Das Wochenendwetter zumindest wäre wiesn-tauglich gewesen - doch Corona macht auch im zweiten Jahr in Folge kein Oktoberfest möglich. Stattdessen geht die Ersatzveranstaltung "WirtshausWiesn" in die zweite Runde: Gefeiert wird nicht auf der Theresienwiese, sondern in etwa 50 Gaststätten in München. Das erste WirtshausWiesn-Wochenende war schon mal ein echter Erfolg.
Wie auf der Wiesn: Essen, Trinken, einen Platz ergattern
Echtes "Wiesn-Feeling" konnte erleben, wer versuchte, in einem der Biergärten oder Wirtshäusern einen Platz zu bekommen; wegen des Andrangs unter strengen Hygieneregeln war das nicht immer leicht. Wie auf dem "echten" Oktoberfest waren die Renner: Bier und Hendl. Allein am Eröffnungs-Samstag wurden etwa 65.000 Maß verkauft. "Und Hendl erinnern halt alle an die Wiesn", sagte Thomas Vollmer, der Wirt vom Augustiner Stammhaus in der Münchner Fußgängerzone und auf dem Oktoberfest Wirt des Augustiner-Festzelts.
Viele Besucherinnen und Besucher schienen sich gefreut zu haben über eine Gelegenheit, die Tracht aus dem Schrank zu holen. Etwa drei Viertel der Gäste seien in Dirndl und Lederhose gekommen, schätzt WirtshausWiesn-Sprecherin Annette Baronikians.
Viele Schläge auf viele Fässer
Statt des zentralen "O'zapfens" im Schottenhamel-Festzelt wurde am Samstag gleich in mehreren Wirtschaften ein Fass angestochen. Der Münchner Alt-Oberbürgermeister und Ex-Anzapfkönig Christian Ude (SPD) brauchte im Schiller Bräu nur zwei Schläge, wie in alten Zeiten. Er hatte als erster OB 2005 das 200-Liter-Fass auf dem Oktoberfest mit nur zwei Schlägen angezapft.
Vielleicht hat Ude heimlich trainiert, denn im vergangenen Jahr war er nicht so gut in Form gewesen. Er hatte eine ganze Reihe Schläge mehr gebraucht. "In meinem Alter fragt man nicht mehr, wie viele Schläge braucht er, sondern wie viele Schläge schafft er noch", witzelte Ude (73) am Samstag.
Oktoberfest-Ersatz auch am Viktualienmarkt
Im "Platzl" hat der Sprecher der Wiesnwirte, Peter Inselkammer, das Fass angestochen. Ebenfalls um 12 Uhr zapfte Justizminister Georg Eisenreich (CSU) das erste Fass Wiesn-Bier im "Augustiner Klosterwirt" an. Wiesnwirte, das Münchner Kindl, Vertreter der Münchner Brauereien und der Stadtpolitik haben sich am Viktualienmarkt in München zum erneuten Nicht-Beginn des Oktoberfestes zugeprostet. Mit trotz der Absage gebrautem Wiesnbier stießen sie in einem eigenen Krug auf eine baldige echte Wiesn an. Brauereigespanne waren dazu zum Viktualienmarkt gezogen.
Die WirthausWiesn bleibt
Bis zum 3. Oktober kann man in München nun die "Ersatz-Wiesn" genießen. Im kommenden Jahr soll es dann, wenn alles gut läuft, auch wieder das "echte" Oktoberfest geben. Ein Aus für die WirtshausWiesn werde das aber nicht bedeuten, so die Sprecherin: Die Feier in den Wirtschaften soll weiterhin stattfinden, dann eben parallel zur Feier in den Festzelten.
Ein altes Konzept neu belebt
Das Konzept der "WirtshausWiesn" beruht auf einer Tradition, die genau so alt ist wie die Wiesn selbst. Das allererste Oktoberfest im Jahr 1810 wurde nämlich gar nicht auf der Theresienwiese gefeiert, dort fand "nur" ein Pferderennen statt. Gegessen, getrunken und gesungen wurde in den umliegenden Wirtshäusern.
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