Gastwirt und Koch Patrick Hämmerle ist einer, der nicht aufgibt. Sein Restaurant steht unter Wasser. "Hinterland" ist der Name des Gasthofs – jetzt könnte man es eher "Unterland" nennen, sagt der 31-Jährige. Zu erreichen ist es nur über große Umwege. Hüfttief haben Patrick Hämmerle und seine Helfer im Wasser gestanden, haben Lebensmittel mit Schlauchbooten abtransportiert. Die braucht der Koch jetzt nämlich: Er hat eine Übergangslösung gefunden und sich dafür mit Brauer Benedikt Deniffel zusammengetan. Der ist gerade dabei, sich mit seiner im Jahr 2017 gegründeten Brauerei zu vergrößern. Vor wenigen Wochen ist er in größere Räume umgezogen, in die ehemalige Weberei in Gundelfingen.
Statt Restaurant ein "improvisierter Indoor-Biergarten"
Eigentlich ist der Brauer damit beschäftigt, dort alles zum Laufen zu bringen. Gerade tüftelt er an der Abfüllmaschine. Dennoch wollen die beiden hier vorübergehend gemeinsame Sache machen und haben die Gaststätte kurzerhand in das Brauereigebäude verlagert. Es gibt hier eine Gastronomieküche vom Vorbesitzer und eine Schankanlage. Tische und Stühle gibt es keine, stattdessen haben die beiden jungen Männer eine Art "Indoor-Biergarten" kreiert und Biertischgarnituren aufgestellt. "Noch müssen wir ziemlich viel wegräumen und putzen und nachher kommen dann meine Mitarbeiterinnen und helfen bei der Deko", sagt Benedikt Deniffel. "Dann wird das schon alles werden".
Brauereibesitzer hatte viel Glück
Dabei stand das Projekt auf Messers Schneide: Direkt hinter dem Gebäude fließt die Brenz. In den letzten Tagen hat Benedikt Deniffel öfter vom Fenster seines Gär- und Lagerkellers auf den kleinen Fluss geschaut. Der Pegel ist immer weiter gestiegen, aber der Fluss ist im Bett geblieben. Zwar habe das Grundwasser in den Keller gedrückt, das sei aber nicht so schlimm, meint Deniffel. Hauptsache das Wasser der Brenz ist hier nicht über die Ufer getreten. Nur wenige Hundert Meter weiter pumpt man etwa beim Fassadenhersteller Gartner noch die Gebäude leer. Da hatte Deniffel ein "Riesen-Glück".
Gundelfingen rückt zusammen – viele helfen mit
Deshalb will er dem befreundeten Gastronomen jetzt helfen und das, sagt Patrick Hämmerle, wollen viele. Viele Gäste, denen er vergangenes Wochenende habe absagen müssen, hätten sich gemeldet, Hilfe angeboten: "Gundelfingen und Umgebung rückt ganz eng zusammen, egal ob beim Sandsäcke füllen oder jetzt beim Aufräumen, das ist einfach – Wahnsinn". Hunderte von Freiwilligen haben in den vergangenen Tagen in Gundelfingen mit angepackt, in nur vier Stunden wurden 30.000 Sandsäcke gefüllt. Viele hatten nicht so viel Glück wie Deniffel mit seiner Brauerei.
Hochwasser hätte Restaurant weit zurückwerfen können
Auch deshalb hilft der jetzt Patrick Hämmerle, damit der sein Restaurant hier vorübergehend unterbringen kann. Seit eineinhalb Jahren betreibt der 31-Jährige das "Hinterland". Jetzt sei es endlich gut gelaufen, er habe viele Reservierungen, und jetzt das - es hätte ihn wieder weit zurückgeworfen, wenn er jetzt wochenlang hätte zumachen müssen. Deshalb wird er ab Donnerstag (06.06.) in der Brauerei kochen, die Gäste werden an Biertischen sitzen, vor der Abfüllanlage, neben den Gärtanks.
Zwiebelrostbraten - serviert vor der Flaschenabfüllanlage
Alles vielleicht etwas provisorisch und ein besonderes Ambiente. Aber, sagt Brauer Deniffel, selbstverständlich würden abends die Abfüllanlage und alle anderen lauten Geräte abgeschaltet, "damit man nicht mit Gehörschutz seinen Zwiebelrostbraten essen muss", sagt er und lacht. Die beiden freuen sich auf das gemeinsame Abenteuer. Wenn er nicht am Kochen ist, wird Patrick Hämmerle dann in den nächsten Tagen und Wochen am schrubben sein. Er will sein "Hinterland" baldmöglichst wieder aufmachen.
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