Garderobe in einer Kita in Aschaffenburg
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Nach Messerangriff: So geht eine Kita in Aschaffenburg damit um

Nach Messerangriff: So geht eine Kita in Aschaffenburg damit um

Zwei Tage ist es her, dass ein Mann mit einem Messer auf Kleinkinder und deren Erzieherinnen in Aschaffenburg losgegangen ist. Ein zweijähriger Junge und ein 41-jähriger Mann wurden dabei getötet. In Kindergärten herrscht Verunsicherung.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

In einem Kindergarten in Aschaffenburg spielen Kinder mit Magnetsteinen. Sie albern herum, ganz unbeschwert. Auf den ersten Blick ist nicht zu erahnen, was die Erzieherinnen und Erzieher, aber auch die Eltern der Kinder so sehr beschäftigt. "Die Eltern sind sehr angstbehaftet aktuell. Wir haben sehr viele Nachrichten und Anrufe bekommen – mit der Bitte: Bleibt in der Kita, macht keine Ausflüge", sagt Lisa Fürst im Gespräch mit BR24. Die Erzieherin leitet die Einrichtung, die aus einem Kindergarten und einer Kita besteht. In den nächsten Tagen machen die Erzieherinnen und Erzieher erst mal keine Ausflüge mehr mit den Kindern.

Messerangriff sorgt für Verunsicherung

Die Einrichtung selbst ist zwar nicht direkt von dem Messerangriff betroffen. Trotzdem sind die Folgen hier deutlich zu spüren. Im Park Schöntal, mitten in Aschaffenburg, soll ein 28-Jähriger mit einem Küchenmesser auf Erzieherinnen und Kleinkinder losgegangen sein. Zwei Tage ist das her. Ein zweijähriger Junge ist tot, genauso wie ein 41-jähriger Mann, der helfen wollte.

Die Erzieherin Lisa Fürst war selbst schon oft mit Kita-Gruppen im Schöntal unterwegs – in dem Park, der zum Tatort geworden ist. "Für die Kinder ist dort wahnsinnig viel geboten, weil sie Natur erleben, mitten in der Stadt", sagt Fürst. Sie erzählt von dem Spielplatz und den vielen Tieren, die Kinder dort beobachten können: Pfaue, Schildkröten, Enten und Gänse. "Es war für uns nie das Gefühl, dass man Angst haben muss in diesem Park."

Psychologin empfiehlt: Kindern Verständnis zeigen

In dem Kindergarten haben die Kinder zum Großteil noch nichts von der Gewalttat mitbekommen. Und auch die Psychologin Elisabeth Raffauf rät davon ab, Kinder damit zu belasten. Doch nicht immer sei das zu vermeiden. Sind Kinder verängstigt oder schockiert, dann sei es wichtig, Verständnis zu zeigen, sagt Raffauf.

"Es ist erst einmal wichtig zu sagen: Das ist total verständlich, dass man Angst hat und traurig ist. Also die Kinder in ihrem Gefühl bestätigen und nicht das Gefühl wegreden. Weil dann werden die Kinder noch unsicherer", sagt die Psychologin im Gespräch mit BR24.

Arbeiter-Samariter-Bund zieht Konsequenzen

Der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) ist Träger von sechs Kindergärten in Aschaffenburg. Die betroffene Kinderbetreuungseinrichtung zählt nicht dazu. Im Gespräch mit BR24 sagt Marcel Kontschak, Geschäftsführer des ASB Bayerischer Untermain: "Man macht sich natürlich Gedanken: Wie kann man in Zukunft auf solche Situationen eingehen? Was machen wir als ASB, um da zu helfen?"

Die Konsequenz, die der ASB aus dem Messerangriff zieht: Bayernweit will die Wohlfahrtsorganisation jetzt einen Leitfaden entwickeln – für solche Situationen, die nicht vorhersehbar sind.

Ausnahmesituation im Kindergarten

Der Messerangriff wird auch den Kindergarten, den Lisa Fürst leitet, weiter beschäftigen. Nicht nur unter den Eltern, sondern auch im Team gebe es "wahnsinnig viele Ängste", sagt die Erzieherin. "Wir werden im Team darüber sprechen und schauen: Wie geht es jedem Erzieher, jeder Erzieherin damit? Traut man sich gerade, rauszugehen oder sagt man: Wir möchten gerne noch ein bisschen im Haus bleiben", so Fürst. Wichtig dabei sei, auch die Eltern einzubeziehen. Die Erzieherin vermutet: Es wird noch einige Zeit dauern, bis wieder Alltag einkehren kann.

Betroffene Einrichtung bis auf Weiteres geschlossen

In der Kinderbetreuungseinrichtung, die direkt von dem Messerangriff betroffen ist, ist an Alltag nicht zu denken. Der Kindergarten bleibt auf unbestimmte Zeit geschlossen, mindestens aber bis Ostern. Das berichtet der Vorsitzende des Trägervereins im Gespräch mit BR24. Und er ergänzt: Die beiden Erzieherinnen, die zusammen mit fünf Kleinkindern angegriffen wurden, können sich aktuell nicht vorstellen, ob sie ihren Beruf jemals wieder ausüben wollen und können.

Die Eltern des getöteten Jungen und des verletzten Mädchens, aber auch alle anderen Eltern, deren Kinder überlebt haben, sowie das gesamte Personal der Einrichtung bekommen aktuell psychologische Unterstützung.

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