Mit einem Arbeitswagen Baujahr 1926, umgebaut 1961, wird der Schnee von den Trambahngleisen geräumt.
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Mit einem Arbeitswagen Baujahr 1926, umgebaut 1961, wird der Schnee von den Trambahngleisen geräumt.

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Münchner Tram fährt wieder - Kritik am Krisenmanagement

Das Münchner Trambahnnetz ist am sechsten Tag nach den Schneefällen wieder größtenteils in Betrieb. Doch noch immer fahren nicht alle Straßenbahnen und auch nicht überall. Während die Schneeberge schmelzen, häuft sich die Kritik.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Oberbayern am .

Fast eine Woche hat es gedauert, bis die Stadt München nach dem heftigen Wintereinbruch vom Wochenende die Straßenbahnen wieder flott bekommen hat. Seit Donnerstag ist das Trambahn-Netz wieder größtenteils in Betrieb. Sieben Linien können wieder ihren kompletten Linienweg befahren. Drei Linien sind aber nach wie vor nur teilweise befahrbar – und eine überhaupt nicht.

Drei Linien nur stückweise, eine gar nicht in Betrieb

Auf der Linie 25 von der U-Bahnstation Silberhornstraße bis in den Münchner Vorort Grünwald ist nach wie vor Ersatzverkehr mit Bussen unterwegs. Die Tram-Linien 16, 37 und 18 sind nur teilweise in Betrieb.

Teams der MVG sind nach wie vor damit beschäftigt, die restlichen Abschnitte wieder fahrbereit zu machen. Die MVG verspricht, die Mitarbeiter würden "so schnell wie möglich die Strecke räumen, damit auch dort die Tram wieder regulärer fahren kann."

Fahrzeug von 1926 hilft beim Schneeräumen

Nach den starken Schneefällen waren die Trambahn-Schienen seit Freitagabend nicht mehr befahrbar. Laut MVG habe man zusammen mit den Stadtwerken München (SWM) "seitdem durchgehend Schnee, Matsch und Eis von den Strecken geräumt."

Und das mit einem hundert Jahre alten Fahrzeug, einem sogenannten Fahrdrahtkontrollwagen aus dem Jahr 1926, der dabei hilft, die Schienen freizubekommen. Außerdem werden die Schienen händisch mit Eisenstangen freigeschlagen.

Kritik: MVG hat zu wenige schneetaugliche Fahrzeuge

Aus Kreisen von Fahrgastverbänden und der Stadtpolitik sieht sich die MVG seit Tagen schwerer Kritik ausgesetzt, weil das Trambahn-Netz so lange lahmgelegt war. So erklärte Andreas Barth vom Fahrgastverband Pro Bahn bereits am Sonntag: Den Betrieb einzustellen, sei – bei allem Verständnis für den starken Schneefall – "ambitionslos" gewesen. Barth erinnerte daran, dass in früheren Jahren bei Schneefall die älteren und unempfindlicheren Hochflurstraßenbahnen die ganze Nacht im Einsatz gewesen seien, um zu verhindern, dass die Infrastruktur einfriert.

Hochflurfahrzeuge kommen, ähnlich wie Autos mit hohem Radstand, leichter durch hohen Schnee. "Dass mit dem Fahrdrahtkontrollwagen nur noch ein einziges Hochflurfahrzeug betriebsbereit ist, ist ärgerlich genug", so Barth.

CSU-Stadtratsfraktion fordert eigene Schneepflüge

Es fehlt in München auch nach Einschätzung von Experten an der Räumtechnik. Ein Räumfahrzeug kam sogar extra aus Stuttgart. Die CSU im Münchner Stadtrat hat deswegen beantragt, es solle geprüft werden, ob noch vorhandene Hochflurfahrzeuge wieder in die Flotte aufgenommen werden können. Sie halten die Rillen vom Eis frei.

Darüber hinaus brauche die MVG eigene Schneepflüge für Trams, die im Notfall schnell und effizient die Schienen freischaufeln. Auch der Einsatz beheizbarer Weichen und Treppen solle in Betracht gezogen werden.

Grün-Rosa Stadtratsfraktion fordert besseres Krisenmanagement

Kritik kommt auch von der Grün-Rosa Fraktion im Münchner Stadtrat. Deren Mobilitätskoordinatoren und -koordinatorinnen, Gudrun Lux und Paul Bickelbacher, äußerten in einer Mitteilung Verständnis für die Betriebseinschränkungen am Samstag und Sonntag. Dass auch nach einigen Tagen ohne weitere Schneefälle und bei deutlich milderen Temperaturen der Betrieb noch nicht wieder vollumfänglich aufgenommen werden konnte, zeige aber deutlichen Handlungsbedarf.

Die Grün-Rosa Liste fordert ein besseres Krisenmanagement bei der MVG im Hinblick auf künftige Extremereignisse – also nicht nur Schnee und Kälte, sondern etwa auch Starkregen oder Hitzewellen sowie Ausnahmelagen, die nicht aufs Wetter zurückzuführen sind.

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