Selbstverbesserung statt Winterruhe ist das Motto des "Winter Arc". Ein Trend, der vor allem auf TikTok und in der Fitness-Community zu finden ist. Teilnehmer des "Winter Arc" sollen die Komfortzone verlassen und sich bewusst dem Unangenehmen stellen, während andere auf das neue Jahr warten, es sich zu Hause gemütlich machen und den Herbst entspannt angehen lassen.
Transformation von Oktober bis Dezember
Stichtag für den "Winter Arc" ist eigentlich der 1. Oktober, doch gestartet werden kann jederzeit im Herbst. Konkrete Regeln sind für den "Winter Arc" nicht festgelegt. Bei den meisten Teilnehmern stehen frühes Aufstehen, Sport und gesundes Essen auf dem Programm. Es soll außerdem weniger Zeit am Handy und mit Freunden verbracht werden, um sich so besser auf sich selbst zu konzentrieren.
Männer rasieren sich oft die Haare kurz, Frauen nehmen sich vor, mehr Bücher zu lesen. Das allgemeine Ziel: Die Zeit bis Januar zur Selbstoptimierung nutzen, um als besserer Mensch in das neue Jahr zu starten. Und das stärker, besser und fokussierter als vorher.
Trend passt zu Lebensgewohnheiten junger Menschen
Doch was steckt hinter solchen Trends und von wo kommen sie? Laut Gunther Hirschfelder, Professor für Vergleichende Kulturwissenschaft an der Universität Regensburg, ist der "Winter Arc" deshalb zum Trend geworden, weil er zu den Lebensgewohnheiten, Wünschen und in die Zeit junger Menschen passt.
Solche Trends haben eine Struktur, sagt Hirschfelder: "Wir kommen aus einer Gesellschaft, in der Brauch und Kirche und Tradition den Jahreslauf bestimmt haben, uns Chronologie und Zeitverständnis gegeben haben. Und mit dem faktischen Bedeutungsverlust von Kirche kommen neue Dinge auf." Beispiele sind das Oktoberfest, sportliche Großereignisse oder auch Trends wie der "Winter Arc", der individuell gehandhabt werden kann.
Wunsch nach Selbstoptimierung ist groß
Laut Hirschfelder funktioniert der "Winter Arc" auch wegen des Wunsches nach Selbstoptimierung im Internet so gut. Der Grund: Fitness ist schwer angesagt, und der Schweinehund muss bei jedem überwunden werden. "Man hat gute Vorsätze und wirft sie über Bord. Und da brauchen wir neue Instrumente wie den 'Winter Arc', der eben sagt: Du musst nicht dein ganzes Leben revolutionieren, machst erst mal die ersten drei Monate Oktober bis Dezember, dann gucken wir weiter. Das ist eine Zeitspanne, wo man auch eine realistische Chance hat, seine Ziele zu verwirklichen", so Hirschfelder.
Ein Trend, der bleibt?
Die Frage, ob der "Winter Arc" ein Trend ist, der bleibt, wird sich nächsten Winter zeigen. Gunther Hirschfelder rechnet aber nicht damit: "Wir haben eine kurzlebige Zeit, und in der Summe haben solche Trends einen riesigen Boom am Anfang, und dann verflachen sie."
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