Äpfel werden vor dem Häckseln in der Obstpresse gewaschen
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Äpfel beim Waschen in der Obstpresse

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Obst haltbar machen – Hochbetrieb bei den Mostereien

Obst haltbar machen – Hochbetrieb bei den Mostereien

Der Herbst ist da, das Obst ist reif. In vielen Regionen ist die Ernte heuer üppig. Eine perfekte Möglichkeit, um das Obst haltbar zu machen: Saft daraus pressen. In Tuntenhausen gibt es eine Obstpresse – und dort herrscht derzeit Hochbetrieb.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Oberbayern am .

Im Viertelstundentakt fahren sie vor beim kleinen Most-Häusl in Tuntenhausen im Landkreis Rosenheim, vollbepackt mit Obst. In Anhängern oder im Kofferraum – kistenweise schleppen sie die Äpfel heran. Einen Schönheitspreis gewinnen seine Äpfel in diesem Jahr nicht, schmunzelt Stefan Hackner. Viele haben schwarze Flecken auf der Schale oder kleine Verwundungen. Doch sie sind ungespritzt und ergeben einen guten Saft. Da ist das Aussehen nicht so wichtig.

Waschen, häckseln, pressen

Praktisch an der Mosterei in Tuntenhausen: Die Autos können bis direkt vor die Tür fahren. Dann heißt es Kisten schleppen und das Obst hineinkippen in die Presse. Erst werden die Äpfel gewaschen, dann gehäckselt und gepresst. Und schon sprudelt der frische Saft. Der ganze Raum duftet.

Die Obstpresse in Tuntenhausen gibts seit 1934. Betrieben wird sie derzeit vom gemeinnützigen Obst- und Gartenbauverein. In den vergangenen Jahren wurde die Presse immer wieder modernisiert. Jetzt arbeitet sie richtig flott. Früher habe es eine Stunde gedauert, drei Zentner Äpfel zu pressen. Heute geht das in zehn Minuten, erklärt die Erste Vorsitzende des Obst- und Gartenbauvereins, Dorothea Niedermaier. Die Mosterei ist offen für alle: Manche bringen nur ein paar Eimer voll Äpfel, auch die werden verarbeitet. Andere fahren mit prall gefüllten Anhängern vor.

Saft ist mehrere Jahre haltbar

Im Raum nebenan wird der Saft dann noch erhitzt, auf mindestens 80 Grad – und damit haltbar gemacht. Jeder Handgriff sitzt bei den Mostfrauen um Anna Ehberger. Sie sind seit Jahren im Most-Häusl tätig. Im letzten Schritt wird der duftende Saft dann noch abgefüllt. In Fünf- oder Zehnliterbeutel, die in Kartons verpackt werden. Der Kunde kann entscheiden, was ihm lieber ist. Er könnte auch eigene Flaschen mitbringen oder ein Essigfass, um Apfelessig herzustellen. Die meisten entscheiden sich für die Fünfliter-Kartons. Die sind am handlichsten, so die Erfahrung von Anna Ehberger.

Die Kundinnen und Kunden kommen aus dem ganzen Landkreis Rosenheim zur Mosterei in Tuntenhausen. Ebenso aus dem Raum Ebersberg, aus Wasserburg und bis aus München. Das Team der Mostfrauen ist bunt gemischt, 35 bis 70 Jahre alt – und stolz auf den Erfolg. Der Job sei heißbegehrt, das Team eingespielt und voll Freude. Vier- bis fünftausend Liter Saft pressen sie derzeit pro Tag. Es ist ein gutes Obstjahr.

Ungespritzt und günstig

Die Kundinnen und Kunden sind aus mehreren Gründen angetan: Erstens bekommen sie den Saft aus ihrem eigenen Obst. Zweitens klappt das Pressen flott und "wie am Schnürchen", so ein Herr, der mit 100 Litern Apfelsaft nach Hause fährt. Er freut sich, dass es drittens auch recht günstig ist. Rund sechzig Euro habe er bezahlt für seine 100 Liter Saft.

Noch etwas kommt gut an: Die Äpfel werden komplett verwertet. Auch der sogenannte Trester. Also das, was noch überbleibt, wenn der Saft herausgepresst ist. Den holen sich die Jäger und Bauern. Denn für Rehe und Kühe sei das ein Leckerbissen.

Die Mosterei in Tuntenhausen ist heuer voraussichtlich noch bis Ende Oktober in Betrieb. Neben Äpfeln können dort auch Birnen, Quitten und Trauben gepresst werden.

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