Die Sorgen in der deutschen Landwirtschaft bekommen weitere Nahrung: Der Ausbruch der Maul- und Klauenseuche (MKS) bei einer Büffelherde im brandenburgischen Hönow war möglicherweise kein Einzelfall. Im Nachbarlandkreis Barnim ist nun ein weiterer Verdachtsfall aufgetaucht, wie ein Sprecher des Landkreises bestätigte. Die Behörden untersuchen den Fall seit gestern.
Özdemir: Eindämmen der Tierseuche hat Priorität
Die betroffenen Tiere sind bereits getötet worden. Proben der getöteten Tiere werden aktuell am bundeseigenen Friedrich-Loeffler-Institut für Tiergesundheit geprüft. Man warte auf das Ergebnis, so der Sprecher. Erst kurz vor Bekanntwerden des neuen Verdachtsfalls hatte Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) noch betont, das Eindämmen der Tierseuche habe weiter Priorität. Er hoffe, dass es nicht noch weitere Fälle gebe.
Ernährungsindustrie in großer Sorge
Schon zuvor waren Landwirte und Ernährungsindustrie in ganz Deutschland in großer Sorge wegen des Ausbruchs von MKS. Obwohl der erste betätigte Fall noch keine Woche her ist, sind die wirtschaftlichen Auswirkungen für die Branche bereits sehr groß. Erstmals gibt es jetzt eine konkrete Schätzung dazu. "Entlang der Wertschöpfungskette gehen wir davon aus, dass bereits jetzt ein Verlust von einer Milliarde Euro existiert", sagte Jörg Migende, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Raiffeisenverbands, dem ARD-Hauptstadtstudio. Der Schaden sei immens und die Situation alarmierend. Viele Genossenschaften aus der Ernährungsindustrie sind in dem Verband Mitglied.
Einfuhrstopps für deutsche Produkte
Betroffen ist vor allem der deutsche Export. Länder wie Großbritannien, Mexiko und Südkorea haben Einfuhrstopps für deutsche Fleisch- und Milchprodukte verhängt. Auch Unternehmen innerhalb der EU meiden nach Angaben des Branchenverbands aus Unsicherheit deutsche Produkte. Und zwar obwohl die EU am Mittwoch entschieden hatte, dass Produkte aus Deutschland, die nicht aus der MKS-Sperrzone stammen, im Binnenmarkt weiter frei gehandelt werden dürfen. Der Raiffeisenverband geht davon aus, dass der Schaden noch deutlich ansteigt, zumal die Exportbeschränkungen anhalten dürften.
Großbritannien erlaubt pasteurisierte Milch aus Deutschland
Der Verband drängt Bundeslandwirtschaftsminister Özdemir, wo immer möglich auf Milderungen der Exportverbote hinzuwirken. So habe Großbritannien etwa pasteurisierte Milch aus Deutschland vom Einfuhrstopp befreit. Für den Menschen geht vom MKS-Virus keine Gefahr aus. Die Maul- und Klauenseuche befällt Rinder und Schweine, aber auch Schafe und Ziegen und Waldwiederkäuer wie Rehe.
Getötete Tiere waren gesund
Die Tiere von einem Betrieb in Schöneiche (Landkreis Oder-Spree), die am Montag vorsorglich getötet wurden, waren nicht von der Krankheit befallen, das hat sich mittlerweile herausgestellt. Die Amtstierärztin habe informiert, dass alle Tests negativ gewesen seien, sagte der Betreiber des Ziegenhofes. Er hatte Heu von dem Büffelhof bezogen, auf dem die Krankheit vergangene Woche zuerst aufgetreten war.
Mit Informationen von dpa
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