In einem Kindergarten in Ebelsbach im Landkreis Haßberge ist der Feuerwehr-Einsatz vom Dienstag noch immer in den Köpfen der Kinder und der Erzieherinnen. Die Mädchen und Jungen spielen das Erlebte nach. "Das eine oder andere Kind verarbeitet das Geschehen in Rollenspielen", erzählt Anke Schäflein, die Geschäftsführerin des Caritasverbands für den Landkreis Haßberge. Der Alltag sei in dem Kindergarten noch nicht wieder eingekehrt.
Kohlenmonoxid-Austritt in Kindergarten ging glimpflich aus
Möglicherweise war wegen eines Defekts an der Heizungsanlage Kohlenmonoxid ausgetreten. Zwei Kinder und vier Betreuerinnen wurden dadurch verletzt. Sie wurden wegen erhöhter Kohlenmonoxid-Werte im Blut in ein Krankenhaus gebracht. Laut der Erzieherin Katharina Dittrich konnten alle sechs Verletzten das Krankenhaus bereits wieder verlassen. Sie erholten sich momentan zu Hause.
Wie Nicole Bieber aus dem Leitungsteam des Kindergartens BR24 erklärt, hat sich die Aufregung noch nicht gelegt. Erzieherin Katharina Dittrich ergänzt: "Ich glaube, wir hatten auch einen großen Schutzengel mit dabei und sind einfach froh, dass unsere Kinder das so glimpflich überstanden haben, wir es nacharbeiten können mit ihnen, und auch dass alle Kolleginnen auf dem Weg der Genesung sind."
Dankbarkeit der Eltern gegenüber den Mitarbeiterinnen
Die Kindergarten-Leitung hatte nach dem Vorfall alle Eltern gebeten, ihre Kinder zu Hause zu behalten, um die anderen Kindergartenkinder und die Erzieherinnen zu entlasten. Viele Eltern und Kinder sind dem Aufruf gefolgt.
Anke Schäflein, die Geschäftsführerin des Caritasverbands für den Landkreis Haßberge, spricht von "sehr, sehr großer" Dankbarkeit der Eltern gegenüber den Mitarbeiterinnen. "Man spürt einen sehr vertrauensvollen Umgang zwischen Team und Eltern. Die Wertschätzung der Eltern den Mitarbeitenden gegenüber ist deutlich erkennbar – wie auch vor allem die Erleichterung, dass es allen gut geht."
Schlimmeres verhindert
Nach Einschätzung von Michael Will vom BRK-Kreisverband Haßberge hatten die Betreuerinnen eine Katastrophe verhindert. Dass das Unglück nicht weitaus dramatischere Folgen für die Gesundheit aller Personen im Gebäude hatte, sei dem schnellen und besonnenen Handeln des Kindergartenpersonals zu verdanken, so Will.
"Das waren einfach menschliche Alarmglocken, die da losgegangen sind. Daraufhin hat sich meine Kollegin bei der Feuerwehr gemeldet und wir haben uns gleich einen Kohlenmonoxid-Messer bringen lassen. Und das war unser Glück, dass der Kollege dann ganz schnell da war. Dann haben wir uns ganz schnell für eine Evakuierung entschieden", erzählt Nicole Bieber vom Leitungsteam des Kindergartens.
Erzieherin Dittrich berichtet: "Wir sind gemeinsam zügig in die Garderobe gegangen. Aufgrund der Außentemperatur haben die Kinder lediglich die notwendigsten Kleidungsstücke angezogen, wie Jacke und Schuhe. Wenn jemand noch Hausschuhe trug, war das in diesem Fall nicht weiter problematisch, da das Wohlbefinden der Kinder im Vordergrund steht."
Eintretende Übelkeit als Warnsignal
Zwei Erzieherinnen, die sich am Dienstag um die Mittagszeit im Keller des Kindergartens aufgehalten hatten, hatten plötzlich über Übelkeit, Schwindel und Unwohlsein geklagt. Daraufhin riefen sie die Feuerwehr. Bereits im Eingangsbereich stellte ein Feuerwehrmann eine erhöhte Kohlenmonoxid-Konzentration fest. Das CO-Warngerät zeigte einen Wert um die 200 ppm (parts per million), was ein Vielfaches von normaler Umgebungsluft ist. Anschließende Messungen im Keller des Kindergartens ergaben gar Werte von 1.300 ppm.
Die Betreuerinnen hatten bereits zu diesem Zeitpunkt die Fenster geöffnet und für eine gründliche Belüftung gesorgt. Die von der Feuerwehr gemessenen Kohlenmonoxid-Werte im Kindergarten deuteten auf ein erhebliches Risiko schwerwiegender oder sogar lebensbedrohlicher Verletzungen hin.
Quelle des Kohlenmonoxids noch nicht gefunden
Laut Anke Schäflein gibt es weiterhin keinerlei nachvollziehbare Anhaltspunkte für den Austritt von Kohlenmonoxid. Die Geschäftsführerin des Caritasverbands für den Landkreis Haßberge betont, dass weder "das Bayernwerk noch zwei Heizungsfachfirmen, die für Überprüfungen hinzugezogen wurden, noch der Kaminkehrermeister bisher irgendwelche Defekte feststellen konnten, die für die Entstehung von Kohlenmonoxid verantwortlich sein könnten." Nach Angaben der Polizei war die defekte Heizung im Keller der Grund für den Kohlenmonoxid-Austritt. Sie hat die Ermittlungen eingestellt.
Besonders an der Heizungsanlage wurden Vorkehrungen getroffen, um Kinder und Personal zu schützen. Aus diesem Grund wurden in den Innenräumen des Kindergartens präventiv Kohlenmonoxid-Warngeräte installiert.
Hinweis der Redaktion: In einer früheren Version des Artikels stand, dass das BRK die Kohlenmonoxid-Messung durchgeführt hat. Jedoch waren es Einsatzkräfte der Feuerwehr, die die Werte gemessen haben. Wir haben die Passage entsprechend angepasst.
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