Für die Menschen im Landkreis Würzburg dürfte sich dieser Tag ähnlich bedeutend anfühlen wie die Eröffnung der Elbphilharmonie in Hamburg oder des Flughafens BER in Berlin: Der neue Mainsteg zwischen Veitshöchheim und Margetshöchheim ist nach vier Jahren Bauzeit und fast zwanzig Jahren Planungszeit fertig. Seit Dienstag ist der "Höchheimer Steg" offiziell für den Verkehr freigegeben. Die Bauabnahme ist am Tag zuvor erfolgt. Das bestätigt Waldemar Brohm (CSU), der 1. Bürgermeister von Margetshöchheim, auf BR24-Anfrage.
Offizielle Freigabe der neuen Brücke zwischen Veitshöchheim und Margetshöchheim
Viele Menschen aus den Gemeinden sind extra gekommen, um bei dem "historischen Moment" dabei zu sein. Die zwei Bürgermeister haben symbolisch ein rotes Band in der Mitte der Brücke durchschnitten. Vor allem aber wollten die Menschen das erste Mal über die neue filigrane Hängebrücke laufen oder mit dem Fahrrad darüber fahren. "Es ist beeindruckend. Ich komme aus Erlabrunn und habe die Bauarbeiten verfolgt. Es ist 'nur' ein Steg, aber er ist endlich fertig", sagt ein Mann auf seinem Fahrrad. "Wir konnten es lange nicht glauben, dass es jetzt endlich wahr wird. Mir gefällt die Konstruktion gut", sagt eine Frau. Die feierliche Eröffnung ist für 2025 geplant.
Steg als wichtige Verbindung zwischen den Gemeinden über den Main
Auch Brohm ist erleichtert: "Wenn man mich vor ein paar Monaten gefragt hätte, hätte ich es nicht für möglich gehalten, dass der Steg jetzt eröffnet wird." Die Brücke ist eine wichtige Verbindung: Menschen nutzen sie auf dem Weg zur Arbeit. Schülerinnen und Schüler überqueren sie, um in Veitshöchheim zur Schule zu gehen. Arzt-Praxen sind über die Brücke schneller zu erreichen. "Wichtig ist der Steg auch für den Tourismus. Der Main-Radweg, einer der schönsten Radwege Deutschlands, verläuft auf der linken Seite des Flusses. Der Steg ist notwendig, um auf die andere Seite zu kommen", so Brohm weiter. Die neue Brücke ist mit vier Metern deutlich breiter und das Überfahren mit dem Rad ist erlaubt. Auf dem alten Steg muss man schieben.
Der neue Mainsteg ist laut Brohm ein "herausragendes Bauwerk", das auch Touristinnen und Touristen aus dem gegenüberliegenden Veitshöchheim nach Margetshöchheim bringen soll. Veitshöchheim besuchen viele Menschen, etwa mit den Ausflugsschiffen oder um den Rokoko-Garten zu sehen.
Jürgen Götz (CSU), der 1. Bürgermeister von Veitshöchheim, atmet ebenfalls auf: "Die letzten Monate waren sehr belastend. Aber jetzt ist der Steg endlich seiner Bestimmung übergeben, mit über zwei Jahren Verspätung." Er hatte sich zwischenzeitlich nicht mehr getraut, einen Termin für die Freigabe zu nennen – weil es immer wieder Verzögerungen gab.
Baustopps und Verzögerungen durch Streit zwischen Baufirma und Amt
Der Bau war von ungeplanten Baustopps und verschobenen Einweihungsterminen geprägt. Ein Streit zwischen dem Wasserstraßenneubauamt (WNA) in Aschaffenburg und der für den Bau und Rückbau beauftragten Firma hatte zu einem Stopp geführt.
Die Firma hatte wegen nicht vorhersehbarer Erschwernisse beim Bau rund zwei Millionen Euro mehr gefordert, die das WNA nicht bezahlen wollte. Mit Hilfe der beiden Gemeinden und einer Mediatorin konnte der Streit zum Teil beigelegt werden.
Mehrkosten können erst nach Abriss berechnet werden
Für den Rückbau des alten Stegs Anfang nächsten Jahres ist nun eine andere Firma zuständig. Auch dadurch werde das Bauvorhaben teurer: Brohm rechnet mit Kosten von 2,8 Millionen Euro für den Abriss, statt bisher 1,2 Millionen Euro. Insgesamt waren die Gesamtkosten auf 9,84 Millionen Euro angesetzt. Die endgültigen Kosten stehen erst nach dem Abriss fest.
Bis Ende Juni soll der alte Steg abgerissen sein. Die beiden Brückenpfeiler im Main sollen während der turnusmäßigen Schifffahrtssperre im März/April abgebaut werden.
Alter Steg entspricht aktuellen Vorschriften nicht mehr
Der neue 311 Meter lange "Höchheimer Steg" steht nun auf Höhe der Mainfranken-Säle in Veitshöchheim. Er war nötig geworden, weil der Ludwig-Volk-Steg mit seinen zwei Pfeilern im Fluss nicht mehr den aktuellen Vorschriften entspricht. Es ist nicht klar, ob die Brücke einer Kollision mit einem der heutigen Kreuzfahrt- oder Frachtschiffe standhalten würde. Der Steg stammt aus dem Jahr 1967.
Im Video: Der "Höchheimer Steg" in der BR-Sendung Quer am 6.6.24
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