Sie sind in sozialen Netzwerken extrem präsent und haben viele Follower: Die Wirtschaft macht sich den Einfluss von Influencern bei ihrem Publikum zunutze – während die Influencer selbst von teils hohen Einnahmen profitieren. Doch wie lukrativ ist das für beide Seiten wirklich?
Janine Fischer, die zu den deutschen Top-Influencerinnen gehört, hat sich auf die Themen Kinder, Beauty und Kochen spezialisiert. Mit ihren Videos will sie ihre Follower an ihren Kanal binden und neue Abonnenten gewinnen. Denn je größer die Reichweite, desto mehr kann sie für Werbung verlangen. "Es wird häufig gefragt, wie viel man als Influencer verdienen kann", sagt Fischer. "Es gibt überhaupt keine Grenze sozusagen und es sind auch sechsstellige Beträge möglich pro Jahr."
Influencer: Wie viel Geld lässt sich verdienen?
Haupteinnahme-Quelle für Fischer ist die Online-Plattform Instagram. Dort folgen ihr schon 864.000 Menschen. Sie bekommt deshalb häufig Werbeaufträge von bekannten Marken. Influencern mit 1.000 bis 5.000 Followern bringt ein Werbevideo im Schnitt 60 bis 100 Euro. Mega-Influencer mit mehr als einer Million Followern verdienen mit einem Spot 15.000 Euro und mehr.
Neben Werbevideos haben Influencer eine weitere Verdienstmöglichkeiten, wie Ravi Walia, Inhaber einer Influencer-Agentur, erläutert: "Der klassischste Weg ist, der Influencer setzt einen Link zu einem bestimmten Produkt. Da klickt der User drauf und kauft dieses Produkt. Diesen Platz oder diese Link-Integration verkauft der Influencer an den Werbepartner. Das geht von 100 Euro bis hin zu Tausenden von Euro." Walia organisiert Werbekampagnen in sozialen Medien und bringt dafür Unternehmen und Influencer zusammen.
Influencer nicht nur unter jungen Erwachsenen
Auch die 57-jährige Daniela Hutter aus Sankt Johann in Österreich nutzt die sozialen Medien professionell und veröffentlicht regelmäßig Videos auf ihrem Instagram-Kanal. "Es ist schon so eine Sache, wenn Du nicht mehr ganz bei den Jungen bist. Du hast nicht die gleiche Sprache wie jetzt 20- oder 30-jährige Influencer" sagt Hutter. "Aber es gibt auch das Publikum, die das sehr wertschätzen, wenn es da jemanden gibt, der nicht ganz so jung ist."
Die Statistik belegt ihre Erfahrung. Rund 35 Prozent der 40- bis 59-Jährigen folgen Influencern, ab 60 Jahren sind es immerhin noch 20 Prozent. Die Unternehmerin hat sich auf das Coaching von Frauen spezialisiert und macht auf Instagram ausschließlich Werbung für ihre eigene Firma. "Für meinen Erfolg ist Social Media wirklich elementar", erläutert Hutter. "Über Social Media erzeugst Du die Nähe und da glauben sie, sie sind Deine Freunde, sie kennen Dich schon und dann kommt das Business."
Parasoziale Beziehung zwischen Influencern und Followern
Ein Phänomen, das die Wissenschaft bestätigt. "Die Besonderheit vom Influencer ist, dass er als Freund erscheint", erklärt Medienökonom Professor Christian Zabel von der Technischen Hochschule Köln. "Er hat eine parasoziale Beziehung. Man denkt, das ist jemand, mit dem kann ich reden, man hat den direkten Austausch. Natürlich ist es keine echte Freundschaft – und das bietet natürlich ein großes Potential zur Beeinflussung. Wenn er mir ein Produkt vorschlägt, dann finde ich das vielleicht besonders gut."
Enormes Wachstum beim Influencer-Marketing
Ein Werbetrend, den auch Traditionsunternehmen erkannt haben: Natalie Frieb unterstützt sie mit ihrer Agentur bei der Konzeptentwicklung und der Durchführung von Influencer-Events. "Der deutsche Markt gehört zu den Top-Märkten weltweit. Influencer-Marketing hat sich etabliert und gefestigt", sagt Frieb. Viele Mittelständler springen laut Frieb auf den Zug auf. In Deutschland nutzen aktuell 59 Prozent der Unternehmen Influencer-Marketing.
Die Wachstumsraten beim Influencer-Marketing sind hoch. 2017 haben Unternehmen 94 Millionen Euro für Influencer-Videos ausgegeben. Für 2027 werden 842 Millionen Euro prognostiziert - eine Steigerung um fast 900 Prozent.
Im Video von ARD alpha: Was sind Influencer?
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