Polizisten ermitteln am umgestürzten Fahrzeug. Beim Unfall eines mutmaßlichen Schleuserfahrzeugs auf der Autobahn 94 sind sieben Menschen gestorben und mehrere schwer verletzt worden.
Bildrechte: picture alliance/dpa | Sven Hoppe

Neun Monate nach einem tödlichen Schleuserunfall auf der A94 bei Ampfing hat die Staatsanwaltschaft Anklage gegen drei Verdächtige erhoben.

Per Mail sharen
Artikel mit Audio-InhaltenAudiobeitrag

Nach tödlichem Schleuserunfall: Drei Verdächtige angeklagt

Neun Monate nach einem tödlichen Schleuserunfall auf der A94 bei Ampfing hat die Staatsanwaltschaft Traunstein Anklage gegen drei mutmaßliche Organisatoren der Fahrt erhoben. Jetzt ist die Jugendkammer des Landgerichts am Zug.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Oberbayern am .

Auf der Flucht vor der Polizei verunglückt im Oktober 2023 der Fahrer eines Schleuserfahrzeugs. Sieben Insassen sterben. Neun Monate später hat die Staatsanwaltschaft jetzt Anklage erhoben – gegen drei Verdächtige, die die Fahrt organisiert haben sollen. Nun muss die Jugendkammer am Landgericht Traunstein über die Zulassung der Anklage entscheiden.

Verdächtige "Scoutfahrer" in Untersuchungshaft

Der Vorwurf lautet auf Einschleusen mit Todesfolge, wie die Behörde mitteilte. Die drei Männer, die zur Tatzeit 17, 22 und 23 Jahre alt waren, befinden sich in Untersuchungshaft. Sie seien dringend verdächtig, die Schleusung als sogenannte "Scoutfahrer" gemeinsam mit dem Fahrer organisiert und durchgeführt zu haben. "Scoutfahrer" organisieren den Angaben nach Schleusungen und begleiten mit anderen Autos das eigentliche Schleuserfahrzeug. Sie kundschaften aus, wo Polizeikontrollen stattfinden, und leiten den Schleuserfahrer dann über andere Routen.

Kleinbus mit 23 Menschen überfüllt

Die drei Männer sollen den Fahrer für 300 Euro je geschleuster Person angeworben haben. Ihnen sei bekannt gewesen, dass der Kleinbus mit 23 Menschen völlig überfüllt gewesen sei, nicht ausreichend Sicherheitsgurte vorhanden gewesen seien und im Falle eines Unfalls die geschleusten Personen schwerste oder tödliche Verletzungen erleiden würden, so die Anklagebehörde.

Fahrer raste mit 180 Stundenkilometern der Polizei davon

Am Tattag sollen die Scouts Polizeikontrollen am Grenzübergang Simbach entdeckt und den Fahrer des Kleinbusses zum Grenzübergang Burghausen gelotst haben. Als der damals 24 Jahre alte Fahrer feststellte, dass ihn Polizeibeamte bemerkt hatten, habe er nach einem Telefonat mit den Scouts Gas gegeben und sein Fahrzeug auf bis zu 180 Stundenkilometer beschleunigt. Damit habe sich der Mann einer Fahrzeugkontrolle entziehen wollen. Bei der Einfahrt in die Autobahnanschlussstelle Waldkraiburg/Ampfing mit einem Tempo von etwa 150 durchbrach das Fahrzeug eine Leitplanke und überschlug sich.

Gegen Fahrer wird weiter ermittelt

Unter den sieben Insassen, die ums Leben kamen, war auch ein sechsjähriges Kind. Mehrere Personen wurden verletzt, einige von ihnen schwer. Ein Mann befindet sich nach Angaben eines Sprechers der Staatsanwaltschaft aufgrund eines bleibenden Hirnschadens weiterhin in Lebensgefahr. Gegen den Fahrer, der einen Armbruch erlitten hatte, dauern die Ermittlungen an. Ihm liegt laut Staatsanwaltschaft siebenfacher Mord zur Last.

Die Staatsanwaltschaft geht nach eigenen Angaben davon aus, dass die Scouts - anders als der Fahrer - nicht mit Tötungsvorsatz handelten und sich insofern des Einschleusens mit Todesfolge schuldig gemacht haben. Die drei Männer seien von Januar an zunächst in Österreich in Auslieferungshaft gesessen, ehe sie in bayerische Justizvollzugsanstalten gebracht wurden.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!