Andreas Langhammer, der Leiter des evangelischen Altenheims St. Andreas, hatte anfangs große Vorbehalte gegen die neue, bundesweit geltende generalistische Pflegeausbildung. Denn für Krankenhäuser und Altenheime brachte sie eine große Umstellung mit sich.
Jetzt arbeiten fast alle Pflegeeinrichtungen im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen bei der Ausbildung zusammen. Die Zahl der angehenden Pflegekräfte ist gestiegen. Und dass sensationell wenige die Ausbildung abbrechen, liegt auch an einer Ansprechpartnerin für kleine und große Probleme.
Mittlerweile die mit am besten bezahlte Ausbildung
Um den Pflegeberuf attraktiver zu machen und massivem Personalmangel entgegenzuwirken, wurde die Ausbildung verändert. Mit etwa 1.300 Euro im ersten Ausbildungsjahr gehört sie zu den am besten bezahlten Ausbildungen. Seit vier Jahren sammeln Auszubildende praktische Erfahrungen im Altenheim, der ambulanten Pflege, im Krankenhaus und auf der Kinderstation.
"In drei Jahren bekommen sie damit ein umfassendes Bild, wo man arbeiten kann", so Langhammer. Und finden dabei heraus, welches Einsatzgebiet ihnen am meisten entspricht. "Manche mögen die Action und die medizinische Herausforderung im Krankenhaus", sagt Langhammer. Andere sind eher Beziehungsmenschen und schätzen die ruhigere Atmosphäre im Pflegeheim.
Dabei gibt es gute Nachrichten: Im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen ist die Zahl der Auszubildenden in der Pflege im vergangenen Jahr im Vergleich zum Vorjahr um 3,5 Prozent gestiegen. Auch bayernweit zeigt der Trend nach oben. Von 6.162 Ausbildungsverträgen im Jahr 2022 stiegt die Zahl im Jahr 2023 auf bereits 6.405 neu abgeschlossene Ausbildungsverträge, teilt das bayerische Gesundheitsministerium auf Anfrage mit.
Neu: Auszubildende werden besser angeleitet
Auch bieten die Pflegeschulen regelmäßige Treffen für Praxisanleiterinnen an. Denn diese sollen sich in der Praxis extra Zeit nehmen für die Auszubildenden. Denn auch das ist neu und im Pflegeberufe-Gesetz geregelt: Zehn Prozent der Ausbildungszeit sind für qualifizierte Anleitung reserviert.
Liefen Auszubildende früher im Stationsbetrieb oft einfach mit, müssen sich Krankenschwestern und Altenhilfe-Fachkräfte jetzt gezielt Zeit nehmen, um den Auszubildenden etwas beizubringen. "Das hat die Struktur der Ausbildung verbessert", sagt Andreas Langhammer. Insgesamt sieht er eine Aufwertung des Pflegeberufes. "Inzwischen haben sich auch die Gehälter für Altenpflegerinnen denen in der Akutpflege angeglichen."
Eine Kümmerin gegen Ausbildungs-Abbruch
Und was hilft gegen die bundesweit relativ hohe Abbrecherquote in der Pflege von 27 Prozent im Jahr 2023? Mit Pflegemanagerin Pauline Stickler hat der Ausbildungsverbund Altmühlfranken eine sogenannte Praxiskoordinatorin als Kümmerin angestellt, die für alle 135 Auszubildenden ansprechbar ist. In beiden Berufsfachschulen hat sie feste Sprechtage.
"Abgebrochen wird wegen emotionaler Belastung im Job, oder weil das Arbeitsumfeld nicht passt", sagt Stickler. Diese Probleme können mit ihrer Hilfe oft behoben werden. Und das wirkt sich auch auf die Abbrecherquote aus: Bei Pflege-Azubis im Landkreis liegt sie bei nur fünf Prozent.
Generalistische Ausbildung: Nachqualifizierung nötig
Einen Nachteil hat die neue Pflegeausbildung allerdings. Die Auszubildenden bekommen zwar einen besseren Überblick über verschiedene Einsatzgebiete. Allerdings fehlen Kenntnisse in der Tiefe. "Wenn nach der Ausbildung die Einsatzstelle klar ist, muss dort noch nachqualifiziert werden", sagt Andreas Langhammer. Es werde über eine Verlängerung der Ausbildung auf dreieinhalb Jahre nachgedacht.
Allerdings sind die Erfahrungen überwiegend positiv, sagt auch Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU). "Im internationalen Vergleich ist diese Ausbildung auf Erfolgskurs. Denn der Abschluss der generalistischen Ausbildung als Pflegefachfrau oder Pflegefachmann ist EU-weit anerkannt, damit sind die Auszubildenden später beruflich flexibel."
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