Seit Wochen steht das Wasser in den Kellern einiger Gebäude des FC Gundelfingen. Abpumpen dürfen die Zuständigen des Sportvereins es erst, wenn der Statiker es erlaubt - sonst könnte das immer noch hohe Grundwasser die Bodenplatte sprengen. In den Kellerräumen, die man betreten kann, riecht es modrig; an den Wänden sieht man die Spuren, die das Wasser hinterlassen hat. Teilweise stand es bis zur Decke. Die Heizung ist kaputt, Duschen und Sanitäranlagen sind unbenutzbar.
Die Schäden im restlichen Gebäude sind noch verheerender. Die Kegelbahn: quasi weggeschwemmt. Die Wände des Tennisheims, gebaut in Holzständerbauweise: mit Wasser vollgesogen. Die Beschichtung der Tennisplätze: vom Wasser weggespült, hier sind nur noch Reste übrig, dazwischen Kies und Dreck. Verheerend sei das, sagt Vorstand Wolfgang Stricker, auch wenn man auf den ersten Blick nicht viel davon sehe.
Hochwasserschäden machen Vereinsleben unmöglich
In gut 2.500 ehrenamtlich geleisteten Stunden haben die Vereinsmitglieder aufgeräumt, nur noch ein paar Sandsäcke liegen herum. Der Betrieb in der Vereinsgaststätte läuft auch wieder, nur für heißes Wasser muss man sich mit Boilern behelfen. Auf den Fußballplätzen wird wieder trainiert. Für den stellvertretenden Abteilungsleiter Fußball ist das Training allein aber nicht alles: "Die kommen, spielen und müssen dann wieder heim", sagt Michael Unger. Mit Gemeinschaft habe das nichts zu tun, da sei der Anspruch des FC Gundelfingen ein anderer. Er fürchtet, dass einige Kinder und Jugendliche zu anderen Vereinen wechseln könnten. Denn: Die Wiederaufbauarbeiten werden viel Zeit in Anspruch nehmen.
Die etwa 8.000 Quadratmeter große Anlage sei eine der größten schwäbischen Sportanlagen in Vereinshand, sagt Viktor Merenda, der 30 Jahre lang Vorstand war. 1.100 Mitglieder hat der Verein, das Angebot reicht von Tennis über Schach, Tanzsport, Eisstockschießen, Leichtathletik, Fußball oder Tischtennis bis hin zum Segeln. Die Verantwortlichen sind immer noch geschockt.
Früherer Vereinsvorstand: So viel Wasser wie noch nie
Hochwasser hätten sie schon öfter erlebt, sagt Merenda. Aber das Wasser habe immer vor den Gebäuden Halt gemacht. Heuer sei so viel Wasser gekommen wie noch nie, sagt er – es habe alles überflutet. Nach einer Elementarversicherung habe er sich schon vor einigen Jahren erkundigt, sagt Viktor Merenda. Sie hätte den Verein schon damals um die 20.000 Euro im Jahr gekostet. Eine Summe, die sie nicht aufbringen könnten, so Merenda. Ob die Anlage, die ja im Überschwemmungsgebiet liege, heute überhaupt noch versicherbar wäre, sei alles andere als sicher.
Härtefallfonds, Verbandszuschuss: Welches Geld gibt's wo?
Jetzt versucht der Verein, an Fördergelder zu kommen. Das allerdings ist alles nicht so einfach: Bezuschusst werden die Gundelfinger mit Sicherheit vom Bayerischen Landessportverband (externer Link), wie auch schon in der Vergangenheit. Nur: Was genau bezuschusst wird und in welcher Höhe, dazu kann der BLSV noch keine Zahlen nennen. Wie aber planen, ohne das zu wissen, fragen sich die Verantwortlichen vom Verein.
Soforthilfen, die Privatpersonen oder auch Unternehmen beantragen können, sind für Vereine nicht vorgesehen. Die Gundelfinger setzen jetzt unter anderem auf den von der Bayerischen Staatsregierung finanzierten Härtefallfonds. Einen entsprechenden Antrag muss man beim jeweiligen Landratsamt stellen. Wer für die Schäden in der Stadiongaststätte aufkommen wird, wissen sie auch noch nicht. Ein großes Problem sei zudem, dass man vieles vorfinanzieren müsse. Für den Verein wäre es jetzt immens wichtig, bald Sicherheit zu haben, wie viel Geld es für welche Baumaßnahme gibt.
Warum eine Renovierung nicht ausreicht
Allerdings: Einfach nur renovieren und alles, was überflutet war, wieder herrichten, das reiche nicht, meinen die Vereinsverantwortlichen. Das Wasser wird wiederkommen, davon sind sie überzeugt. "Wir müssen ja schauen, dass wir die Umkleiden und Duschen woanders hinverlegen. Deshalb brauchen wir noch mehr Geld. Und ob und wann das bezuschusst ist - da sind wir noch ratlos", sagt Viktor Merenda.
In Eigenregie hat der Verein eine Spendenkampagne im Internet gestartet. Die laufe recht gut, heißt es von den Verantwortlichen, die sich über den Zuspruch freuen. Bei einer Schadenssumme, die nach ersten Schätzungen bei um die zwei Millionen Euro liegt, werden sie aber auch auf andere Zuwendungen angewiesen sein.
Vorstand: "Versuchen es mit allen Mitteln"
Trotz des immensen Schadens ist aber für alle eines klar: Aufgeben werden sie nicht. Im Kampf gegen das Hochwasser hätten alle in Gundelfingen und im Stadtteil Peterswörth zusammen geholfen. Das sei eine tolle Gemeinschaft gewesen. Hunderte Bürger seien zum Sandsack-Füllen gekommen; wer konnte, habe etwas getan, auch auf dem Vereinsgelände. Für diese Hilfe, auch von der Feuerwehr, ist man beim Verein sehr dankbar. "Wir versuchen mit allen Mitteln überall etwas herzukriegen und den Verein wieder auf den Stand zu bringen, wie wir ihn vorher gehabt haben", sagt Vorstand Wolfgang Stricker. Er weiß, er kann auf sein Team und die Mitglieder zählen.
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