Schutzstatus von Wölfen soll gesenkt werden
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Nach EU-Votum: Streit um den Wolf in Bayern geht weiter

Nach EU-Votum: Streit um den Wolf in Bayern geht weiter

Die EU will den Wolfsabschuss erleichtern. Die bayerische Staatsregierung und der Bauernverband begrüßen das Votum der Mitgliedsstaaten. Doch der Bund Naturschutz warnt vor falschen Erwartungen.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im BR Fernsehen am .

Der Bauernverband fordert schon lange, dass Wölfe leichter geschossen werden dürfen. Nun gibt es, durch eine deutsche Ja-Stimme, eine Mehrheit in der Europäischen Union für die Herabsetzung des Schutzstatus des Wolfes. In der Folge könnten Wölfe künftig leichter abgeschossen werden.

"Der Schutzstatus des Wolfes ist nicht mehr gerechtfertigt, die Probleme mit dem Wolf selbst nehmen in Deutschland und Europa dramatisch zu", kommentierte der Präsident des Deutschen Bauernverbands, Joachim Rukwied, das Votum der EU-Mitgliedsstaaten. Dies sei "ein erster wichtiger Schritt für unsere Weidetierhalter, dass sich in Sachen Wolf etwas bewegt".

Staatsregierung fordert klare Regeln und Tempo

Die bayerische Staatsregierung begrüßt die Entscheidung aus Brüssel. Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) sprach von einem "deutlichen Signal für die Weidetierhaltung". Die Absenkung des Schutzstatus beim Wolf sei lange überfällig. Er fordert nun klare Regelungen von Bund und EU. Auch seine Kabinettskollegin, Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) begrüßt die Entscheidung und fordert Tempo bei der Umsetzung.

Hintergrund ist, dass der Schutzstatus der Tiere in der sogenannten Berner Konvention festgeschrieben ist. Diese haben neben der EU auch Länder wie die Türkei, Marokko und die Schweiz unterzeichnet. Um den Status des Wolfs herabzusenken, muss zunächst dieser Vertrag abgeändert werden. Anschließend muss die EU-Kommission konkrete Vorschläge für die zukünftigen Jagdregeln für Wölfe machen.

Kaniber fordert, dass sich die Zuständigen noch im Dezember mit einer Änderung der Berner Konvention beschäftigen sollen. Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) verlangt eine zeitnahe Aufnahme des Wolfs ins Jagdrecht.

Bund Naturschutz: Keine wolfsfreien Zonen in Bayern

Der Bund Naturschutz (BN) warnt dagegen vor unrealistischen Erwartungen nach dieser Brüsseler Entscheidung. BN-Chef Richard Mergner betont, der "günstige Erhaltungszustand" – also eine gewisse Zahl an Wölfen – müsse im jeweiligen EU-Land und in der Region erreicht sein, damit der Abschuss erleichtert werden kann. Das sei in Bayern sicher nicht der Fall, so Mergner. Deshalb werde der Wolf in Bayern in den nächsten Jahren nicht ohne Weiteres bejagt werden dürfen.

BN-Wolfsexperte Uwe Friedel erklärte: "Die Staatsregierung sollte den Weidetierhaltern jetzt keine falschen Hoffnungen machen – nach wie vor ist Herdenschutz das einzige Mittel, um die Weidetiere vor Wolfsübergriffen präventiv zu schützen." Das sieht auch der Landesbund für Vogel- und Naturschutz so: "Der Wolf ist da und bleibt – dieser Fakt kann nicht wegdiskutiert werden", sagte Verbandschef Norbert Schäffer. Erleichterte Abschüsse würden nicht automatisch eine Koexistenz ermöglichen – hierfür brauche es Herdenschutzmaßnahmen. 

Über den Schutz von Wölfen wird in Bayern seit Jahren in einer hochemotionalen Debatte gestritten. Die Staatsregierung will ein Wolfsmanagement erreichen, welches Abschüsse auch als vorbeugende Maßnahme vorsieht. Ansonsten fürchtet sie Nachteile für die Landwirtschaft – entweder durch Risse von Nutztieren oder durch Mehrkosten für Schutzmaßnahmen. Bisher ist die Entnahme von Wölfen, wie der Abschuss auch genannt wird, nur unter sehr strengen Bedingungen möglich. 

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