Männer in Schutzkleidung gehen zu einem Stall im Landkreis Märkisch-Oderland. In dem Kreis gibt es Fälle von Maul- und Klauenseuche.
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Keine neuen Seuchen-Fälle und trotzdem weitreichende Auswirkungen. Besonders der Exportstopp in Drittländer sorgt für Unmut.

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Maul- und Klauenseuche: Wie geht es in Bayern weiter?

Maul- und Klauenseuche: Wie geht es in Bayern weiter?

Keine neuen Seuchen-Fälle und trotzdem sind die Auswirkungen enorm. Besonders der Exportstopp in Drittländer sorgt für Unmut. Das berichtete der Umweltausschuss des bayerischen Landtags. Hoffnung liegt auf regionalisierten Veterinärzertifikaten.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Knapp zwei Wochen nach Ausbruch der Maul- und Klauenseuche in Brandenburg gilt noch immer: Es ist keine weitere Ausbreitung bekannt. Trotzdem macht die Krankheit auch den bayerischen Bauern Probleme. Da der Status "MKS-frei" erloschen ist, können viele landwirtschaftliche Erzeugnisse, wie Milch und Molkenpulver, nicht mehr exportiert werden. Sie werden nicht mehr in Drittstaaten, also Länder außerhalb der EU, verkauft und geliefert.

"Ganz schlimm ist die Frage, was passiert mit den Waren, die schon unterwegs waren", sagt Susanne Glasmann vom Verband der Bayerischen Privaten Milchwirtschaft. Schäden in Millionenhöhe seien so bereits entstanden. Glasmann ist extra zum Umweltausschuss in den bayerischen Landtag gekommen, um den "aktuellen Sachstand" zu hören. Auf den Zuschauerplätzen im Konferenzsaal nimmt sie Platz. Vor ihr liegen eineinhalb Stunden Fragen und Antworten rund um die Maul- und Klauenseuche.

Produkte können mit Verzögerung ausgeliefert werden

"Die Produkte, die derzeit auf Halde stehen und im Export stocken, sind keine schlechten Produkte. Die werden früher oder später dem Markt wieder zugeführt", erklärt Winfried Hüttenkofer, der stellvertretende Leiter des Milchreferats am bayerischen Amt für Landwirtschaft. Er verweist für das fehlende Geld bei den Molkereien und Schlachtunternehmen bis dahin auf Liquiditätshilfen.

"MKS-freie Bestände": Zertifikate ermöglichen Export

"Es wäre wichtig, dass Zertifikate regionalisiert werden", schlägt außerdem Margit Primke aus dem Wirtschaftsministerium vor. Denn: Aktuell hat Deutschland den Status MKS-frei verloren. Primke meint damit einen Satz im Veterinärzertifikat, der den Schaden bei den Exporten minimieren könnte: "Die Produkte stammen von Tieren aus MKS-freien Beständen". Erste Unternehmen könnten durch dieses Zertifikat bereits wieder in Drittländer exportieren. Besonders Großbritannien sei ein wichtiger Markt, sagt Landwirtschaftsexperte Hüttenkofer. Dort brauche man die deutschen Produkte.

MKS wird Bauern das ganze Jahr beschäftigen

Das alles wären erste Schritte nach dem MKS-Ausbruch, der jedoch damit nicht vom Tisch sein wird: "Realistisch muss man von rund einem Jahr ausgehen, bis Deutschland wieder den Status MKS-frei erhalten wird", schlussfolgert Dr. Ulrich Wehr, Tierseuchenexperte des bayerischen Umweltministeriums. Er sieht Bayern als gut vorbereitet, berichtet dem Umweltausschuss von aktuellen Maßnahmen: Alle zwischen Dezember und Mitte Januar eingeführten Tiere aus Brandenburg seien auf MKS getestet worden – Rinder, Schweine, Schafe und Ziegen: "Die rund 600 Tiere waren negativ", sagt Wehr.

Auch wenn es keine weitere Ausbreitung gibt, wird jetzt Impfstoff produziert, berichtet Wehr außerdem. Aktuell würden demnach 750.000 Dosen hergestellt. Die kämen zum Einsatz, wenn es einen größeren Ausbruch geben würde.

Weiterhin keine Kenntnis über Eintragungsweg

Auch wenn der Blick in die Zukunft vorsichtig optimistisch ausfiel, beschäftigt eine Frage die Mitglieder des Ausschusses: Wie konnte MKS nach Jahrzehnten wieder nach Deutschland kommen? Wehrs Antwort fällt unbefriedigend aus: Das Friedrich-Löffler-Institut untersuche weiterhin alle Möglichkeiten, jedoch bisher ohne Ergebnis. Ausschließen können man jedoch mittlerweile Tiertransporte und Reisen des Tierbesitzers in MKS-Gebiete – beides habe über den Zeitraum, in dem sich die Tiere infiziert haben, nicht stattgefunden.

"Ich gehe mit einem guten Gefühl aus der Sitzung", sagt Susanne Glasmann als sie nach eineinhalb Stunden den Konferenzsaal verlässt. Die Geschäftsführerin des Verbandes der Bayerischen Privaten Milchwirtschaft sagt, gerade die Öffnung der Exporte sei sehr wichtig für die Branche, da die Milchwirtschaft exportorientiert sei. "Das Ganze wird ernst genommen. Das ist sehr wichtig", sagt Glasmann.

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