Normalerweise sind Polizeisprecher eher zurückhaltend in ihrer Wortwahl. Aber für das, was ein betrunkener Lkw-Fahrer gestern Abend in einem Fürther Wohngebiet nahe der Hardhöhe angerichtet hat, muss Michael Konrad drastische Worte wählen. "Das ist eine Unfallörtlichkeit, die aussieht wie auf einem Schlachtfeld", sagt er. "Man darf sich gar nicht ausmalen, was passiert wäre, wenn hier noch Passanten auf der Straße unterwegs gewesen wären".
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Der Lkw habe 33 Autos beschädigt, mehrere seien ausgebrannt, andere in das Mauerwerk der Häuser eingedrückt worden. An mehreren Gebäuden waren Fensterscheiben geborsten und Rollläden durch die Feuerhitze geschmolzen. Auch der Lkw selbst ging in Flammen auf. Die Feuerwehr musste erst einmal Trümmerteile beiseite räumen, um den Brand an einem der Häuser löschen zu können.
Beschädigtes Haus nicht mehr bewohnbar
Einen Tag nach der zerstörerischen Lkw-Fahrt steht fest, dass das beschädigte Haus nicht mehr bewohnbar ist. Das haben Fachleute des städtischen Bauamts und Feuerwehrleute bei einer Ortsbegehung am Mittwochnachmittag festgestellt. Akut einsturzgefährdet ist das Gebäude ihnen zufolge aber nicht.
Lkw-Bergung gestaltet sich problematisch
Noch in der Nacht wurden einige der zerstörten Autos abgeschleppt. Seit Mittwochmorgen wird in der Fürther Hardstraße weiter aufgeräumt, der ausgebrannte Lkw soll mit einem Kran geborgen werden. Allerdings gestaltet sich der Bergungsprozess des verunglückten Lasters schwieriger als gedacht. Die Arbeiten dauern an.
Lkw-Fahrer in Untersuchungshaft
Der Lkw-Fahrer sitzt mittlerweile in Untersuchungshaft. Wie die Polizei mitteilt, wurde er am Mittwoch dem Haftrichter vorgeführt. Demnach habe sich der 50-Jährige nicht zum Unfallhergang geäußert. Gegen ihn ermittelt nun die Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth wegen unerlaubten Entfernens vom Unfallort, fahrlässiger Körperverletzung, fahrlässiger Gefährdung des Straßenverkehrs und fahrlässiger Brandstiftung.
Anwohner unter Schock: "Als hätte eine Bombe eingeschlagen"
Die Bewohner eines Mehrfamilienhauses mussten ihre Wohnungen verlassen und die Nacht woanders verbringen. Für sie und ihre Nachbarn war der Abend ein Horror. "Als hätte eine Bombe eingeschlagen", sagt eine Anwohnerin mit zitternder Stimme. "Ein flammendes Inferno". Eine Nachbarin hat den Unfall aus ihrem Küchenfenster beobachtet. "Ich habe gesehen, wie der Lkw hier runtergerauscht ist, dann sind auch schon überall Flammen aufgegangen, dann hat es nur noch geknallt, dann sind sämtliche Autos in die Luft gegangen, explodiert", erzählt sie. Sie sei total geschockt. "Es hätten Kinder betroffen und andere Menschen betroffen sein können".
OB Jung verspricht schnelle Hilfe
Fürths Oberbürgermeister Thomas Jung (SPD) hat den betroffenen Anwohnern am Tag nach dem Horror-Crash rasche Hilfe versprochen, eine vorübergehende Unterkunft zu finden. Die Stadt werde über die Wohnungsgesellschaften möglichst schnell Angebote unterbreiten, sagte Jung bei einem Ortstermin. Die betroffene Straße im Stadtteil Hardhöhe solle so schnell wie möglich gereinigt und wieder instandgesetzt werden, versprach das Stadtoberhaupt. Angesichts der "Gewaltorgie" sei es ein Wunder, dass keine Toten zu beklagen seien. Der Oberbürgermeister berichtete, dass er am Dienstagabend den Großeinsatz mitbekommen habe und mit dem Fahrrad zur Unfallstelle gekommen sei. Die Szenerie sei gespenstisch gewesen, so OB Jung.
Drei Menschen wurden bei Unfall verletzt
Der 50-jährige Lkw-Fahrer soll am Dienstagabend in der Fürther Hardstraße bei Rot über eine Kreuzung gefahren sein. Dabei rammte er laut Polizei ein Auto, deren 74-jährige Fahrerin dabei verletzt wurde. Sie musste in ein Krankenhaus eingeliefert werden. Einen Kilometer weiter schob er mehrere geparkte Autos ineinander, die zum Teil Feuer fingen und auf Häuser übergriffen. Auch ein Passant, der sich durch einen Sprung retten konnte, erlitt leichte Verletzungen, ebenso wie der Unfallverursacher. Er wurde noch am Abend festgenommen. Ein Atemalkoholtest ergab bei ihm einen Wert von fast zwei Promille.
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