Die Großwärmepumpe und die Pufferspeicher in Mertingen stehen direkt neben dem dazugehörigen Solarpark.
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Die Großwärmepumpe und die Pufferspeicher in Mertingen stehen direkt neben dem dazugehörigen Solarpark.

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XXL-Wärmepumpe in Mertingen: Energiewende im großen Stil

XXL-Wärmepumpe in Mertingen: Energiewende im großen Stil

Die Heizung von Gas oder Öl auf eine Wärmepumpe umstellen? Im schwäbischen Mertingen passiert das gerade in XXL: Ein Solarpark betreibt eine Großwärmepumpe und die heizt Häuser per Nahwärmenetz. Der Betreiber spricht von einem einzigartigen Projekt.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

Wie andere Kommunen auch will die Gemeinde Mertingen im Landkreis Donau-Ries weg von Öl und Gas. Dort soll die Wärmewende aber gleich im ganz großen Stil vonstattengehen: mit einer XXL-Wärmepumpe. Betrieben wird die von einem Solarpark. Über ein Nahwärmenetz sollen so nicht nur die Häuser im Ort beheizt werden, sondern die Bürger auch noch bares Geld sparen.

Die dafür nötige Heizzentrale ist in einem einstöckigen Containerbau untergebracht, nur ein paar Meter daneben stehen auf einer Wiese die Photovoltaikmodule. In dieser Kombination und Größe sei das Projekt in Mertingen "etwas Einzigartiges in Deutschland", sagt Felix Schwahn von GP Joule. Das Unternehmen aus Buttenwiesen im Landkreis Dillingen betreibt die Anlage zusammen mit der Gemeinde Mertingen.

Die Großwärmepumpe erhitzt Wasser auf bis zu 80 Grad. Über das Nahwärmenetz fließt die Wärme zu den Kunden. 60 Haushalte können mit der Großwärmepumpe heizen. Sie sparen sich die Planung und Anschaffung einer eigenen Wärmepumpe.

Kunde: 25 Prozent weniger Heizkosten

Wer die Nahwärme in Mertingen nutzt, spart jeden Monat Geld. So sieht es zumindest Winfried Schweihofer. Er heizt sein Wohnhaus und die Auto-Waschanlage, die er betreibt, mit der Nahwärme. Er rechnet vor: "Früher hat die Waschanlage ungefähr 6.000 Liter Heizöl pro Jahr verbraucht. Wenn ich das umrechne, zahle ich jetzt 25 Prozent weniger fürs Heizen." Dazu kämen noch mehr Einsparungen, die ihm erst später bewusst geworden seien: Einen Kaminkehrer braucht es nicht mehr, da bei ihm im Haus kein Heizkessel mehr steht. Auch die Kosten für eine Kesselwartung fielen weg.

Schweihofer ist überzeugt: "Mein Haus ist CO₂-neutral – damit werte ich das Gebäude auf." Und das Geschäftsmodell in Mertingen hat noch einen Vorteil: Schweihofer wird sich in Zukunft nie wieder eine neue Heizung kaufen müssen. Die Übergabestation, die die Wärme aus dem Netz auf den Heizkreislauf daheim überträgt, wird kostenlos ausgetauscht, sollte sie einmal kaputtgehen.

Staat übernimmt bis zu 40 Prozent der Kosten

Stetig stellen immer mehr Mertingerinnen und Mertinger ihre Heizung um. Der Anschluss eines Gebäudes kostet rund 13.000 Euro. Bis zu 40 Prozent davon übernimmt der Staat, wenn dafür zum Beispiel eine Ölheizung wegfällt. Eine Kilowattstunde Heizenergie kostet dann in Mertingen aktuell 9,4 Cent.

Ziel: Ganz Mertingen ans Nahwärmenetz anschließen

Im Kernort von Mertingen leben 3.500 Menschen. Zwei Drittel davon wohnen schon jetzt am Nahwärmenetz und könnten umstellen, schätzt Bürgermeister Veit Meggle von der Wählergemeinschaft PWG. 14 Kilometer Nahwärmeleitung wurden in den vergangenen Jahren verlegt.

Bisher liefern schon zwei Biogas- und eine Hackschnitzelanlage Wärme für 250 Anschlüsse. Das Ziel: In wenigen Jahren soll das Wärmenetz so weit ausgebaut sein, dass ganz Mertingen klimaneutral heizen kann. "Wir wollen unseren Ort tauglich für unsere Kinder und Enkelkinder machen", sagt Meggle. Sein Ratschlag an andere Kommunen: "Anpacken und es tun! Das haben wir getan und das können andere auch!"

Solarpark kann auch im Winter genug Strom liefern

Doch jetzt im Dezember steht die Sonne so tief wie sonst nie, gleichzeitig wird in den Wohnungen viel geheizt. Wie sicher ist da die Versorgung mit der Großwärmepumpe? Felix Schwahn von GP Joule sagt: "Wir haben auch im Winter die Möglichkeit, hier relevante Energiemengen aus dem Solarpark zu ziehen." An einem sonnigen Wintertag könnten die Photovoltaikmodule mit einer Leistung von insgesamt 750 Kilowatt Peak (kWp) die große Wärmepumpe komplett mit Strom versorgen. Ist das Wetter trüb, holt sich die Anlage grünen Strom aus dem öffentlichen Netz. Übers Jahr gerechnet, bekomme die Wärmepumpe 30 bis 50 Prozent des Stroms aus dem benachbarten Solarpark.

Ein großer Vorteil der Anlage sind zwei große, zylinderförmige Pufferspeicher, in denen jeweils 84.000 Liter Wasser sind. Ist tagsüber bei Sonnenschein viel Strom da, wird viel Wärme produziert. Sie steht dann durch die Pufferspeicher auch nachts zur Verfügung.

Luft-Wärmepumpe und Solarpark: "Das funktioniert überall!"

Mertingen kann Vorbild für andere Kommunen sein, meint Felix Schwahn von GP Joule: "Das Besondere hier: Wir haben eine Luft-Wärmepumpe und einen Solarpark. Das heißt, diese Kombination funktioniert eigentlich überall, wo wir Luft und Sonne zur Verfügung haben. Das heißt, dieses Modell kann in allen Gemeinden genutzt werden!"

Kein Zuschuss aus der Gemeindekasse nötig

Die regenerative Wärmeversorgung in Mertingen trägt sich finanziell selbst. Für den Bau des kilometerlangen Wärmenetzes gab es hohe staatliche Förderungen. Den Rest hat die Protherm GmbH – das ist der Zusammenschluss der Gemeinde und GP Joule – über Kredite bei der Bank finanziert. Die werden über die Einnahmen durch die Wärme nach und nach zurückbezahlt.

Ein Zuschuss aus der Gemeindekasse war nicht nötig. Die Nachfrage nach Nahwärme steigt: Seit dem Krieg in der Ukraine haben sich die Anfragen von Kommunen bei GP Joule "verdoppelt bis verdreifacht", heißt es aus dem Unternehmen.

  • Zum Artikel: So baut MAN aus Augsburg die XXL-Pumpe

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