Petplay wird in Deutschland immer bekannter. Die Teilnehmer verkleiden sich dabei als Tiere und schlüpfen unter anderem in die Rollen von Hundewelpen (Puppys), Kätzchen (Kittens) und Pferden (Horses). Vor allem in Großstädten wie Berlin, Köln oder München sind die Rollenspieler unterwegs. Die Community in ländlichen Gebieten ist zwar noch sehr klein, wächst aber stetig.
BR24 vor Ort war mit fünf Puppy-Playern in Straubing unterwegs. Wie reagiert die Stadt auf Menschen mit Hundemasken?
Was ist Puppyplay?
Beim Puppyplay inszenieren sich die Teilnehmenden als Hundewelpen. Sie tragen Hundemasken aus Neopren-Stoff. Die Rollenspiele sind sehr spielerisch ausgelegt: Bälle werden geworfen und gefangen, die Puppys werden an der Leine geführt.
Puppyplay ist eine Art Petplay. Die Ursprünge davon liegen in der BDSM-Szene, wo es als eine Form des Macht- und Kontrollspiels entstand. Heute ist es jedoch vielfältiger, nicht mehr ausschließlich von Männern dominiert und auch nicht zwingend auf sexuelle Aspekte fokussiert.
Die Puppyplayer "Wauki" und "Narni" aus dem Landkreis Straubing-Bogen kämpfen um mehr Toleranz für ihre Community. Ihre echten Namen wollen sie nicht nennen. Sie gehen gemeinsam mit den sogenannten Wuffeln "Weti" und "Cando" durch die Stadt Gassi. Weti führt dabei Cando an der Leine. Rund 10.000 Petplayer gebe es deutschlandweit, schätzt Weti, und es "werden immer mehr". Die Community vernetzt sich hauptsächlich über den Messengerdienst Telegram, wo sie sich austauschen und Treffen in sogenannten Stammis, also Stammtischen organisieren.
Beruf Anlagenmechaniker, Leidenschaft Puppyplayer
Es gehe vorwiegend um Zusammenhalt, Geborgenheit und Sicherheit, sagt Wauki. Aber auch um Dominanz und das In-eine-andere-Rolle-Schlüpfen. In seinem Beruf als Anlagenmechaniker müsse er oft Befehle befolgen, sagt Wauki, dort sei er "eher unterwürfiger". Als Puppyplayer genießt er es, selbst Befehle geben zu können.
Petplayer trauen sich vor allem in Gruppen auf die Straße, um die Geborgenheit und Sicherheit zu erleben, die sie sich wünschen. Wauki geht mit seiner Maske auch im Supermarkt einkaufen. Die Anonymität beim Aufsetzen der Maske spiele ebenfalls eine wichtige Rolle. Und helfe vielen, ihre sozialen Ängste zu überwinden.
Wauki, Narni und Weti sind Mitbegründer von Petplay-Germany und engagieren sich auch in der queeren Szene. Bei Christopher Street Days in München, aber auch in kleineren Städten wie Straubing und Kelheim sind sie mit Infoständen präsent und verteilen Flyer an Passanten. Wauki klärt auf, dass es vor allem um die Flucht aus dem Alltag gehe.
Petplayer sind auch Anfeindungen ausgesetzt
Dabei sind die Petplayer aber immer wieder auch Anfeindungen ausgesetzt. Hinterherbellen und dumme Sprüche seien normal. Vor allem Jüngere zeigten sich ihnen gegenüber intolerant. "Sich unter Freunden und Kumpeln beweisen", um "cool" zu sein, sagt Wauki. Narni berichtet von einem Vorfall, bei dem sie körperlich angegriffen wurde und um ihr Leben bangte. Näher eingehen darauf will sie aber nicht. Sie möchte nicht, dass Menschen, die sich für Petplay interessieren, dadurch verschreckt werden.
Dem gegenüber stehen auch viele positive Reaktionen auf die Petplayer aus Straubing: "Ich finde es mutig" sagt ein junger Mann, den sie an der Donau antreffen. Ein Vater mit zwei Kindern findet es "interessant, weil es auffällt". Der Petplayer ist überrascht von der Offenheit der Straubinger. "Das ist sonst eher selten verbreitet", sagt der große, schlanke Mann mit grünem Irokesen-Schnitt, der als Zugbegleiter arbeitet. Viele würden sich im ländlichen Bereich noch nicht "raustrauen". Aber nach Berlin, Köln oder München zu ziehen sei für sie keine Option. Die leidenschaftlichen Petplayer wollen gerade hier im ländlichen Raum für mehr Toleranz werben.
- Zum Artikel: Verdoppelung queerfeindlicher Straftaten in Bayern
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