Jung-Igel auf Station.
Bildrechte: BR/Nadine Cibu
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Margot Niedl füttert einen kleinen Igel.

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Mit Herz für Igel: Margot Niedl rettet Wildtiere

Mit Herz für Igel: Margot Niedl rettet Wildtiere

Acht Stunden zusätzlich: So viele Stunden steckt Margot Niedl neben ihrem Vollzeitberuf in ihr Ehrenamt. In ihrer Igel-Station kümmert sie sich um alle Igel, die Hilfe brauchen. Heuer waren es bereits 361 Wildtiere.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Niederbayern und Oberpfalz am .

Der kleine Igel Gustav liegt auf Margot Niedls hellblauen Einmalhandschuhen. Nur noch seine Nasenspitze blickt durch die dichten Stacheln hindurch. Die Igel-Expertin aus Eggenfelden im Kreis Rottal-Inn untersucht den Jung-Igel genau. Als erstes wird er gewogen.

Igel finden nicht genug Nahrung

"Das ist ein Indiz dafür, ob es ihm gut geht oder nicht", erklärt Niedl, während sie das Gewicht in ein Pflegeprotokoll einträgt. Gustav wiegt 330 Gramm, er hat abgenommen. Eigentlich sollte so ein kleiner junger Igel um die 600 Gramm Winterschlafgewicht haben. Große Alt-Igel, mit helleren, bräunlicheren Stacheln, sogar bis 1.200 Gramm.

Das Problem: Igel finden kaum Nahrung. Die Gründe sind beispielsweise das Insektensterben oder zu sterile Gärten. Experten raten mittlerweile, Igeln das ganze Jahr über Futter anzubieten. Alternativen zu Insekten sind dabei Katzennassfutter mit hohem Proteingehalt, Trockenfutter ohne Getreide, auch mal ein gebratenes Hackfleisch. "Oder einfach ein Ei brutzeln", erklärt Margot Niedl "Einfach ohne Salz und Pfeffer dem Igel anbieten."

Ehrenamtliche Igel-Station

Seit 2018 betreibt Margot Niedl die Igel-Station in Eggenfelden. Sie selbst hatte beim Schwammerlsuchen einen hilflosen Igel gefunden. "Ich habe damals händeringend nach Hilfe gesucht, nach einer Igelstation", erinnert sich die 55-Jährige. Seither hat sich die gelernte Telekommunikationselektronikerin von einer anderen Igel-Expertin anleiten lassen und ständig weitergebildet.

Im engen Austausch mit Tierärzten kümmert sich die Niederbayerin nun liebevoll um die Wildtiere. Jedes hat einen Namen und darf in einem Hasenkäfig Station machen. Eine Einliegerwohnung, die Niedl früher vermietete, gehört jetzt den Igeln. Sämtliche Verpflegung, Medikamente und Zubehör finanziert sie selbst. Margot Niedl ist deshalb auch Gründerin des Vereins "Igel-Hilfe Eggenfelden e.V.", hier können wertvolle Spenden eigenommen werden.

"Ein tagaktiver Igel braucht zu 99 Prozent Hilfe"

Heuer waren bereits 361 Igel auf Station in Eggenfelden. Viele Igel finden keinen Unterschlupf mehr, sind ausgehungert und brauchen Hilfe. "Ein tagaktiver Igel braucht zu 99 Prozent Hilfe", sagt die Igel-Expertin. Weitere Anzeichen sind: einen Hungerknick im Nacken, lange, stelzige Beine, zielloses umher rennen. Auch die Körperform ist ein Indiz: Ein Igel sollte eine richtig große Birnenform haben.

Wer einen Igel in Not findet, sollte diesen mit einem Kleidungsstück oder Handtuch vorsichtig anpacken. Zuhause sollte er einmal mit Einmalhandschuhen nach Verletzungen werden. Danach kommt er in eine hohe Kiste mit Zeitungspapier darin. "Den Igel dann erstmal eine halbe Stunde bis Stunde auf eine handwarme Wärmflasche legen und mit einem Handtuch zudecken", sagt die Igel-Expertin. Erst wenn der Bauch warm ist, darf der Igel eine teelöffel-große Portion Essen angeboten werden sowie Wasser. Danach rät die Expertin, sich an eine Igel-Station zu wenden.

Finder bekommen ein All-Inklusive-Paket

Margot Niedl päppelt die Tiere so lange auf, bis sie wieder zu den Findern zurückgegeben werden können. Viele kümmern sich dann um den Igel, bis er sein Winterschlafgewicht erreicht hat. Jede Päppel-Familie erhält ein All-Inklusive-Paket von Niedl, damit es dem Igel an nichts fehlt.

Geht es dem Igel wieder gut genug, darf er in den gesicherten Außenbereich. "Wir leihen auch Vorauswilderungsgehege aus, für etwa 14 Tage", sagt Georg Buchner, Margot Niedls Ehemann. Der gelernte Schreiner baut hölzerner Igelhäuser mit süßen Igel-Motiven darauf. "Die Motive sind ein Verkaufsschlager", lacht der 77-Jährige.

Ein Ehrenamt aus Liebe

Aktuell ist ein Aufnahmestopp in der Igel-Station: Kräfte sammeln, eine Pause gönnen. Danach geht es für das Paar aus dem südlichen Niederbayern weiter. "Einen Igel gibt es ja schon Millionen von Jahren, also warum sollten wir den aussterben lassen?", fragt Georg Buchner. "Das, was wir hier tun, ist ein Tropfen auf den heißen Stein, aber der rentiert sich". Jeder Igel, den Margot Niedl und Georg Buchner retten können, baut das Ehepaar auf und gibt ihnen neue Kraft, ihr Ehrenamt weiterzuführen.

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