Acht Uhr. Der Gong ertönt. Unterrichtsstart am Gymnasium Herzogenaurach. PuG-Doppelstunde in Klasse 11c. Die Abkürzung steht für Politik und Gesellschaft. Früher hieß das wohl Sozialkunde. Kein leichtes Thema haben die beiden Lehrkräfte Karin Both-Kowalski und Johannes Knoblach heute auf dem Stundenplan. Krieg im Nahen Osten. Wie geht die Oberstufe am Gymnasium Herzogenaurach mit dieser Thematik um?
Die Schülerinnen und Schüler sind 16 oder 17 Jahre alt. Der Nahe Osten mit den damit verbundenen Konflikten war bereits Unterrichtsstoff in vorherigen Jahrgangsstufen. Der aktuelle Krieg mit vielen grausamen Bildern setzt das Thema aber neu und in anderer Intensität auf die Agenda.
Blick in die Vergangenheit
Die ersten dreißig Minuten werden noch einmal die historischen und örtlichen Besonderheiten rund um Israel und Palästina besprochen und eingeordnet. Wer die Gegenwart verstehen will, muss in dieser Thematik natürlich zunächst in die Vergangenheit blicken. Die Schülerinnen und Schüler sehen zudem einen Kurzfilm, der die Historie Israels grob zusammenfasst.
Schüler wollen Einordnung
Aktuelle Ereignisse, Weltpolitik wie sie so noch in keinem Geschichtsbuch steht, das erfordert Flexibilität und Weiterbildung von den Lehrkräften. Neutralität in diesem Konflikt ist zudem oberstes Gebot. Die Schülerinnen und Schüler bringen viele Fragen mit in den Unterricht. Sie wollen das Thema auch hier in ihrer Schule behandelt wissen. Eine Schülerin betont, wie wichtig das sei für die Einordnung, um das Geschehen auch verarbeiten zu können. Ihr Mitschüler findet die Aufarbeitung im Unterricht gut und hofft, dass dies auch kontinuierlich so bleibe. Je nachdem, wie lange der Krieg andauere. Beide Seiten sollten auf jeden Fall behandelt und dargestellt werden, sagt eine 17-Jährige, sonst könne sie sich kein differenziertes Bild machen.
Mediale Analyse
Wie wird der Krieg im Nahen Osten in den Medien dargestellt, wird ausgewogen genug berichtet? Auch dieser Aspekt ist Bestandteil im Unterricht. Die Klasse arbeitet in verschiedenen Gruppen, analysiert Berichte von der BBC, von der Tagesschau, auch von der Bild-Zeitung. Unterschiedliche Erzählhaltungen und Darstellungsformen sind schnell gefunden. Eine zentrale Rolle bei der Meinungsbildung nehmen mittlerweile die sozialen Medien ein. Die seien durchaus kritisch zu betrachten, so die Einschätzung von Studienrat Johannes Knoblach.
"Wir analysieren auch mal Tik Tok-Videos, denn damit wird oft einseitig Stimmung im Netz gemacht!" Johannes Knoblach, Gymnasium Herzogenaurach
Unterstützung vom BLLV
Die Lage im Nahen Osten verändert sich permanent, muss von den Lehrkräften immer wieder neu eingeordnet und mit den Schülerinnen und Schülern diskutiert werden. Der Bayerische Lehrerinnen und Lehrer Verband (BLLV) reagiert auf diese Herausforderungen, stellt aktuelles Material zum Nahostkonflikt zur Verfügung, verweist auf Fortbildungen zur brisanten Thematik. Die Kinder und Jugendlichen brächten ihre Sorgen und Ängste diesbezüglich mit ins Klassenzimmer, so Simone Fleischmann, Präsidentin des BLLV.
"Wir müssen dem, was die Kinder in ihrer Lebenswelt beschäftigt, in der Schule Raum geben!" Simone Fleischmann, BLLV-Präsidentin
Didaktisch allein gelassen fühle man sich ohnehin nicht, betonten die beiden Lehrkräfte in der 11c. Man müsse inhaltlich einfach immer am Ball bleiben, denn der Krieg im Nahen Osten werde leider wohl noch eine Weile Thema bleiben. Auch am Gymnasium Herzogenaurach.
BR macht Schule: Didaktisches Material zum Krieg im Nahen Osten
Der Bayerische Rundfunk hat zum Thema Krieg im Nahen Osten Informationen, Material und Hintergründe für den Unterricht und für Schülerinnen und Schüler zusammengestellt. Weiterführende Links, Tipps und Schülerwebtalks sind über die thematische Übersichtsseite auf "Medienkompetenz – BR macht Schule" zu finden.
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