshalb ist es auch so schwer, ein Pferd herauszubekommen, wenn ein Stall brennt: Die fühlen sich in ihrer Box geborgen."
Massive Hitzewelle: Waldbrandgefahr in Bayern – die Kontrovers Story
Waldbrandgefahr in Bayern hat zugenommen
Feuerwehrmann Franzisko Hutzler und seine Kollegen müssen in letzter Zeit immer häufiger ausrücken. Dabei hat die Anzahl der Waldbrände in Bayern zwischen 1880 und 2020 aufgrund von technischen Entwicklungen, besserer Brandbekämpfung und durchmischteren Wäldern eigentlich sogar abgenommen.
Gleichzeitig nimmt jedoch das klimatische Waldbrandrisiko deutlich zu: von durchschnittlich 27 Tagen pro Jahr mit hoher Waldbrandgefahr auf mittlerweile durchschnittlich 38 Tage pro Jahr.
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Karte: Waldbrände in Bayern von 2005 bis 2020
Die flächenmäßig größten Waldbrände entstanden zwischen 2005 und 2020 im Alpenraum: Die Lage macht das Löschen meist schwer. Am häufigsten gab es jedoch in Mittelfranken Waldbrände, und auch die südliche Oberpfalz und Unterfranken sind stark betroffen. Im Landkreis Neustadt Aisch Bad Windsheim brannte erst vor wenigen Wochen eine Fläche von 1.000 Quadratmetern lichterloh. Das Problem: Das Feuer brach mitten im Wald aus – Ursache unklar. Gerade solche Brände sind meist nur aus der Luft genau zu orten.
Karte: Anzahl der Waldbrände in Bayern ab 1880
Ausschau halten nach Rauchsäulen
Ein letztes Mal prüft Franzisko Hutzler von der Feuerwehr Schweinfurt noch sein Funkgerät. "Gleich geht’s los", sagt er. Dann startet er zum Flugplatz in Haßfurt. Der Pilot wartet schon auf ihn. Der Feuerwehrmann hat eine Zusatz-Ausbildung zum Flugbeobachter absolviert. Sein Spezialgebiet: Waldbrände aus der Luft frühzeitig erkennen. Sobald sie abgehoben haben, hält Hutzler Ausschau und sucht Rauchsäulen: "Das ist ganz entscheidend. Das kann man auch ziemlich weit sehen." Dann heben sie ab.
Aus der Luft: Feuerwehrmann erkennt keinen Qualm
Schon ein kleines Feuer würde viel Qualm erzeugen, erzählt uns der Feuerwehrmann. Und je trockener es ist, desto schneller können die Flammen sich ausbreiten. Die Temperaturen und Dürre der vergangenen Wochen kann also auch beim heutigen Einsatz schnell gefährlich werden. Der Pilot und Franzisko Hutzler kommen in die Nähe des gemeldeten Waldbrandes in Unterfranken, suchen die Waldspitzen und den Himmel ab und beobachten das Gebiet. Eine Rauchsäule können sie jedoch nicht ausmachen. Dann kommt der Funkspruch von der Leitstelle: Entwarnung. Diesen Brand haben die Kollegen am Boden schnell unter Kontrolle bringen können.
Erst nach zwei Stunden beenden der Feuerwehrmann und der Pilot ihren Beobachtungsflug und kehren zum Flugplatz Haßfurt zurück: "Ich dachte, dass man noch etwas sieht von Neustadt. Aber ohne Vorkommnisse", fasst Hutzler den Flug zusammen. Doch in den nächsten Wochen soll es erst richtig heiß werden in Bayern. Eine Prognose darüber, was das für mögliche Waldbrände und seine Einsätze bedeuten kann, will der Feuerwehrmann nicht wagen: "Puh, ich hoffe, dass es nicht so schlimm wird."
Die Kontrovers Story finden Sie im Video oben, bei YouTube im BR24-Account oder am Mittwoch, um 21.15 Uhr im BR-Fernsehen.
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