München staut sich zur Arbeit
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Dichter Straßenverkehr auf dem Mittleren Ring zwischen der Parkharfe am Olympiapark und der Donnersberger Brücke in München.

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Nervenprobe in München: So lange stehen Pendler im Stau

Nervenprobe in München: So lange stehen Pendler im Stau

Autofahrer in München haben im vergangenen Jahr im Schnitt 55 Stunden im Stau gestanden. Nach einer Auswertung des Verkehrsdaten-Dienstleisters Inrix belegt die Landeshauptstadt damit Platz fünf in Deutschland. Spitzenreiter ist Düsseldorf.

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Baustellen, marode Infrastruktur und verstopfte Straßen stellen die Nerven von Autofahrern immer stärker auf die Probe – auch in München. In der Landeshauptstadt haben Pendler im vergangenen Jahr ganze Tage im Stau verbracht. Nach einer Auswertung des Verkehrsdatenanbieters Inrix standen sie durchschnittlich 55 Stunden im Stau - sechs Prozent mehr als im Vorjahr. Weil andere Städte noch stärker zulegten, rutschte die Landeshauptstadt dennoch von Rang drei auf Rang fünf der Kommunen mit den meisten Staustunden ab.

Düsseldorf auf Platz eins

Auf den Spitzenplätzen lagen demnach Düsseldorf, Berlin, Stuttgart und Köln. Bundesweit stand ein durchschnittlicher Pendler 43 Stunden im Stau - das sind laut Inrix 3 Stunden mehr als noch im Vorjahr.

Konkurrent TomTom sieht München beim Zeitverlust durch Stau und Verkehrsbehinderungen sogar nur auf Platz 12 bundesweit. Dem Unternehmen zufolge nahm das Stau-Niveau in der Innenstadt 2024 um einen Punkt auf 32 Prozent zu. Das heißt, dass eine Fahrt im Schnitt knapp ein Drittel länger dauerte als bei freien Straßen. Betrachtet man zusätzlich zur Innenstadt noch einen Großteil des übrigen Stadtgebietes, legte das Stau-Niveau um zwei Punkte auf 28 Prozent zu.

Donnerstagnachmittags ist es besonders heftig

Besonders krass war es laut TomTom im Berufsverkehr: Am Morgen stieg das Stau-Niveau in der Innenstadt auf 55 Prozent, am Abend auf 62 Prozent. "Der Zeitverlust durch Staus und Verkehrsbehinderungen gegenüber einer ungehinderten Fahrt steigt sowohl morgens als auch abends auf insgesamt 80 Stunden pro Jahr", erläuterte TomTom. Besonders hoch sei die Verkehrsbelastung donnerstags zwischen 17 und 18 Uhr mit einem Stau-Niveau von 70 Prozent.

Laut Inrix sind zwei Strecken auf dem Mittleren Ring besonders betroffen: Der südliche Abschnitt zwischen Bruckenfischerstraße und B11 schaffte es mit einem jährlichen Zeitverlust von 42 Stunden auf den zweiten Platz bundesweit. Direkt dahinter kommt der Abschnitt im Norden zwischen Lerchenauer Straße und dem Schwabinger Bach mit einem Zeitverlust von jährlich 32 Stunden. Dem Unternehmen zufolge entstanden den Münchner Autofahrern durch den Zeitverlust Kosten von 300 Millionen Euro, das sind pro Person 566 Euro. 

Fahrradtempo in der Münchner Innenstadt

Laut Inrix haben die Fahrten in die Münchner Innenstadt nach dem Abflauen der Corona-Pandemie 2024 um weitere zehn Prozent zugenommen. Dabei seien wegen zahlreicher Baustellen auf den letzten Kilometern ins Stadtzentrum mit 21 Kilometern pro Stunde bundesweit die niedrigsten Durchschnittsgeschwindigkeiten gemessen worden. Tomtom gab mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 25 km/h in der Innenstadt etwas höhere Werte an.

Inrix analysiert anonymisierte Daten zum Beispiel von Telefonen, Fahrzeugen und von Städten. Der sogenannte Global Traffic Scorecard misst dabei die Zeit, die ein Pendler durchschnittlich im Stau verbringt. TomTom nutzt unter anderem Echtzeit-Verkehrsdaten aus Navi-Systemen von Teilnehmern im fließenden Verkehr.

Zu viele Fahrzeuge unterwegs

An sich habe Deutschland eine sehr gute Infrastruktur - wenn sie denn benutzbar wäre, sagt Stauexperte Michael Schreckenberg von der Universität Duisburg-Essen. Aber: "Wir haben nichts dafür getan, sie zu erhalten. Und das fällt uns jetzt auf die Füße."

Eine Sprecherin des ADAC bringt es auf die einfache Formel: "Letztendlich sind zu viele Fahrzeuge gleichzeitig unterwegs." Die Zunahme der Stauzeit sei unter anderem auf eine höhere Verkehrsleistung insbesondere im Individualverkehr sowie auf zahlreiche Baustellen zurückzuführen. 

In Istanbul und New York verlieren Pendler mehr als 100 Stunden

Im internationalen Vergleich kommen deutsche Pendler noch glimpflich davon: Weltweit steht erstmals Istanbul mit einem durchschnittlichen Zeitverlust von 105 Stunden auf Platz eins, gefolgt von New York und Chicago (je 102 Stunden). London landet mit 101 Stunden dahinter.

Mit Informationen von dpa

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