Seit dem Jahr 2016 war die Position des Bund Naturschutz in Bayern eindeutig: keine neuen Stromtrassen. Der Umdenkprozess weg von der "Fundamental-Opposition" sei auch eine Reaktion auf den Kohleausstieg und den gleichzeitigen Ausbau der Stromerzeugung durch Wind und Sonne, erklärte Lars Kummetz, stellvertretender BN-Vorsitzender in Hof und Mitglied im BN-Landesbeirat. Am Dienstag (26.11.2024) hatte die BN-Kreisgruppe Hof Medienvertreter eingeladen, um die Kehrtwende bekanntzugeben. Die Kreisgruppen Hof und Ansbach hatten wesentlich zum Umdenken beigetragen.
Keine Klage gegen Südost-Link
Von der neuen Position sind zum Beispiel die umstrittene Juraleitung in Mittelfranken, aber auch sogenannte Höchstspannungs-Gleichstrom-Übertragungsleitungen (HGÜ) wie der Süd-Link und der Südost-Link. Konkret bedeute dies, dass sich zum Beispiel die Hofer BN-Kreisgruppe nicht an Klagen gegen den Südost-Link beteiligen werde, betonte der Hofer Kreisvorsitzende Ulrich Scharfenberg. Solche Klagen hätten zudem wenig Aussicht auf Erfolg. Gleichzeitig sei es aufgrund des gestiegenen Energie-Bedarfs zum Beispiel für die Elektromobilität oder die Handynutzung nötig, das Stromnetz stabil auszubauen, um Überschüsse aus Photovoltaik- und Windstrom-Anlagen auch weiter entfernten Regionen zur Verfügung zu stellen.
Stromsparen bleibt Priorität
Als Bund Naturschutz werde man weiterhin jede Stromleitungs-Planung kritisch begleiten. "Nur so viel wie nötig und so wenig wie möglich", sagte Lars Kummetz im BR-Gespräch. Es gehe immer darum, Alternativen zu prüfen und die naturverträglichste Variante zu wählen, heißt es in dem neuen Positionspapier. Nach wie vor hätten das Stromsparen und der Ausbau der dezentralen Energieversorgung in Bürgerhand oberste Priorität für den BN, so Ulrich Scharfenberg.
BN-Vorstand: keine 180-Grad-Wende
Der Landeschef des Bund Naturschutz Bayern, Richard Mergner, will nicht von einer 180-Grad-Wende sprechen. Das Papier sei eine Anpassung der acht Jahre alten Position des BN. "Wir behalten uns weiter vor, gegen einzelne Trassen zu klagen, die unserer Meinung nach vermeidbar sind oder so massiv wertvollste Naturgebiete betreffen", so Mergner.
Bei der Landesdelegiertenversammlung im Frühsommer 2025 soll das neue Positionspapier endgültig beschlossen werden.
Der Artikel wurde mit der Ergänzung des BN-Vorstands am 4.12.24 fortgeschrieben.
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!