Dass etwas nicht stimmt mit seiner PV-Anlage, hat Hans Amann aus Herrngiersdorf im Landkreis Kelheim bemerkt. Ungefähr zehn Prozent weniger eingespeister Strom, das macht sich finanziell bemerkbar. Seine Dach-Anlage auf einem Holzstadel ist 13 Jahre alt und wirtschaftlich lukrativ.
Sonnenstrom boomt in Bayern
Im vergangenen Jahr haben erneuerbare Energien erstmals mehr als die Hälfte des Bruttostromverbrauchs in Deutschland gedeckt. In Bayern gab es einen Rekord-Zuwachs bei Photovoltaik. Noch bis Ende des Monats können Besitzer von Photovoltaik-Anlagen ihre Zählerstände für die Jahresabrechnung melden. Das ist Voraussetzung dafür, um Geld für den eingespeisten Strom zu bekommen. "PV-Anlagen funktionieren zuverlässig und sind wartungsarm", sagt Hans Stanglmair, Vorsitzender der Solarfreunde Moosburg e. V. Aber es handle sich dabei um technische Anlagen. "Da ist nicht auszuschließen, dass auch mal ein Modul ausfällt", so der Energieberater.
Die Anlage von Landwirt Hans Amann ist aber nicht defekt. Über die Jahre hat sich einfach nur gehörig Schmutz auf der Glasoberfläche angesammelt. Außerdem Flechtenbewuchs. Der Anlagen-Besitzer entschließt sich für eine professionelle Reinigung. Kostenpunkt: 400 Euro.
Weil er für seine Anlage eine noch verhältnismäßig hohe Einspeisevergütung mit über 40 Cent pro Kilowattstunde eingespeisten Stroms bekommt, amortisieren sich die Kosten innerhalb weniger Monate. "Fast 15 Prozent mehr Ertrag - das ist schon eine tolle Geschichte", freut sich Anlagen-Besitzer Hans Amann.
Wissenschaftler: Drei Prozent weniger Solarstrom ohne Reinigung
Auch Wissenschaftler vom Deutschen Zentrum für Luft– und Raumfahrt beschäftigen sich mit der Verschmutzung von PV-Anlagen. Pro Jahr könnten ohne Reinigung etwa drei Prozent Solarstrom in Deutschland verloren gehen, schätzt Physiker Stefan Wilbert.
"Viele denken, dass es nicht notwendig ist, eine Anlage zu reinigen, weil es in Deutschland viel regnet", so der Wissenschaftler. Aber es gebe viele Schmutzarten, die nicht unter Regen abgewaschen werden könnten. Schnee habe zwar eine reinigende Wirkung, aber auch die sei nicht immer ausreichend.
Im Video: Photovoltaikanlagen: Großputz auf dem Dach
Wann amortisieren sich die Kosten für Reinigung?
"PV-Anlagen zu reinigen, ist in vielen Fällen sinnvoll", sagt Stefan Wilbert vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt. Das gelte vor allem für größere, gewerbliche Anlagen. Experten raten dazu, die Kosten für Anfahrt und Reinigung mit den dadurch möglichen Mehreinnahmen zu verrechnen. So lässt sich abschätzen, ob sich die Reinigung auch auf kleineren Dachanlagen lohnt.
Wichtig sei auch, die jeweilige Vor-Ort-Situation zu betrachten, so Physiker Stefan Wilbert. Denn das Risiko für Verschmutzungen ist nicht überall gleich hoch. Es gebe Standorte, die problematischer sind, weil die Luft mit Feinstaub oder Ruß belastet ist: "Zum Beispiel dort, wo Landwirtschaft betrieben wird, in der Nähe von Zug-Trassen oder von Straßen und Industrieanlagen."
Saubere PV-Anlagen sorgen für maximalen Gewinn
Um den maximal möglichen Gewinn vor allem bei größeren Photovoltaik-Anlagen auszuschöpfen, entwickeln die Wissenschaftler vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt eine spezielle Software. Die soll die Verschmutzung der Module bestimmen, vorhersagen und Empfehlungen für den optimalen Reinigungszeitpunkt geben.
Auch Hans Stanglmair von den Solarfreunden Moosburg e. V. hat dafür ein Angebot: Ein Online-Tool (externer Link, möglicherweise Bezahl-Inhalt), bei dem PV-Anlagen-Besitzer die Erträge ihrer Anlage mit anderen vergleichen können. Diese Vergleichsauswertung hilft dabei, Mängel zeitnah zu erkennen.
Dieser Artikel ist erstmals am 11.01.2024 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.