Aus dem Archiv: Das Riesenrad am Karpfhamer Fest
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Das Riesenrad des Karpfhamer Fests (Archivbild)

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Ostbayerische Volksfeste: Sicherheitskonzepte auf dem Prüfstand

Ostbayerische Volksfeste: Sicherheitskonzepte auf dem Prüfstand

In diesen Tagen laufen - oder starten - in Bayern wieder viele Volksfeste, auch in Ostbayern. Sicherheit ist Thema, besonders nach dem Messerangriff von Solingen. Polizeipräsenz wird immer wichtiger – doch die Gewerkschaft sieht die Kräfte am Limit.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Niederbayern am .

Nach der Messerattacke von Solingen geht die Sorge um: Sind Großveranstaltungen noch sicher? In diesen Tagen starten oder laufen in Ostbayern bereits wieder viele große Volksfeste, bayernweit folgen noch weitere größere Veranstaltungen, allen voran das Oktoberfest im September in München. Die Behörden sind wachsam und überprüfen ihre Sicherheitskonzepte, wie etwa in Passau oder Regensburg. Die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) in Bayern rechnet mit einer starken Mehrbelastung – dabei seien die Beamtinnen und Beamten bereits jetzt schon fast am Anschlag.

Volksfeste mit schärferen Kontrollen

In Regensburg seien die Stadt und die Sicherheitskräfte erhöht wachsam, sagte eine Sprecherin mit Blick auf die Herbstdult, die noch bis zum 8. September dauert. Hier gebe es Kontrollen an den Zugängen, Polizei sei auf dem Festgelände unterwegs und die Zelte würden von Sicherheitsdiensten überwacht.

Spätestens seit dem Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz 2016 habe sich Regensburg mit der abstrakten Gefahr unterschiedlicher Anschlagsformen beschäftigt und die Konzepte evaluiert und angepasst. 

Passau prüft Anpassung des Sicherheitskonzepts

Die Passauer Dult soll am 6. September für zehn Tage ihre Pforten öffnen. Die Stadt nehme das Thema Sicherheit sehr ernst, heißt es hier. Derzeit werde geprüft, ob und inwiefern das Sicherheitskonzept angepasst werden müsse. Als Beispiel nannte der Stadtsprecher eine Aufstockung des Sicherheitspersonals, mehr Taschenkontrollen oder Patrouillen. 

Auch in München setzt man sich intensiv mit diesem Thema auseinander, soll hier doch am 21. September das Oktoberfest starten, das jedes Jahr Millionen Menschen aus aller Welt anlockt. Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) kündigte bereits schärfere Kontrollen an.

Abensberger Gillamoos: Polizei setzt auf Präsenz

In Abensberg gilt die Aufmerksamkeit vor allem dem Gillamoos-Jahrmarkt, der am heutigen Donnerstag (ab 18 Uhr) beginnt und am Montag mit einem Frühschoppen mit allerlei Politprominenz endet. Unter anderem werden die Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU/Bayern), Alexander Schweitzer (SPD/Rheinland-Pfalz) und Boris Rhein (CDU/Hessen) sprechen. Außerdem treten Hubert Aiwanger (Freie Wähler), Anton Hofreiter (Grüne), Stephan Protschka (AfD) und Martin Hagen (FDP) beim Schlagabtausch auf. Hier gebe es bereits ein umfangreiches Sicherheitskonzept und eine starke Polizeipräsenz, teilte die Polizeiinspektion Kelheim mit. Eine ständige Lagebewertung ermögliche zudem das frühzeitige Erkennen von Gefahrensituationen.

Polizeigewerkschaft: Konzepte sollten Attentatsszenarien beinhalten

"Wichtig ist, dass solche Sicherheitskonzepte bereits diverse Attentatsszenarien beinhalten", sagte der Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) in Bayern, Jürgen Köhnlein. Das Konzept für die Wiesn nannte er "sehr ausgefeilt". Anders als in Solingen seien viele Videokameras auf der Theresienwiese, aber auch in den Zelten installiert. Und es gebe eine eigene Wiesn-Wache der Polizei mit speziell ausgebildeten Einsatzkräften.

Viel Arbeit für Polizei und Sicherheitsunternehmen

Insgesamt gebe es derzeit viel Arbeit für die Polizei. "Die Sicherheitslage in Deutschland hat sich massiv verschärft", so der Sprecher. Das subjektive Sicherheitsgefühl der Bevölkerung habe zudem abgenommen. Nach Angaben Köhnleins befindet sich die Polizei fast durchgehend in Einsatzlagen. Als Beispiele nannte er die Sicherheitskonferenz in München, die Fußball-Europameisterschaft, Hochrisikospiele von der Bundes- bis zur Regionalliga, alle Frühjahrs-, Herbst-, Volks- und Weinfeste sowie große Konzerte, vor allem in München. "Und dazu jetzt diese angeheizte Sicherheitslage in Deutschland."

Ohne private Sicherheitsunternehmen ließen sich solche Veranstaltungen gar nicht mehr durchführen. "Wir schleifen unsere Einsatzkräfte mit der Folge, dass es immer mehr zu krankheitsbedingten Ausfällen kommen wird."

Karpfhamer Fest und Rottalschau

Derweil sollen in den nächsten Tagen und Wochen noch einige Feste sicher über die Bühne gehen. Bis zum 1. September läuft in Niederbayern noch die Bartlmädult in Landshut, außerdem beginnt heute ab 17 Uhr im Rottal ein weiteres der größten bayerischen Volksfeste: das Karpfhamer Fest. Karpfham ist ein Gemeindeteil der Stadt Bad Griesbach im Landkreis Passau. Die Veranstalter rechnen wieder mit knapp einer halben Million Besucher. Nach dem Messerangriff in Solingen sei das Sicherheitskonzept auch hier verschärft worden, informierte Fest-Vorstandsvorsitzender Jürgen Pentlehner. "Wir werden Messer nicht verbieten, aber es wird mehr Personal für Taschenkontrollen geben als geplant", sagte er BR24. Auch die Polizei werde ihre Präsenz erhöhen.

Direkt nebenan startet am Freitag auch die Rottalschau, traditionsgemäß einen Tag später als das Karpfhamer Fest. Sie gilt als eine der größten Landtechnik-Messen Deutschlands und ist größer als zuvor. Auf rund 76.000 Quadratmeter Fläche präsentieren sich 620 Aussteller.

mit Material der dpa

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