Mit 60 Millionen verkauften Büchern ist Rosamunde Pilcher eine der erfolgreichsten Schriftstellerinnen aller Zeiten. Die 2019 verstorbene britische Autorin war in Deutschland wesentlich beliebter als in ihrer Heimat Großbritannien. Auf mittlerweile rund 170 Folgen ist die nach ihr benannte ZDF-Serie angewachsen. Es geht um kitschige Liebesgeschichten, wilden Thymian, Sommer am Meer und Wintersonne.
In Deutschland beliebte Engländerin
Wenn man den Namen der 1924 in Cornwall geborenen Pilcher auf Englisch aussprechen würde, würden viele gar nicht verstehen, um wenn es geht, sagt die Anglistin Sünje Redies, die für deren Romane beim Rowohlt-Verlag verantwortlich ist. Auf die Frage, wie sie sich den Erfolg von Pilchers Strickmuster "Liebe, Familie, Beziehung, Happy-End" erkläre, meint Redies: "Was ich immer wieder lese und höre und selbst bei der Lektüre merke, ist, wie viel in den Romanen, Geschichten, steckt." Pilcher beherrsche ihr Handwerk in der Figurenzeichnung und Dramaturgie meisterhaft. Zudem komme, dass ihre Themen universell und zeitlos sind.
Mehr als Liebesgeschichten
Es gehe um "Mehr-Generationen-Geschichten", um "Wahlverwandtschaften". Vor allem aber seien, so Redies, Pilchers Romane, solche zum Wohlfühlen, zum Flüchten aus der Realität. "Es geht um eine bessere, eine sanftere Welt, auch um eine vordigitale Welt, ohne Smartphone, ohne soziale Medien." Es gehe um schöne Häuser, malerische Landschaften und feine britische Gepflogenheiten.
Pilcher-Rundreisen in Cornwall
All das gibt es nicht nur im Roman. Es werden Rundreisen in die Südwest-Spitze von England angeboten, wo Rosamunde Pilcher geboren und aufgewachsen ist. Eine mythische Gegend, die, so meint Redies, die schon mehrmals dort war, ursprünglich ist. Es geht um britische Lebensart und Kultiviertheit mit Traditionen.
Sehnsucht nach dem Zuhause
In ihren Romanen vermittelt Pilcher Sentiment, das sich als "Sehnsucht nach der Heimat" beschreiben lässt. Nachdem die Autorin den schottischen Textilunternehmer Graham Pilcher geheiratet hatte, zog sie ins schottische Longforgan, wo sie bis zu ihrem Lebensende blieb. "Dadurch, dass sie aus einer Heimweh-Perspektive geschrieben hat", meint Redies, "ihrer Jugend in Cornwall auch ein Denkmal gesetzt hat", habe sich "diese Sehnsucht nach Zuhause auf die Leserinnern und Leser übertragen".
Durchbruch mit den "Muschelsuchern"
Anders als man vermuten würde, war Rosamunde Pilcher durchaus keine hemmungslose Romantikerin. "Sie galt", sagt die Anglistin Redies, "wirklich als sehr pragmatische, handfeste, gar nicht romantische Frau. Sie hat wirklich alles für den Erfolg ihrer Bücher getan." Erst, nachdem Pilcher 40 Jahre lang Fortsetzungsromane veröffentlicht hatte, kam ihr internationaler Durchbruch mit der Familiensaga "Die Muschelsucher". Da war sie bereits 70 Jahre alt.
Konservativ, aber mit starken Frauengeschichten
Rosamunde Pilcher könne man durchaus für konservativ bezeichnen, meint die Anglistin Sünje Redies. Aber sie habe sich immer wieder hervorgetan durch "starke Geschichten" von Frauen, die "ihren Weg gesucht haben".
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