Treffpunkt TÜV in Passau-Kohlbruck: Fahrlehrer Klaus Hutstein wird gleich mit mir die Prüfungsfahrt machen. Ich bin nervös, meine Führerscheinprüfung ist 40 Jahre her.
Hutsteins Tipp: "Atmen, denken – und gut is." Wenn's so einfach wär. Worauf ich besonders achten soll? Ampeln, Geschwindigkeit und Vorfahrt seien immer kritische Punkte bei Prüfungsfahrten. Ich gehe ums Auto, stelle Spiegel und Fahrersitz ein. Und los geht's.
Erste Gefahrenpunkte: Zebrastreifen und "rechts vor links"
Schon nach wenigen Minuten kommt die erste Gefahrenstelle: Eine Mutter steht mit ihrem Kind in der Nähe eines Zebrastreifens. Ob sie gleich den Fußgängerüberweg nutzen, ist schwer erkennbar. Ich bleibe stehen. Vorsichtshalber. "Richtig entschieden", lobt der Fahrlehrer. Im Zweifel müsse man hier anhalten. Tatsächlich überquert die Frau mit der kleinen Tochter an der Hand nach etwas Zögern die Straße.
"Konzentration hochhalten!", fordere ich mich auf, als ich in ein Wohngebiet mit zahlreichen Seitenstraßen und Kreuzungen gelotst werde. Etliche 30er-Zonen. Rechts-vor-Links-Kreuzungen und Einbahnstraßen verlangen meine ganze Aufmerksamkeit. Die Hände klammern sich ans Lenkrad und schwitzen. Das Beste kommt aber noch, prognostiziert Hutstein mit einem Schmunzeln. Er sollte Recht behalten.
Auffrischungsfahrten empfohlen
Routine sei an sich gut, sagt der 62-Jährige, der seit knapp 40 Jahren als Fahrlehrer im Fahrerlehrerverband tätig und Chef einer Fahrschule ist. Allerdings seien schlechte Angewohnheiten keine guten Begleiter: "Damit sind nicht nur lässige Armhaltungen gemeint, sondern auch das Einhalten von Geschwindigkeiten oder Abständen." Deshalb rät er zu Auffrischungsfahrten mit Fahrschulen.
Was sich in 40 Jahren geändert habe? Man müsse mehr Technik beherrschen und mit mehr Verkehr zurechtkommen. Auch die Einstellung junger Fahranfänger habe sich geändert, meint Hutstein. Die Haltung, den Führerschein zügig durchzuziehen, sei oft nicht vorhanden. Teenager verlassen sich immer öfter aufs "Mama-Taxi".
Mehr Führerscheine und höhere Durchfallquote
Laut Fahrlehrerverband wurden deutschlandweit in den vergangenen 20 Jahren jährlich zwischen 1,2 und 1,55 Millionen Führerscheine ausgestellt. Jüngste Tendenz: steigend. Nach oben geht auch die Durchfallquote. Nach Angaben des TÜV-Verbands wurden im letzten Jahr 42 Prozent der theoretischen und 30 Prozent der praktischen Prüfungen nicht bestanden. Bayern steht laut Kraftfahrtbundesamt mit einer Durchfallquote von 26 Prozent deutlich besser da als der bundesweite Schnitt. Experten nennen im Wesentlichen drei Gründe für nicht bestandene Fahrprüfungen: dichterer Verkehr, mehr Regeln und schwierigere Prüfungen.
Letzte Härtetests: Einparken und unübersichtliche Kreuzung
Zurück zur "Prüfungsfahrt" durch Passau. Klaus Hutstein will sehen, ob ich rückwärts seitwärts einparken kann. Funktioniert bestens – dank meiner Routine und der Linien, die mir die Einparkhilfe am Display zeigt.
Kurz vor Ende des Fahrchecks die schwierigste Prüfung: Ich soll an eine Kreuzung, an der sich fünf Straßen treffen, heranfahren und - wenn möglich - die Fahrt fortsetzen. Ich taste mich vor, konzentriere mich auf die vielen Schilder. Im letzten Moment lese ich auf einer weißen, von Bäumen halb verdeckten Tafel, dass an Schultagen hier nur Schulpersonal und Lieferverkehr passieren dürfen. Ich drehe um. "Das hätten wir jetzt auch noch geklärt", kommentiert der Mann auf dem Beifahrersitz das Wendemanöver.
Prüfung auch nach 40 Jahren nochmal bestanden
Nach 40 Minuten: Die Fahrt endet beim TÜV. "Ich habe nichts Gravierendes bemerkt", resümiert Klaus Hutstein. Insofern: Bestanden! Ich bin erleichtert und erschöpft. Die hohe Konzentration während der "Prüfungsfahrt" hat mir alles abverlangt.
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Zum Nachhören: BR-Reporter Martin Gruber im Fahrcheck
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