Im Theater in Kempten herrscht Aufruhr: Die Stadt will die Mittel fürs Theater massiv einkürzen - je nach Berechnung geht es in den Vorschlägen der Kämmerei um insgesamt 400 bis 500.000 Euro für den Betrieb von Haus und Bühne. Im künstlerischen Bereich würde das Budget damit um fast ein Drittel drastisch gekürzt. Für das Kemptener Theater in seiner jetzigen Form könnte das das Aus bedeuten.
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Kürzungen könnten Ende des Spielbetriebs bedeuten
Das Theater in Kempten, kurz TiK, setzt auf Eigenproduktionen, bietet Schulaufführungen und hat ein eigenes Ensemble. Mit den Sparmaßnahmen der Stadt wäre all das nicht mehr möglich, sagt Schauspieler Hans Piesbergen: "Damit wäre der Spielbetrieb, so wie wir ihn handhaben, nicht möglich. Dann ist zu erstmal."
Ensemble startet Online-Petition
Am Sonntagabend hat das Ensemble des Theaters deshalb eine Online-Petition auf den Weg gebracht. Das Ziel: Oberbürgermeister und Stadträte davon zu überzeugen, den vorgeschlagenen Sparplänen der Verwaltung nicht zuzustimmen. Fast 7.000 Unterstützer haben bereits unterschrieben. Für Theaterdirektorin Silvia Armbruster geht es darum, einen – wie sie sagt – "kulturellen Kahlschlag" im Theater mit seinen jährlich 50.000 Besuchern zu verhindern.
Besonders bitter seien die Kürzungen, da die vergangene Saison die Beste des Theaters gewesen sei, mit den höchsten Einnahmen, mit den höchsten Zuschauerzahlen. "Das ist für mich die wirklich schräge Situation, dass wir die erfolgreichste Saison gemacht haben und danach eine Kürzung kommt, die quasi alles unmöglich macht", sagt Armbruster.
Haushaltsüberschuss für das Theater
Im Rathaus hat Oberbürgermeister Thomas Kiechle (CSU) zwischenzeitlich reagiert: Aus dem Haushaltsüberschuss von diesem Jahr will er dem Theater im kommenden Jahr 150.000 Euro zur Verfügung stellen, um die Kürzungen abzumildern. Trotzdem bleibt das Sparen in Zeiten knapper Kassen für ihn das oberste Gebot in seiner Stadt. Man müsse in allen Bereichen sparen, auch bei der Kultur.
Ihm sei aber bewusst, so der Oberbürgermeister, "dass diese Vorgabe, die wir verwaltungsseitig jetzt für das Theater gegeben haben, dann zu einer Situation führt, die für den Spielbetrieb in der gewohnten Art und Weise so nicht mehr möglich ist."
Theaterdirektorin: "Ermöglicht uns, ein Jahr weiterzumachen"
Im künstlerischen Betrieb müsste das Theater dann nun nur noch halb so viel einsparen. Das helfe schon, sagt Theaterdirektorin Armbruster. Zum Aufatmen ist es für sie aber noch zu früh. "Das ist nicht die Erlösung, aber das ermöglicht uns, ein Jahr weiterzumachen. Das wird zu Reduzierungen führen, das ist ganz klar. Das wird zu strukturellen Veränderungen führen, das ist auch ganz klar. Aber ich muss keine Menschen entlassen."
Die Online-Petition will das Theaterensemble weiterlaufen lassen. Denn am Montag befasst sich der Haupt- und Finanzausschuss des Stadtrats mit den Sparplänen. Im Theater warten sie gespannt, was dabei herauskommt.
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