Die Münchner Stammstrecke ist zwischen Hackerbrücke und dem Ostbahnhof gesperrt – und das voraussichtlich noch bis zum Abend. Zwar ist der verunglückte Zug am Isartor abtransportiert worden, die Ermittlungsarbeit vor Ort geht aber weiter: Was können Experten an Weiche, Gleis und Unterbett zur Unfallursache erkennen?
Hunderttausende Fahrgäste in München betroffen
Erst wenn die Fachleute mit ihrer Analyse fertig sind, beginnt die Instandsetzung der Strecke. Für Hunderttausende betroffene Fahrgäste bedeutet das weiterhin: Verspätungen und Zugausfälle. Wie Florian Kreibe, Sprecher der S-Bahn München, dem Bayerischen Rundfunk sagte, wird die Sperrung nach aktuellem Stand bis in die Abendstunden andauern. Eine genaue Prognose sei nicht möglich, vor Ort werde noch gearbeitet.
Laut Keibe setzt die Bahn alles daran, am Freitag "wieder regulär in den Betriebsstart zu gehen". Ob das gelingt, werde aber auch davon abhängen, "ob und wann wir wieder heute durch die Stammstrecke fahren können". Erschwerend komme hinzu, dass ab 22 Uhr planmäßige Bauarbeiten beginnen, dann sei die Stammstrecke zwischen Isartor und Ostbahnhof zusätzlich baubedingt gesperrt.
"Katastrophe" und "Sie sagen nichts durch"
Die betroffenen Fahrgäste nannten die Zugausfälle gegenüber dem BR eine "Katastrophe". Eine Frau erzählte, aus Gauting sei keine S-Bahn zum Ostbahnhof gefahren, und nun müsste sie von dort aus wohl auch auf einen Bus ausweichen. Ein anderer Fahrgast gab sich routiniert: "Nachdem ich das Ganze jetzt schon ein paar Jahre mache, haut es mich jetzt nicht vom Hocker. Wenn ich mich aufrege, fährt sie (die S-Bahn, Anm. der Red.) ja trotzdem nicht."
Niemand sei da gewesen, um Auskunft zu geben, beklagte sich eine Passagierin gegenüber dem BR. Das kritisierte auch eine andere Frau: "Sie sagen nichts durch – es kann doch nicht sein, dass nichts passiert." Aber man sei ja schließlich leiderprobt.
Bahn rät, auf U-Bahn und Tram auszuweichen
Die Deutsche Bahn empfiehlt Fahrgästen, auf U-Bahn und Trambahn auszuweichen. Ein Notfallfahrplan wurde aufgestellt.
S-Bahn entgleist im Tunnel nahe Isartor
In der Nacht auf Donnerstag war im Bereich des Bahnhofs Isartor eine S-Bahn entgleist. Das Drehgestell sprang den Angaben nach aus bislang unklaren Gründen im Bereich einer Weiche aus den Gleisen.
Zu diesem Zeitpunkt, gegen 1.20 Uhr, saßen etwa 15 Fahrgäste im Zug. Verletzt wurde niemand. Allerdings kam es zu erheblichem Schaden am Zug, wie ein Sprecher der Bundespolizei mitteilte. Der Verkehr auf der Stammstrecke wurde durch eine Sperrung in Folge des Unfalls stark eingeschränkt.
Polizei ermittelt wegen gefährlichen Eingriffs in Bahnverkehr
Bei dem Unfall wurden das Gleisbett, der Unterbau sowie die S-Bahn beschädigt. Nähere Angaben zum entstandenen Schaden gab es zunächst nicht. Die Bundespolizei hat Ermittlungen wegen eines gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr aufgenommen.
Die Insassen wurden demnach von der Feuerwehr zum Bahnsteig gebracht. Da ein Teil der S-Bahn bereits im Bahnhof Isartor stand, konnten einige Fahrgäste die Bahn über die Türen verlassen. Die S-Bahn war während des Unfalls den Angaben zufolge mit rund 15 Stundenkilometern unterwegs.
Erinnerungen an den Unfall von Reichertshausen
Erst vor wenigen Tagen waren am Bahnhof im oberbayerischen Reichertshausen ein ICE und eine Regionalbahn im Bereich einer Weiche seitlich zusammengestoßen. Sieben Menschen wurden dabei leicht verletzt. Der Regionalverkehr war anschließend über mehrere Tage eingeschränkt.
Im Audio: Stimmen am Ostbahnhof zur Sperrung der Stammstrecke
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