Leere Busstation: Bayerns Probleme mit den Schulbussen
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Nächster Halt: Ungewiss - wenn der Schulbus nicht kommt

Nächster Halt: Ungewiss - wenn der Schulbus nicht kommt

Verspätungen, Ausfälle, falsche Routen. In einigen Landkreisen werden Kinder vom Schulbus stehen gelassen oder müssen von Eltern gefahren werden. Dabei müssen Kommunen sichere  Schulwege gewährleisten. Doch genau das wird offenbar immer schwieriger.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Rund 12.000 Schulbusse fahren täglich in Bayern über eine Million Schüler in die Schule. Wenn sie denn fahren. Denn in einigen bayerischen Landkreisen kommen immer mehr Schulbusse zu spät oder gar nicht oder sind bereits überfüllt. "Also ganz zuverlässig fährt der Bus nicht", berichtet etwa die elfjährige Marlene aus dem Landkreis Ebersberg.

Einmal sei der Bus einfach an der Haltestelle vorbeigefahren. "Und bei der zweiten Bushaltestelle fährt er auch erst vorbei, bis einer dann sagt: 'Moment, da musst du stehen bleiben, wir müssen hier aussteigen.'" Mitten auf der Straße habe der Busfahrer dann angehalten, erzählt Marlene.

Schulbus im vergangenen Schuljahr 40-mal ausgefallen

Ähnliche Probleme kennt auch die achtjährige Veronika aus Gauting: 40-mal sei der Schulbus im vergangenen Jahr entweder ausgefallen, an den Kindern vorbeigefahren, hat sie an der falschen Haltestelle Hinausgelassen - oder der Fahrer wusste den Weg nicht. Dabei ist per Gesetz festgeschrieben, dass Schulkinder wie Marlene oder Veronika kostenfrei und sicher zur Schule kommen.

Veronikas Mutter, Claudia Nothaft, hat sich deshalb schon mehrfach beim zuständigen Landratsamt in Starnberg beschwert. Doch verbessert habe sich nichts. Im Gegenteil: Die Probleme gehen in diesem Schuljahr weiter. Achtmal sei der Bus bereits wieder ausgefallen. Und dann stünden die Kinder alleine in Gauting rum, in der Regel über eine Stunde lang bis der nächste Bus - hoffentlich - kommt. "Zu Fuß gehen ist keine Option, das sind acht Kilometer bis zu uns nach Hause und da müsste man die Straße entlanglaufen."

Krisengespräche zwischen Gemeinde, Landratsamt und Verkehrsunternehmen

Dass die Unzuverlässigkeit des Busverkehrs dringend politische Reaktionen erfordere, hat Hans Wilhelm Knape, Mitglied im Gautinger Gemeinderat, inzwischen dem zuständigen Landrat, Stefan Frey, mitgeteilt. Der Landrat wiederum habe ein Krisengespräch mit dem entsprechenden Verkehrsunternehmen anberaumt. Wieder einmal. Weiter heißt es aus dem Starnberger Landratsamt, dass Fahrten, auf denen Schüler befördert werden, als "prioritär an die Verkehrsunternehmen gemeldet" werden.

  • Zum Artikel: "Was dem öffentlichen Nahverkehr in Bayern fehlt"

Problem, wenn Schulbus in öffentlichen Nachverkehr integriert wird

Grundsätzlich gebe es für Schulbusse zwei Systeme: Den "freigestellten Schülerverkehr". Also der klassische Schulbus, der über die Dörfer knattert und die Kinder einsammelt. "Der funktioniert in der Regel sehr gut, die kennen ihre Schüler", sagt Stephan Rabl vom Landesverband bayerischer Omnibusunternehmer.

Bei dem anderen Modell werden die Schulbusse in den normalen Linienverkehr integriert. Grundsätzlich keine schlechte Idee, findet Rabl. Wenn ein öffentlicher Bus ohnehin zur Schule fahre, sei es meist nicht rentabel, einen eigenen Schulbus für die gleiche Strecke hinterherzuschicken. "Um Synergien zu nutzen, werden die zusammengelegt." Doch hier gebe es auch die meisten Probleme. Nämlich, dass Busse zu Stoßzeiten sehr voll sind, Busse ausfallen oder die Busfahrer noch nicht die Anzahl der Schüler kennen. Und das wiederum könnte dann mit dem Schulbeförderungsgesetz kollidieren, wonach Kinder ein Recht darauf haben, sicher in die Schule gebracht zu werden.

Zu wenig Fahrer: Fachkräftemangel schlägt in fast jeder Branche zu

Das Grundproblem aber sei ein anderes, sagt Stephan Rabl vom Verband der Omnibusunternehmer: Händeringend werde derzeit in Bayern nach Fahrern gesucht. Das bestätigten auch Busunternehmer und Landratsämter, beispielsweise das in Ebersberg. Sebastian Hallmann ist dort für den ÖPNV verantwortlich. Auch er sagt: Die Probleme mit den Busfahrern sind "dem Fachkräftemangel geschuldet, dass Busfahrer nicht zur Verfügung stehen in der Menge, wie wir sie gerne hätten."

Man müsste bei der Ausbildung der Busfahrer ansetzen und diese reformieren, schlägt Rabl vom Omnibusunternehmer-Verband vor. Während der Busführerschein in Deutschland 12.000 Euro koste, sei er in Österreich rund zwei Drittel günstiger. Der Grund dafür: Vieles doppele sich in der deutschen Ausbildung.

Duales System durch erweiterten Führerschein ersetzen: Zeit- und Geldersparnis

So müsse in Deutschland ein angehender Busfahrer neben der Theorieausbildung, die ja ohnehin zum Führerschein gehört, noch eine Berufsqualifizierung absolvieren. 40 bis 50 Prozent der Lehrinhalte würden sich dabei überschneiden und doppeln, sagt Rabl. Dagegen sei in Österreich "EU-Recht umgesetzt worden, da gibt es nur den Führerschein". Und in den würden dann notwendige berufsqualifizierende Lehrinhalte integriert. Das spare Zeit und Geld.

Eine solche Überarbeitung der Busfahrer-Ausbildung würde Rabl zufolge die Ausbildung um zwei Drittel oder die Hälfte billiger machen. "Und dann würden wir natürlich auch mehr Leute ausbilden können." Dass die Sicherheit auf der Straße leiden könnte, weil in der Ausbildung womöglich Lehrinhalte fehlen, darüber macht sich Rabl keine Sorgen. "Mir wäre neu, dass in Österreich die Fahrsicherheit weniger groß wäre, ganz im Gegenteil, die haben genauso geringe Unfallzahlen wie wir."

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