Er soll seine Mitarbeiter schwarz beschäftigt und die Sozialversicherung betrogen haben. Unter anderem deshalb muss sich ein 47-jähriger Trockenbau-Unternehmer aus Nürnberg seit vor der Wirtschaftsstrafkammer am Landgericht Nürnberg-Fürth verantworten.
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Der Unternehmer sitzt bereits seit April 2024 in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft listet in ihrer Anklage 175 Fälle auf. Die Anklageschrift umfasst knapp 40 Seiten. Am ersten Verhandlungstag äußerte sich der Unternehmer nicht zum Tatvorwurf.
Mehrere Vorwürfe gegen Nürnberger Trockenbauer
50 Minuten dauerte das Verlesen der Anklageschrift. Währenddessen senkte der 47-jährige Bauunternehmer oft seinen Kopf. Der konkrete Tatvorwurf der Staatsanwaltschaft: Der Unternehmer soll seit 2017 eine Vielzahl an Arbeitskräften auf unterschiedlichen Baustellen beschäftigt haben – viele von ihnen schwarz. Für die Beschäftigten, die er angemeldet hatte, soll er zu wenig Sozialversicherungsbeiträge abgeführt haben. Auch in einer vom Angeklagten betriebenen Gaststätte soll er Mitarbeiter schwarz beschäftigt haben.
Unternehmer soll Millionen-Schaden verursacht haben
Allein dadurch soll er den Krankenkassen einen Schaden von 1,3 Millionen Euro zugefügt haben. Zudem hat der Angeklagte nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft Kurzarbeitergeld zu Unrecht bekommen sowie Steuern hinterzogen und darüber hinaus in seiner Gaststätte Glücksspielautomaten ohne Genehmigung betrieben. Gesamtschaden: fast 2,5 Millionen Euro.
Der letzte der insgesamt 30 Verhandlungstage ist für den 23. Mai 2025 angesetzt. "Es sind sehr komplexe Geschichten", so Tina Haase, eine Sprecherin des Gerichts auf Nachfrage von BR24. Es gehe um eine Vielzahl von Mitarbeitern und Zeugen. "In diesem Sachverhalt hängen viele andere Mitarbeiter des Angeklagten auch mit drin", so Haase weiter.
Prozess-Kosten im fünfstelligen Euro-Bereich
Die Kosten eines solchen Mammut-Prozesses? Letztendlich komme es darauf an, wie viele Verhandlungstage am Ende benötigt werden, so die Sprecherin des Gerichts. Dabei spielten mehrere Faktoren eine Rolle – wie beispielsweise die Stundensätze. Bei langen Prozessen lande man so schnell im fünfstelligen Euro-Bereich. "Zwischen 30.000 und 100.000 Euro", schätzt Haase, könnte der Mammut-Prozess rund um den Nürnberger Trockenbauer schließlich kosten.
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