Wenn fast 60 Drittklässler im Wald stehen, wird es lebhaft. Sie plappern und lachen, sie schauen sich neugierig um. Und sicher juckt es den meisten in den Fingern, sich einen Stock zu suchen. Kinder lieben es eben, im Wald zu spielen. Heute sollen sie genau das tun – und dabei noch etwas lernen.
Förster Lorenz Hertel vom Revier in Trunstadt im Landkreis Bamberg ist kurz vor dem Eintreffen der Grundschüler noch ein bisschen aufgeregt. Denn so viele Kinder hat er noch nie betreut. Drei Klassen der Grundschule Oberhaid sollen heute eine Eichensaat durchführen. "Das ist schon ein spannendes Erlebnis heute", sagt Hertel. Als die Kinder dann vor ihm stehen, ist er ganz souverän. Schnell sind die Kinder in Gruppen eingeteilt, dann geht’s in den Wald. Auf einer Lichtung angekommen, beginnt Hertel mit dem ersten Spiel.
Lektion: Mischwälder sind stabiler
Jedes Kind zieht einen Zettel, auf dem eine Baumart steht. Die Kinder bilden einen Kreis und haken sich alle unter. Dann beginnt Hertel vorzulesen, was den Wald schädigt: Rehe, die Knospen abknabbern, Schnee, oder der Borkenkäfer, der Fichten beschädigt. Wann immer eine Baumsorte genannt wird, lassen sich die Kinder fallen, die diese Baumart auf ihrem Zettel stehen hatten. Die anderen müssen sich gut festhalten, damit der Kreis nicht aufreißt. Gar nicht so leicht, vor allem, wenn mehrere Baumsorten betroffen sind.
In einer zweiten Runde ziehen die Kinder neue Zettel. Und als Hertel die Baumart Fichte vorliest, fallen alle um. Die spielerische Lektion: Monokulturen sind angreifbarer als Mischwälder. Leo aus der 3b schlussfolgert nach dem Spiel richtig: "Als [wir] alle Fichten waren, ist der Wald zusammengestürzt."
Eichhörnchen-Spiel – Tiere helfen dem Wald
Für das zweite Spiel geht es tiefer in den Wald. Hier werden die Kinder zu Eichhörnchen. Erst vergraben sie ihren Vorrat, dann müssen sie ihn wiederfinden. Dass sie nicht alle finden, ist gut für den Wald. Denn daraus wachsen neue Bäume.
Kinder säen den Mischwald von morgen
Und damit geht es zum dritten Spiel. Gemeinsam suchen sie auf dem dicht belaubten Waldboden nach Eicheln. Zuerst nur schwerlich, dann mit großem Erfolg. Die Eimer füllen sich und auch Leo, der einen großen Fund macht, findet: "Ja, da kann man mit zufrieden sein."
Mit vollen Eimern geht’s zur Eichensaat. Löcher wurden vorgegraben, jetzt heißt’s verbuddeln. Für die Kinder ein Riesenspaß. Damit hier ein Mischwald entsteht, säen die Drittklässler Eicheln. Drumherum wurden schon Esskastanien gepflanzt, es sollen Flatterulmen, Weißtannen und Douglasien folgen. Leo und seine Klassenkameraden geben dem Wald wieder Leben. Damit man sicher sein kann, dass ein Baum wachsen wird, werfen sie mehrere Eicheln in ein Loch.
Die Schüler sind zufrieden. Leo weiß für sich: Das "war ein gutes Gefühl, dass wir den Wald neu pflanzen, dass da bald neuer Wald entsteht". "Ich bin begeistert", sagt Förster Hertels im Anschluss. "Wir haben nicht erwartet, dass wir so weit kommen, sind froh, dass so eine große Fläche wieder in Bestockung gerät."
Letzte Lektion: Nachhaltigkeit ist wichtig, Lagerfeuer auch
Beim letzten Spiel werden die Kinder in drei Gruppen eingeteilt: Menschen, Wald und Zeit – jede Gruppe erhält zwölf Hölzer. Dann nehmen die Kinder Hölzer von den anderen Gruppen: die Menschen vom Wald, der Wald von der Zeit und die von den Menschen. Während Wald und Zeit immer nur ein Holz nehmen, holen sich die Menschen immer zwei. Schnell hat der Wald keine Hölzer mehr. Unfair, finden die Kinder. Darum gehe es bei Nachhaltigkeit, entgegnet Hertel. Der Wald braucht mehr Zeit, als die Menschen ihm lassen.
Zum Abschluss gibt es Wurstbrötchen, Käsebrot und Apfelschorle, und die Kinder wärmen sich an der Feuerschale auf. Für alle ein erfolgreicher Tag, Förster Hertels spielerischer Ansatz ist aufgegangen.
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