Eine benutzte Spritze am Boden (Sympolbild)
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Die Suchthilfe in Augsburg soll verbessert und die Situation am Helmut-Haller-Platz entschärft werden.

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Neues Hilfskonzept für Augsburger Drogenszene am Hallerplatz

Neues Hilfskonzept für Augsburger Drogenszene am Hallerplatz

Bewusstlose Menschen, herumliegende Spritzen: Seit Jahren klagen Anwohner und Reisende am Bahnhof im Augsburger Stadtteil Oberhausen über untragbare Zustände durch die offene Drogenszene. Jetzt will die Stadt eine neue Anlaufstelle schaffen.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Schwaben am .

Im Forum St. Johannes nahe der Wertachbrücke will Augsburg eine neue Anlaufstelle für Süchtige schaffen. Das Gebäude ist nur wenige Hundert Meter vom Helmut-Haller-Platz entfernt, wo sich bislang die Szene trifft. Am neuen Standort soll eine Arztpraxis Substitutionsmittel ausgeben, aber auch die ärztliche Grundversorgung übernehmen. Betreuer der Drogenhilfe sollen sich dort besser als bisher um die Suchtkranken kümmern können.

Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU) ist vom neuen Ansatz überzeugt: "Ich glaube schon, dass es ein Meilenstein ist, weil wir jetzt anfangen, einfach auch diese Unterstützung von drogenkranken Menschen anders zu denken."

Gemeinschaftsprojekt zur Stärkung der Suchthilfe

Die Stadt zieht dabei zusammen mit dem Bezirk Schwaben, der Drogenhilfe und der Kassenärztlichen Vereinigung Schwaben an einem Strang: Sie alle haben eine gemeinsame Vereinbarung unterzeichnet, mit dem Ziel "Stärkung der Suchthilfe in Augsburg". Unter anderem soll es künftig mehr Hilfsangebote speziell für Jugendliche und junge Erwachsene geben.

Die Vereinbarung beinhaltet unter anderem eine Schnelltestkampagne für HIV und Hepatitis, die personelle Aufstockung im Bereich Streetwork, eine Stärkung der Suchthilfe für junge Menschen in Augsburg und eine wissenschaftliche Begleitung der Maßnahmen. "Suchtkranke haben keine Lobby. Sucht ist jedoch ein gesamtgesellschaftliches Problem", betonte Bezirkstagspräsident Martin Sailer und rechnete vor, dass jeder Euro, der in die ambulante Suchthilfe fließe, 17 Euro an Folgekosten spare.

Neuer Ort und bessere Versorgung für Suchtkranke

Das Anwesen, um das es geht, gehört der evangelischen Kirche. Sie würde das Gebäude samt kleinem Garten für das Projekt zur Verfügung stellen. Die Gemeinde benötigt die Räume von St. Johannes selbst nicht mehr. "Wir sind davon überzeugt, dass es genau das richtige Konzept am genau richtigen Ort ist", sagt Pfarrer Fritz Grassmann von der Diakonie Augsburg. "Und wenn der Platz da ist und die Leute sich hier wohlfühlen und aufgenommen fühlen und einen Schutzraum haben, dann werden die den Stadtteil Oberhausen nicht mehr derart belasten, wie es jetzt ist. Und ich glaube, dass ganz Oberhausen profitieren wird."

Ist die kritische Szene am Hallerplatz bald Geschichte?

Die Stadt hofft damit die offene Szene am Oberhauser Bahnhof in ein betreutes Umfeld zu bekommen. Denn seit Jahren klagen Anwohner und Bahnreisende über die Zustände rund um den Helmut-Haller-Platz. Der "Be-Treff", der bisherige betreute Treff in einer alten Apotheke direkt am Platz, sei mittlerweile viel zu klein geworden, so Frank Pintsch, der Ordnungsreferent der Stadt. Am neuen Standort könnten Notschlafplätze angeboten werden, ein Raum zum Duschen und Wäschewaschen. Es gebe genügend Platz, das gesamte Areal sei umfriedet und somit etwas abgegrenzt.

Gleichzeitig liege der neue Standort zentral an der Tramhaltestelle Richtung Bezirksklinik und sei nahe genug an der "alten" Szene am Bahnhof. Das sei wichtig, sagt Pintsch, der sich eigens in Köln und Essen ähnliche Projekte angeschaut hat. Ihm gehe es aber nicht nur darum, dass den Suchtkranken künftig besser geholfen werden könne. Ihm sei auch wichtig, den Bürgern wieder den Helmut-Haller-Platz zurückzugeben, für Feste, den Wochenmarkt und mehr.

Erste Kritik am Suchttreff von Anwohnern

Am neuen Standort sollen in den kommenden Tagen Bürgersprechstunden und ein Infoabend für die Anwohner stattfinden. Erste Kritik am Konzept der Stadt gab es bereits über Social Media. Sie könne verstehen, dass manche Bürger irritiert seien, sagte Oberbürgermeisterin Eva Weber dem BR: "Natürlich kann ich auch alle verstehen, die natürlich erst mal sagen: Uh! Und warum denn eigentlich schon wieder Oberhausen?" Das habe schlichtweg auch damit zu tun, dass solche Einrichtungen in der Nähe der Szene sein müssten: "Wir können die Menschen nicht einfach nehmen und in einen anderen Stadtteil verfrachten."

Ziel werde sein, den neuen Treffpunkt so zu gestalten, dass sich die Suchtkranken unter Betreuung treffen können, die Anwohner aber nicht gestört sind. Zugleich soll es auch neue Angebote für die Bürger vor Ort geben. Das Forum St. Johannes soll etwa Raum bieten für ein Stadtteilcafé und kulturelle Veranstaltungen.

Problem: Hochgefährliche künstliche Opiate mit Knockout-Effekt

Bis zu 120 Menschen kommen pro Tag in den bisherigen Be-Treff-Stützpunkt, den die Drogenhilfe und der Sozialdienst katholischer Männer (SKM) zusammen betreiben. Insgesamt sind rund 300 Männer und Frauen der festen Szene am Platz zuzurechnen, sie kommen regelmäßig vorbei, schätzt Uwe Schmidt von der Drogenhilfe. Er erklärt, dass es aber nicht nur die Anzahl der Menschen ist, die zunehmend Probleme macht. Vielmehr sei es auch der Trend hin zu künstlichen Opiaten. Diese seien für die User kaum mehr zu dosieren. Das habe zur Folge, dass immer wieder Suchtkranke auf offener Straße zusammenbrechen würden, oft lange bewusstlos blieben, wenn nicht der Notarzt gerufen wird.

Thema Drückraum muss diskutiert werden

Offen sei die Frage, ob man an dem neuen Standort nicht auch über das Thema Drückraum reden müsse, so Schmidt. Die Stadt Freiburg habe erst vor wenigen Tagen einen Raum eröffnet, wo Schwerstabhängige unter hygienischen Bedingungen etwa Heroin spritzen können.

In Karlsruhe gibt es die Möglichkeit zum Drogenkonsum unter geschützten Bedingungen schon seit mehreren Jahren. Der Stadtrat muss nun den geplanten Maßnahmen noch zustimmen. Er hatte aber zuletzt bereits klargemacht, dass neue Konzepte für den Hallerplatz und die dortige Drogenszene überfällig seien.

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