Am Donnerstag werden die neuen Schilder angebracht, ab Freitag heißt es dann in der Dachauer Altstadt: verkehrsberuhigter Geschäftsbereich – und damit Tempo 20. Bisher dürfen Autofahrer mit 30 km/h über das Kopfsteinpflaster der Altstadt fahren.
Der Stadtrat hat die Entscheidung für Tempo 20 noch im vergangenen Jahr getroffen. Ziel sei es, die Aufenthaltsqualität in der Altstadt zu verbessern, so der Dachauer Hauptamtsleiter Josef Hermann. Dazu gehöre, die Verkehrssicherheit zu erhöhen und Fußgängern das Überqueren der Straße zu erleichtern.
Tempo 20 als Kompromiss
Tempo 20 sei ein guter Kompromiss. Mit anderen Vorschlägen für die Altstadt war die Stadt in der Vergangenheit schon gescheitert. Eine Einbahnstraße wurde kurze Zeit getestet, bis ein Geschäftsinhaber Klage einreichte und vom Verwaltungsgericht Recht bekam. Sein Argument: Die Einbahnstraße erschwere den Kunden die Anreise. Eine Fußgängerzone war auch schon im Gespräch, wurde aber schnell wieder verworfen.
Auf dem Hügel der Dachauer Altstadt befinden sich Restaurants und Geschäfte, aber auch Wohnhäuser und Parkplätze. Das Dachauer Schloss ist außerdem ein beliebter Treffpunkt für Autofahrer und Autoposer. Schon lange konkurrieren hier die Interessen. Die Anwohner wollen mehr Ruhe, die Autofahrer wollen vor Ort parken und nicht für kleine Besorgungen den Berg erklimmen. Die Stadt wünscht sich eine lebendige und fußgängerfreundliche Altstadt. Der neue verkehrsberuhigte Geschäftsbereich solle unnötigen Durchgangsverkehr in der Altstadt reduzieren, heißt es von der Stadt.
Scharfe Diskussion im Netz
Im Netz wird die neue Geschwindigkeitsbegrenzung in Dachau bereits kontrovers diskutiert. Von einem User heißt es beispielsweise: "Und wieder wird unsere Altstadt ein Stück unattraktiver. Schade." Andere ärgern sich, dass wegen 10 km/h Unterschied so viel Aufsehen erregt werde und kommentieren: "Es ist doch toll, dass hier eine Alternative zu diesen unpraktischen Fußgängerzonen gefunden wurde."
Viele fragen sich, ob die Änderung überhaupt etwas bringt: "Einmal mehr eine Maßnahme mit fragwürdigem Nutzen. Es profitieren höchstens die Schilderhersteller!" Ein User glaubt sogar, dass es noch lauter wird: "Heißt – Erster Gang mit Sportauspuff". Einige Altstadtbewohner bezweifeln zumindest, dass der Lärm durch das Kopfsteinpflaster mit gedrosselter Geschwindigkeit weniger wird.
Tempo 20: Fürstenfeldbruck erprobt es
Auch andere Städte wollen ihre Innenstädte vom Verkehr entlasten und erproben dafür Tempo 20 - zum Beispiel Fürstenfeldbruck. Dort gilt seit Herbst 2022 in einem Teil der Schöngeisinger Straße Tempo 20. Ziel sei es, die Innenstadt dadurch zu beleben und den Einzelhandel zu stärken, so Bürgermeister Christian Götz von der Brucker Bürgervereinigung (BBV).
Ob das gelingt, steht derzeit noch nicht fest. Zunächst muss die Stadt in einer weiteren einjährigen Testphase das Konzept prüfen. Diese soll im Frühjahr beginnen; die Daten werden erst 2025 ausgewertet. Götz sieht jedoch schon jetzt Tendenzen, dass die Zahl der Autos weniger werde und sich mehr Fußgänger in der Straße aufhalten würden. Auch die bisherige Geschwindigkeitsmessung zeige, dass sich die meisten Autofahrer an das Tempolimit hielten. Geblitzt wird derzeit aber noch nicht – das ist erst möglich, sobald die Probephase abgeschlossen und eine Genehmigung des verkehrsberuhigten Bereichs durch die Regierung Oberbayern vorliegt.
Tempo 20 oder Tempo 30? Klare Vorgaben für Fürstenfeldbruck
Vor etwa einem Jahr gab es in Fürstenfeldbruck Diskussionen, ob in der Straße auch ein Tempolimit 30 möglich wäre. Doch dafür habe die Rechtsgrundlage gefehlt, so Bürgermeister Götz: Tempo 30 sei nur in Wohngebieten oder in der Nähe von Kindergärten und Schulen möglich. Für die Schöngeisinger Straße komme deshalb nur die Einordnung als "verkehrsberuhigter Geschäftsbereich" in Frage – und dort sei Tempo 20 vorgeschrieben.
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