Ein Pressefotograf macht Bilder vom Angeklagten und dessen Anwältin im Passauer Amtsgericht.
Bildrechte: BR/Katharina Häringer
Audiobeitrag

Ein Pressefotograf macht Bilder vom Angeklagten und dessen Anwältin im Passauer Amtsgericht.

Audiobeitrag
>

Prozess um Todesfahrt im Passauer Lieferverkehr

Prozess um Todesfahrt im Passauer Lieferverkehr

Ein Lastwagenfahrer steuert in Passau in eine Menschengruppe. Eine Mutter und ihre Tochter verlieren ihr Leben. Auch 13 Monate danach sieht alles nach einem tragischen Unfall aus. Nun hat der Prozess begonnen. Schon heute könnte ein Urteil fallen.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Niederbayern und Oberpfalz am .

Ein Vormittag kurz nach Weihnachten 2023 in Passaus Innenstadt. Viele Menschen bummeln durch die Stadt, tauschen Geschenke um, Lastwagen beliefern die Geschäfte nach den Feiertagen mit Ware. Doch als ein Lastwagenfahrer nach dem Anliefern in der Bahnhofstraße wenden will, fährt er in eine Menschengruppe.

Eine 37 Jahre alte Frau und deren elf Jahre alte Tochter sterben, drei weitere Menschen, darunter der neun Jahre alte Sohn der Frau, werden teils schwer verletzt. Erst an einer Mauer kommt der Lkw zum Stehen.

Video von der Todesfahrt

13 Monate später wird nun dem Lastwagenfahrer vor dem Amtsgericht Passau der Prozess gemacht. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten fahrlässige Tötung und fahrlässige Körperverletzung vor. Dafür sieht der Gesetzgeber eine Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren oder eine Geldstrafe vor. Es ist nur ein Verhandlungstag angesetzt. Das heißt: Es soll noch am Montag das Urteil fallen.

In der belebten Einkaufsstraße gab es damals zahlreiche Zeugen. Ein Stadtbus stand in der Nähe an einer roten Ampel, und auch die Videokamera eines geparkten Autos zeichnete die Todesfahrt auf. Zu dem Prozess sind fünf Zeugen und ein Sachverständiger geladen.

Staatsanwaltschaft geht von menschlichem Versagen aus

Die Staatsanwaltschaft hatte nach dem Unglück mitgeteilt, dass bei dem Fahrer weder Drogen noch Alkohol im Spiel waren. Außerdem konnten laut Gutachten technische Mängel am Lastwagen ausgeschlossen werden. Die Staatsanwaltschaft geht von menschlichem Versagen aus, da es auch keinerlei Anhaltspunkte für Vorsatz gibt, erklärte damals Klaus Fruth, Sprecher der Staatsanwaltschaft in Passau.

Führerschein entzogen

Der Angeklagte war zum Zeitpunkt des Unfalls 63 Jahre alt und seit Jahren als Lastwagenfahrer für ein Unternehmen aus dem Raum Regensburg unterwegs. "Den Ermittlungen zufolge wusste er zunächst überhaupt nichts über die Ausmaße des Unfalls und hat sich sehr bestürzt gezeigt, dass es Todesfälle gab", sagt Martin Metzler, Pressesprecher am Amtsgericht Passau. Seinen Führerschein musste der Mann abgeben.

Stadt stellt neue Verkehrsschilder auf

Nach dem Unglück hatte der Verkehrsclub Deutschland (VCD) ein neues Lieferverkehrs-Konzept für Passau gefordert. Die Stadt überprüfte die Verkehrssituation am Unglücksort, kam allerdings zu dem Schluss, dass sich nichts verschärfen lässt. Geschwindigkeitsbeschränkungen und Durchfahrtsverbote gibt es in diesem Bereich der Innenstadt bereits. Die Stadt ließ neue Schilder aufstellen, um die geltenden Regeln deutlicher zu machen.

Im Video: Nach dem tödlichen Unfall - Risiko Lieferverkehr

Einsatzfahrzeuge in der Passauer Innenstadt
Bildrechte: dpa-Bildfunk
Videobeitrag

Einsatzfahrzeuge am Unfallort: Im Dezember 2023 steuerte ein Lkw-Fahrer in Passau in eine Menschengruppe und überrollte zwei Menschen.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!